Reise vor, daß leicht der Sommer ganz darüber hingehen kann. Jch finde den Plan so gut, den Platov entworfen, daß ich nichts dagegen sagen darf, so schmerzlich uns allen die Trennung auch seyn wird. Jn sehr gemächlichen kleinen Tage- reisen wollen sie Deutschland in mancher Rich- tung durchziehen, und an den merkwürdigsten Orten so lange verweilen, als für Woldemar nö- thig ist, sich eine mehr als oberflächliche Kenntniß zu erwerben. Diese Art, Geographie zu studieren, ist allerdings die vollständigste, und sehr instrucktiv. Jn Sprachen hat der kleine Mensch in den drei- zehn Monaten unter Platov's Leitung recht viel gethan. Auch will er dieses Studium selbst un- terwegs bei dem jedesmaligen Aufenthalt an merkwürdigen Orten noch immer mit Woldemar fortsetzen. Die Uebungen in der Musik werden dabei ein wenig hintangesetzt werden: doch, das läßt sich im nächsten Winter nachholen. Dafür können sie auch unterwegs Virtuosen hören, wie wir sie hier nicht haben.
Aus jedem bedeutenden Orte wollen sie uns schreiben. Die Briefe werden zuerst uns gesandt,
Reiſe vor, daß leicht der Sommer ganz darüber hingehen kann. Jch finde den Plan ſo gut, den Platov entworfen, daß ich nichts dagegen ſagen darf, ſo ſchmerzlich uns allen die Trennung auch ſeyn wird. Jn ſehr gemächlichen kleinen Tage- reiſen wollen ſie Deutſchland in mancher Rich- tung durchziehen, und an den merkwürdigſten Orten ſo lange verweilen, als für Woldemar nö- thig iſt, ſich eine mehr als oberflächliche Kenntniß zu erwerben. Dieſe Art, Geographie zu ſtudieren, iſt allerdings die vollſtändigſte, und ſehr inſtrucktiv. Jn Sprachen hat der kleine Menſch in den drei- zehn Monaten unter Platov’s Leitung recht viel gethan. Auch will er dieſes Studium ſelbſt un- terwegs bei dem jedesmaligen Aufenthalt an merkwürdigen Orten noch immer mit Woldemar fortſetzen. Die Uebungen in der Muſik werden dabei ein wenig hintangeſetzt werden: doch, das läßt ſich im nächſten Winter nachholen. Dafür können ſie auch unterwegs Virtuoſen hören, wie wir ſie hier nicht haben.
Aus jedem bedeutenden Orte wollen ſie uns ſchreiben. Die Briefe werden zuerſt uns geſandt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0306"n="292"/>
Reiſe vor, daß leicht der Sommer ganz darüber<lb/>
hingehen kann. Jch finde den Plan ſo gut, den<lb/>
Platov entworfen, daß ich nichts dagegen ſagen<lb/>
darf, ſo ſchmerzlich uns allen die Trennung auch<lb/>ſeyn wird. Jn ſehr gemächlichen kleinen Tage-<lb/>
reiſen wollen ſie Deutſchland in mancher Rich-<lb/>
tung durchziehen, und an den merkwürdigſten<lb/>
Orten ſo lange verweilen, als für Woldemar nö-<lb/>
thig iſt, ſich eine mehr als oberflächliche Kenntniß<lb/>
zu erwerben. Dieſe Art, Geographie zu ſtudieren,<lb/>
iſt allerdings die vollſtändigſte, und ſehr inſtrucktiv.<lb/>
Jn Sprachen hat der kleine Menſch in den drei-<lb/>
zehn Monaten unter Platov’s Leitung recht viel<lb/>
gethan. Auch will er dieſes Studium ſelbſt un-<lb/>
terwegs bei dem jedesmaligen Aufenthalt an<lb/>
merkwürdigen Orten noch immer mit Woldemar<lb/>
fortſetzen. Die Uebungen in der Muſik werden<lb/>
dabei ein wenig hintangeſetzt werden: doch, das<lb/>
läßt ſich im nächſten Winter nachholen. Dafür<lb/>
können ſie auch unterwegs Virtuoſen hören,<lb/>
wie wir ſie hier nicht haben.</p><lb/><p>Aus jedem bedeutenden Orte wollen ſie uns<lb/>ſchreiben. Die Briefe werden zuerſt uns geſandt,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[292/0306]
Reiſe vor, daß leicht der Sommer ganz darüber
hingehen kann. Jch finde den Plan ſo gut, den
Platov entworfen, daß ich nichts dagegen ſagen
darf, ſo ſchmerzlich uns allen die Trennung auch
ſeyn wird. Jn ſehr gemächlichen kleinen Tage-
reiſen wollen ſie Deutſchland in mancher Rich-
tung durchziehen, und an den merkwürdigſten
Orten ſo lange verweilen, als für Woldemar nö-
thig iſt, ſich eine mehr als oberflächliche Kenntniß
zu erwerben. Dieſe Art, Geographie zu ſtudieren,
iſt allerdings die vollſtändigſte, und ſehr inſtrucktiv.
Jn Sprachen hat der kleine Menſch in den drei-
zehn Monaten unter Platov’s Leitung recht viel
gethan. Auch will er dieſes Studium ſelbſt un-
terwegs bei dem jedesmaligen Aufenthalt an
merkwürdigen Orten noch immer mit Woldemar
fortſetzen. Die Uebungen in der Muſik werden
dabei ein wenig hintangeſetzt werden: doch, das
läßt ſich im nächſten Winter nachholen. Dafür
können ſie auch unterwegs Virtuoſen hören,
wie wir ſie hier nicht haben.
Aus jedem bedeutenden Orte wollen ſie uns
ſchreiben. Die Briefe werden zuerſt uns geſandt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/306>, abgerufen am 09.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.