Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite



cher Verlust uns von der Vergänglichkeit, ja von
der Nichtigkeit alles diesseitigen nur zu durchgrei-
fend belehrt hat, sich in der Gestalt der heitern
Resignation wieder einfindet, und den so gearte-
ten Menschen sanft vom Leben ablös't. -- Die
Freude an dieser neuen Stiftung knüpfte den ed-
len Willich noch einmal mit ganz frischen Banden
an das Leben. Durch sie ward ein alter Lieb-
lingswunsch erfüllt, über welchen er oft in frü-
hern Zeiten an schönen Sommerabenden sich fast
schwärmend mit Selma unterhalten. Diesen Plan,
welchen er nur als Luftschloß noch angesehen hatte,
sollte er nur durch seine geliebte Clare ausgeführt
sehen, ja mit ihr an der Bildung dieser Adoptiv-
enkel arbeiten; denn das mußte er, wie er sagte,
nothwendig, wenn er seine ganze Freude am Le-
ben behalten solle.

Wie nun dies alles in's Werk gerichtet wurde,
davon gibt vielleicht eine eigene Darstellung Re-
chenschaft, wenn die Aufnahme dieses ersten Ge-
mäldes, und wenn Gesundheit und frohe Schreib-
lust eine solche gestatten.





cher Verluſt uns von der Vergänglichkeit, ja von
der Nichtigkeit alles diesſeitigen nur zu durchgrei-
fend belehrt hat, ſich in der Geſtalt der heitern
Reſignation wieder einfindet, und den ſo gearte-
ten Menſchen ſanft vom Leben ablöſ’t. — Die
Freude an dieſer neuen Stiftung knüpfte den ed-
len Willich noch einmal mit ganz friſchen Banden
an das Leben. Durch ſie ward ein alter Lieb-
lingswunſch erfüllt, über welchen er oft in frü-
hern Zeiten an ſchönen Sommerabenden ſich faſt
ſchwärmend mit Selma unterhalten. Dieſen Plan,
welchen er nur als Luftſchloß noch angeſehen hatte,
ſollte er nur durch ſeine geliebte Clare ausgeführt
ſehen, ja mit ihr an der Bildung dieſer Adoptiv-
enkel arbeiten; denn das mußte er, wie er ſagte,
nothwendig, wenn er ſeine ganze Freude am Le-
ben behalten ſolle.

Wie nun dies alles in’s Werk gerichtet wurde,
davon gibt vielleicht eine eigene Darſtellung Re-
chenſchaft, wenn die Aufnahme dieſes erſten Ge-
mäldes, und wenn Geſundheit und frohe Schreib-
luſt eine ſolche geſtatten.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0413" n="405"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
cher Verlu&#x017F;t uns von der Vergänglichkeit, ja von<lb/>
der Nichtigkeit alles dies&#x017F;eitigen nur zu durchgrei-<lb/>
fend belehrt hat, &#x017F;ich in der Ge&#x017F;talt der heitern<lb/>
Re&#x017F;ignation wieder einfindet, und den &#x017F;o gearte-<lb/>
ten Men&#x017F;chen &#x017F;anft vom Leben ablö&#x017F;&#x2019;t. &#x2014; Die<lb/>
Freude an die&#x017F;er neuen Stiftung knüpfte den ed-<lb/>
len Willich noch einmal mit ganz fri&#x017F;chen Banden<lb/>
an das Leben. Durch &#x017F;ie ward ein alter Lieb-<lb/>
lingswun&#x017F;ch erfüllt, über welchen er oft in frü-<lb/>
hern Zeiten an &#x017F;chönen Sommerabenden &#x017F;ich fa&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwärmend mit Selma unterhalten. Die&#x017F;en Plan,<lb/>
welchen er nur als Luft&#x017F;chloß noch ange&#x017F;ehen hatte,<lb/>
&#x017F;ollte er nur durch &#x017F;eine geliebte Clare ausgeführt<lb/>
&#x017F;ehen, ja mit ihr an der Bildung die&#x017F;er Adoptiv-<lb/>
enkel arbeiten; denn das mußte er, wie er &#x017F;agte,<lb/>
nothwendig, wenn er &#x017F;eine ganze Freude am Le-<lb/>
ben behalten &#x017F;olle.</p><lb/>
          <p>Wie nun dies alles in&#x2019;s Werk gerichtet wurde,<lb/>
davon gibt vielleicht eine eigene Dar&#x017F;tellung Re-<lb/>
chen&#x017F;chaft, wenn die Aufnahme die&#x017F;es er&#x017F;ten Ge-<lb/>
mäldes, und wenn Ge&#x017F;undheit und frohe Schreib-<lb/>
lu&#x017F;t eine &#x017F;olche ge&#x017F;tatten.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0413] cher Verluſt uns von der Vergänglichkeit, ja von der Nichtigkeit alles diesſeitigen nur zu durchgrei- fend belehrt hat, ſich in der Geſtalt der heitern Reſignation wieder einfindet, und den ſo gearte- ten Menſchen ſanft vom Leben ablöſ’t. — Die Freude an dieſer neuen Stiftung knüpfte den ed- len Willich noch einmal mit ganz friſchen Banden an das Leben. Durch ſie ward ein alter Lieb- lingswunſch erfüllt, über welchen er oft in frü- hern Zeiten an ſchönen Sommerabenden ſich faſt ſchwärmend mit Selma unterhalten. Dieſen Plan, welchen er nur als Luftſchloß noch angeſehen hatte, ſollte er nur durch ſeine geliebte Clare ausgeführt ſehen, ja mit ihr an der Bildung dieſer Adoptiv- enkel arbeiten; denn das mußte er, wie er ſagte, nothwendig, wenn er ſeine ganze Freude am Le- ben behalten ſolle. Wie nun dies alles in’s Werk gerichtet wurde, davon gibt vielleicht eine eigene Darſtellung Re- chenſchaft, wenn die Aufnahme dieſes erſten Ge- mäldes, und wenn Geſundheit und frohe Schreib- luſt eine ſolche geſtatten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/413
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/413>, abgerufen am 28.03.2024.