mit wir uns deß so lange als möglich vorher freuen. Sehen müssen wir uns aber auf alle Weise, ehe Du so gar fern von uns scheidest.
Du wirst also dem alten Schauplatze großer Thaten und Menschen sehr nahe seyn, ihn zum Theil mit eigenen Augen sehen: ich könnte Dich beneiden! Und doch wünscht' ich, Du bliebst bei uns im trauten Vaterlande, und wir machten alle nur eine liebende Familie aus -- auf keinen Fall könnte ich mich nun von diesen Kindern tren- nen, ehe ihre Bildung vollendet ist. Jetzt fodert das Schicksal selbst von Dir, daß Du mir diese schöne Pflicht ganz übertragest.
Wie herrlich wär' es, wenn wir beisammen auf dem schönsten Fleckchen Deutschlandes wohnten! Doch, sollte Dein Mann einst nach Jtalien beru- fen werden: auch da könnten wir vereint leben.
Schreibe bald, und laß es möglich werden, daß wir in D. zusammentreffen: ich bitte Dich. Auch kann ich es von Deinem Manne nicht anders
mit wir uns deß ſo lange als möglich vorher freuen. Sehen müſſen wir uns aber auf alle Weiſe, ehe Du ſo gar fern von uns ſcheideſt.
Du wirſt alſo dem alten Schauplatze großer Thaten und Menſchen ſehr nahe ſeyn, ihn zum Theil mit eigenen Augen ſehen: ich könnte Dich beneiden! Und doch wünſcht’ ich, Du bliebſt bei uns im trauten Vaterlande, und wir machten alle nur eine liebende Familie aus — auf keinen Fall könnte ich mich nun von dieſen Kindern tren- nen, ehe ihre Bildung vollendet iſt. Jetzt fodert das Schickſal ſelbſt von Dir, daß Du mir dieſe ſchöne Pflicht ganz übertrageſt.
Wie herrlich wär’ es, wenn wir beiſammen auf dem ſchönſten Fleckchen Deutſchlandes wohnten! Doch, ſollte Dein Mann einſt nach Jtalien beru- fen werden: auch da könnten wir vereint leben.
Schreibe bald, und laß es möglich werden, daß wir in D. zuſammentreffen: ich bitte Dich. Auch kann ich es von Deinem Manne nicht anders
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0037"n="29"/>
mit wir uns deß ſo lange als möglich vorher freuen.<lb/>
Sehen müſſen wir uns aber auf alle Weiſe, ehe<lb/>
Du ſo gar fern von uns ſcheideſt.</p><lb/><p>Du wirſt alſo dem alten Schauplatze großer<lb/>
Thaten und Menſchen ſehr nahe ſeyn, ihn zum<lb/>
Theil mit eigenen Augen ſehen: ich könnte Dich<lb/>
beneiden! Und doch wünſcht’ ich, Du bliebſt bei<lb/>
uns im trauten Vaterlande, und wir machten alle<lb/>
nur <hirendition="#g">eine</hi> liebende Familie aus — auf keinen<lb/>
Fall könnte ich mich nun von dieſen Kindern tren-<lb/>
nen, ehe ihre Bildung vollendet iſt. Jetzt fodert<lb/>
das Schickſal ſelbſt von Dir, daß Du mir dieſe<lb/>ſchöne Pflicht ganz übertrageſt.</p><lb/><p>Wie herrlich wär’ es, wenn wir beiſammen auf<lb/>
dem ſchönſten Fleckchen Deutſchlandes wohnten!<lb/>
Doch, ſollte Dein Mann einſt nach Jtalien beru-<lb/>
fen werden: auch da könnten wir vereint leben.</p><lb/><p>Schreibe bald, und laß es möglich werden, daß<lb/>
wir in D. zuſammentreffen: ich bitte Dich. Auch<lb/>
kann ich es von Deinem Manne nicht anders<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[29/0037]
mit wir uns deß ſo lange als möglich vorher freuen.
Sehen müſſen wir uns aber auf alle Weiſe, ehe
Du ſo gar fern von uns ſcheideſt.
Du wirſt alſo dem alten Schauplatze großer
Thaten und Menſchen ſehr nahe ſeyn, ihn zum
Theil mit eigenen Augen ſehen: ich könnte Dich
beneiden! Und doch wünſcht’ ich, Du bliebſt bei
uns im trauten Vaterlande, und wir machten alle
nur eine liebende Familie aus — auf keinen
Fall könnte ich mich nun von dieſen Kindern tren-
nen, ehe ihre Bildung vollendet iſt. Jetzt fodert
das Schickſal ſelbſt von Dir, daß Du mir dieſe
ſchöne Pflicht ganz übertrageſt.
Wie herrlich wär’ es, wenn wir beiſammen auf
dem ſchönſten Fleckchen Deutſchlandes wohnten!
Doch, ſollte Dein Mann einſt nach Jtalien beru-
fen werden: auch da könnten wir vereint leben.
Schreibe bald, und laß es möglich werden, daß
wir in D. zuſammentreffen: ich bitte Dich. Auch
kann ich es von Deinem Manne nicht anders
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/37>, abgerufen am 26.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.