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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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"wird" -- so sagt Dein Mann. Sorge also,
liebe Emma! für das, was für diesen Fall Be-
dürfniß ist; aber nur nicht auf Kosten des We-
sentlichern! Wenn Jda etwa sechs oder sieben
Jahre alt ist, und das Deutsche gut und rein
spricht, dann fange Du selbst an, täglich zu be-
stimmten Stunden ihr alles französisch zu nennen,
was sie vor sich sieht. Lege ihr Abbildungen von
allerlei Gegenständen mit französischer und deut-
scher Benennung vor: hast Du das eine Weile ge-
than, dann laß die deutschen Namen davon, und
laß sie bloß die französischen nennen. (Jch setze
voraus, daß sie um diese Zeit deutsch, und zwar
schon gut lesen kann. Viel früher möcht' ich nicht
gern, daß sie es gelernt hätte; doch davon ein an-
dermal.) Wenn sie also gut deutsch lieset, und
nicht eher, so mache ihr von allen ihren Lieblings-
geschichtchen in ihren gewohnten Lesebüchern fran-
zösische Uebersetzungen, für's erste recht wörtlich
getreu, und laß Dir diese Uebersetzungen von den
bekannten Geschichtchen oft lesen; dann erzähle
Du ihr französische, oder lies ihr dergleichen vor,
und laß sie Dir deutsch erzählen; endlich übersetze



„wird‟ — ſo ſagt Dein Mann. Sorge alſo,
liebe Emma! für das, was für dieſen Fall Be-
dürfniß iſt; aber nur nicht auf Koſten des We-
ſentlichern! Wenn Jda etwa ſechs oder ſieben
Jahre alt iſt, und das Deutſche gut und rein
ſpricht, dann fange Du ſelbſt an, täglich zu be-
ſtimmten Stunden ihr alles franzöſiſch zu nennen,
was ſie vor ſich ſieht. Lege ihr Abbildungen von
allerlei Gegenſtänden mit franzöſiſcher und deut-
ſcher Benennung vor: haſt Du das eine Weile ge-
than, dann laß die deutſchen Namen davon, und
laß ſie bloß die franzöſiſchen nennen. (Jch ſetze
voraus, daß ſie um dieſe Zeit deutſch, und zwar
ſchon gut leſen kann. Viel früher möcht’ ich nicht
gern, daß ſie es gelernt hätte; doch davon ein an-
dermal.) Wenn ſie alſo gut deutſch lieſet, und
nicht eher, ſo mache ihr von allen ihren Lieblings-
geſchichtchen in ihren gewohnten Leſebüchern fran-
zöſiſche Ueberſetzungen, für’s erſte recht wörtlich
getreu, und laß Dir dieſe Ueberſetzungen von den
bekannten Geſchichtchen oft leſen; dann erzähle
Du ihr franzöſiſche, oder lies ihr dergleichen vor,
und laß ſie Dir deutſch erzählen; endlich überſetze

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[75/0089] „wird‟ — ſo ſagt Dein Mann. Sorge alſo, liebe Emma! für das, was für dieſen Fall Be- dürfniß iſt; aber nur nicht auf Koſten des We- ſentlichern! Wenn Jda etwa ſechs oder ſieben Jahre alt iſt, und das Deutſche gut und rein ſpricht, dann fange Du ſelbſt an, täglich zu be- ſtimmten Stunden ihr alles franzöſiſch zu nennen, was ſie vor ſich ſieht. Lege ihr Abbildungen von allerlei Gegenſtänden mit franzöſiſcher und deut- ſcher Benennung vor: haſt Du das eine Weile ge- than, dann laß die deutſchen Namen davon, und laß ſie bloß die franzöſiſchen nennen. (Jch ſetze voraus, daß ſie um dieſe Zeit deutſch, und zwar ſchon gut leſen kann. Viel früher möcht’ ich nicht gern, daß ſie es gelernt hätte; doch davon ein an- dermal.) Wenn ſie alſo gut deutſch lieſet, und nicht eher, ſo mache ihr von allen ihren Lieblings- geſchichtchen in ihren gewohnten Leſebüchern fran- zöſiſche Ueberſetzungen, für’s erſte recht wörtlich getreu, und laß Dir dieſe Ueberſetzungen von den bekannten Geſchichtchen oft leſen; dann erzähle Du ihr franzöſiſche, oder lies ihr dergleichen vor, und laß ſie Dir deutſch erzählen; endlich überſetze

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/89>, abgerufen am 22.11.2024.