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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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Noch spät am Abend machte ich ihnen aus der
bekannten Lebensgeschichte Franklin's einen Aus-
zug, wie er für sie dienlich seyn konnte. Während
der Bearbeitung, die mir Freude machte, kam
mir der Gedanke, ihnen überhaupt von merkwür-
digen Menschen aller Art kleine Biographieen zu
entwerfen, und sie ihnen zur Schreibübung zu
dictiren. Das setzt mich freilich in Arbeit, aber
es macht den Kindern auch große Freude, und
übt sie, außer dem Hauptbenefiz, so sie davon
haben, auch noch unvermerkt im Schreiben.

Jhre Freude an der Musik ist durch dies Konzerk
merklich erhöhet. Jhre Klavierstunde können sie
kaum erwarten. Selbst zu dem eigenen Ueben
brauche ich jetzt nur wenig anzufeuern. Für diesen
Winter war dies das letzte Konzert. Jn wenig
Wochen ziehen wir aufs Land, Aber auch da soll
die Musik ernstlich fortgesetzt werden, wie über-
haupt die Künste. Denen ist ja die Ruhe des
Landlebens so gedeihlich.

Lebe wohl, beste Emma!



(36)

Noch ſpät am Abend machte ich ihnen aus der
bekannten Lebensgeſchichte Franklin’s einen Aus-
zug, wie er für ſie dienlich ſeyn konnte. Während
der Bearbeitung, die mir Freude machte, kam
mir der Gedanke, ihnen überhaupt von merkwür-
digen Menſchen aller Art kleine Biographieen zu
entwerfen, und ſie ihnen zur Schreibübung zu
dictiren. Das ſetzt mich freilich in Arbeit, aber
es macht den Kindern auch große Freude, und
übt ſie, außer dem Hauptbenefiz, ſo ſie davon
haben, auch noch unvermerkt im Schreiben.

Jhre Freude an der Muſik iſt durch dies Konzerk
merklich erhöhet. Jhre Klavierſtunde können ſie
kaum erwarten. Selbſt zu dem eigenen Ueben
brauche ich jetzt nur wenig anzufeuern. Für dieſen
Winter war dies das letzte Konzert. Jn wenig
Wochen ziehen wir aufs Land, Aber auch da ſoll
die Muſik ernſtlich fortgeſetzt werden, wie über-
haupt die Künſte. Denen iſt ja die Ruhe des
Landlebens ſo gedeihlich.

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(36)
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[281/0295] Noch ſpät am Abend machte ich ihnen aus der bekannten Lebensgeſchichte Franklin’s einen Aus- zug, wie er für ſie dienlich ſeyn konnte. Während der Bearbeitung, die mir Freude machte, kam mir der Gedanke, ihnen überhaupt von merkwür- digen Menſchen aller Art kleine Biographieen zu entwerfen, und ſie ihnen zur Schreibübung zu dictiren. Das ſetzt mich freilich in Arbeit, aber es macht den Kindern auch große Freude, und übt ſie, außer dem Hauptbenefiz, ſo ſie davon haben, auch noch unvermerkt im Schreiben. Jhre Freude an der Muſik iſt durch dies Konzerk merklich erhöhet. Jhre Klavierſtunde können ſie kaum erwarten. Selbſt zu dem eigenen Ueben brauche ich jetzt nur wenig anzufeuern. Für dieſen Winter war dies das letzte Konzert. Jn wenig Wochen ziehen wir aufs Land, Aber auch da ſoll die Muſik ernſtlich fortgeſetzt werden, wie über- haupt die Künſte. Denen iſt ja die Ruhe des Landlebens ſo gedeihlich. Lebe wohl, beſte Emma! (36)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/295>, abgerufen am 22.11.2024.