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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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Menschen verbarg -- waren ihre Sprache -- und
o wie viel beredter, als die auserlesensten Wor-
te! -- Jch wollte Jhnen die Geschichte meiner
Liebe erzählen, aber ich sehe, daß ich es nicht
vermag. Den Segen des edlen Vaters habe ich.
O nun auch den Jhrigen, und ich fordere den
glücklichsten Sterblichen heraus, sich mit Bruno
zu messen. Vier glückliche Wochen wollen wir
mit dem Vater und Betty noch hier seyn, dann
kommen wir zu Jhnen, und werfen uns in Jhre
Arme; denn wir hoffen einen Theil der Reise
noch mit Jhnen zu machen; nur jetzt muß der
Vater noch ausruhen von der Reise, und von der
allzuplötzlichen Freude über sein Clärchen. Auch
Jhr Bruno könnte jetzt nicht reisen; er ist allzu-
glücklich, hat aller Freuden Fülle tief in sich. Und
wem verdankt er es nächst der Cläre selbst? Wer
hat dieser kräftigschönen Natur zu solcher Entfal-
tung geholfen? -- O nur der Anblick der Men-
schen, welche Sie so reich gemacht, kann Jhnen
Vergeltung seyn!"

So, Emma, ist also mein Traum erfüllt,
mein schöner Traum von der Liebe eines ganz



Menſchen verbarg — waren ihre Sprache — und
o wie viel beredter, als die auserleſenſten Wor-
te! — Jch wollte Jhnen die Geſchichte meiner
Liebe erzählen, aber ich ſehe, daß ich es nicht
vermag. Den Segen des edlen Vaters habe ich.
O nun auch den Jhrigen, und ich fordere den
glücklichſten Sterblichen heraus, ſich mit Bruno
zu meſſen. Vier glückliche Wochen wollen wir
mit dem Vater und Betty noch hier ſeyn, dann
kommen wir zu Jhnen, und werfen uns in Jhre
Arme; denn wir hoffen einen Theil der Reiſe
noch mit Jhnen zu machen; nur jetzt muß der
Vater noch ausruhen von der Reiſe, und von der
allzuplötzlichen Freude über ſein Clärchen. Auch
Jhr Bruno könnte jetzt nicht reiſen; er iſt allzu-
glücklich, hat aller Freuden Fülle tief in ſich. Und
wem verdankt er es nächſt der Cläre ſelbſt? Wer
hat dieſer kräftigſchönen Natur zu ſolcher Entfal-
tung geholfen? — O nur der Anblick der Men-
ſchen, welche Sie ſo reich gemacht, kann Jhnen
Vergeltung ſeyn!‟

So, Emma, iſt alſo mein Traum erfüllt,
mein ſchöner Traum von der Liebe eines ganz

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[322/0330] Menſchen verbarg — waren ihre Sprache — und o wie viel beredter, als die auserleſenſten Wor- te! — Jch wollte Jhnen die Geſchichte meiner Liebe erzählen, aber ich ſehe, daß ich es nicht vermag. Den Segen des edlen Vaters habe ich. O nun auch den Jhrigen, und ich fordere den glücklichſten Sterblichen heraus, ſich mit Bruno zu meſſen. Vier glückliche Wochen wollen wir mit dem Vater und Betty noch hier ſeyn, dann kommen wir zu Jhnen, und werfen uns in Jhre Arme; denn wir hoffen einen Theil der Reiſe noch mit Jhnen zu machen; nur jetzt muß der Vater noch ausruhen von der Reiſe, und von der allzuplötzlichen Freude über ſein Clärchen. Auch Jhr Bruno könnte jetzt nicht reiſen; er iſt allzu- glücklich, hat aller Freuden Fülle tief in ſich. Und wem verdankt er es nächſt der Cläre ſelbſt? Wer hat dieſer kräftigſchönen Natur zu ſolcher Entfal- tung geholfen? — O nur der Anblick der Men- ſchen, welche Sie ſo reich gemacht, kann Jhnen Vergeltung ſeyn!‟ So, Emma, iſt alſo mein Traum erfüllt, mein ſchöner Traum von der Liebe eines ganz

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/330>, abgerufen am 05.05.2024.