Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.ein harter Fluch ausgesprochen. Wer nun aber gar die Sorge für ein fremdes Kind freiwillig zu der seinigen macht, wem die Natur sie nicht gab, der hat eine noch viel größere Verpflichtung. Wir wollen alles alles thun, was Du uns vor- schreiben wirst, sagte Mathilde und Clare, und dann werden wir selbst besser, fiel Hertha ein, dann darf ich ja keine muthwillige Störung mehr machen. Nun wohlan, lieber Bruno, Sie haben es gehört, was Hertha freiwillig versprochen. Jndem trat ein Mädchen hinein, mit einem (26)
ein harter Fluch ausgeſprochen. Wer nun aber gar die Sorge für ein fremdes Kind freiwillig zu der ſeinigen macht, wem die Natur ſie nicht gab, der hat eine noch viel größere Verpflichtung. Wir wollen alles alles thun, was Du uns vor- ſchreiben wirſt, ſagte Mathilde und Clare, und dann werden wir ſelbſt beſſer, fiel Hertha ein, dann darf ich ja keine muthwillige Störung mehr machen. Nun wohlan, lieber Bruno, Sie haben es gehört, was Hertha freiwillig verſprochen. Jndem trat ein Mädchen hinein, mit einem (26)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0209" n="201"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ein harter Fluch ausgeſprochen. Wer nun aber<lb/> gar die Sorge für ein fremdes Kind freiwillig<lb/> zu der ſeinigen macht, wem die Natur ſie nicht<lb/> gab, der hat eine noch viel größere Verpflichtung.<lb/> Wir wollen alles alles thun, was Du uns vor-<lb/> ſchreiben wirſt, ſagte Mathilde und Clare, und<lb/> dann werden wir ſelbſt beſſer, fiel Hertha ein,<lb/> dann darf ich ja keine muthwillige Störung mehr<lb/> machen. Nun wohlan, lieber Bruno, Sie haben<lb/> es gehört, was Hertha freiwillig verſprochen.</p><lb/> <p>Jndem trat ein Mädchen hinein, mit einem<lb/> ſchwarz geſiegelten Briefe, und mit den Worten,<lb/> an mich gerichtet: Dieſen Brief hat meine un-<lb/> glückliche Herrſchaft zwei Stunden vor ihrem Ende<lb/> geſchrieben, ihn geſiegelt, und noch einmal geſie-<lb/> gelt, und mir ſterbend übergeben, daß ich ihn<lb/> gleich wann ſie verſchieden wäre, zu ihnen brächte,<lb/> ich konnte aber nicht eher. — Jch hieß die Magd<lb/> warten, öffnete das erſte Siegel, dann das zweite,<lb/> und las, was mit ſehr ſchwacher zitternder Hand<lb/> darin geſchrieben ſtand:</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">(26)</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0209]
ein harter Fluch ausgeſprochen. Wer nun aber
gar die Sorge für ein fremdes Kind freiwillig
zu der ſeinigen macht, wem die Natur ſie nicht
gab, der hat eine noch viel größere Verpflichtung.
Wir wollen alles alles thun, was Du uns vor-
ſchreiben wirſt, ſagte Mathilde und Clare, und
dann werden wir ſelbſt beſſer, fiel Hertha ein,
dann darf ich ja keine muthwillige Störung mehr
machen. Nun wohlan, lieber Bruno, Sie haben
es gehört, was Hertha freiwillig verſprochen.
Jndem trat ein Mädchen hinein, mit einem
ſchwarz geſiegelten Briefe, und mit den Worten,
an mich gerichtet: Dieſen Brief hat meine un-
glückliche Herrſchaft zwei Stunden vor ihrem Ende
geſchrieben, ihn geſiegelt, und noch einmal geſie-
gelt, und mir ſterbend übergeben, daß ich ihn
gleich wann ſie verſchieden wäre, zu ihnen brächte,
ich konnte aber nicht eher. — Jch hieß die Magd
warten, öffnete das erſte Siegel, dann das zweite,
und las, was mit ſehr ſchwacher zitternder Hand
darin geſchrieben ſtand:
(26)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |