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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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etwas sehr ekelhaft. Den Kindern war die ganze
Sache neu, sie konnten es sich gar nicht vorstellen,
und baten, daß ich die Künste machen ließe. Die
Hunde waren wie Herren und Damen gekleidet,
und die Damen verschleiert. Zwei dieser Tänzer
und Tänzerinnen saßen in einer kleinen Chaise,
ein Hund als Bedienter hinten auf. Zwei an-
dere als Pferde vorgespannt. Die Kinder waren
stark frappiert. Der Künstler ließ die Tänzer aus-
steigen, spielte auf, und der Tanz begann. Ma-
thilde wollte sich todt lachen, und versuchte, den
Hunden ihre kümmerliche Gestalt und Geberden
nach zu machen.

Die Hunde wurden müde, und wollten den
Tanz nicht austanzen. Der Mensch ward wild;
prügelte sie unbarmherzig. Jda gerieth ins Wei-
nen. Woldemar sagte dem Menschen, daß er ein
garstiger Mensch sey, weil er nichts besseres ge-
lernt, als Thiere zu quälen. Clärchen war schon
lange weggelaufen. Jch schickte dem Menschen
etwas, und hieß ihn gehen, damit Woldemar
sich keine Händel zuziehen möchte. Bei Tische

etwas ſehr ekelhaft. Den Kindern war die ganze
Sache neu, ſie konnten es ſich gar nicht vorſtellen,
und baten, daß ich die Künſte machen ließe. Die
Hunde waren wie Herren und Damen gekleidet,
und die Damen verſchleiert. Zwei dieſer Tänzer
und Tänzerinnen ſaßen in einer kleinen Chaiſe,
ein Hund als Bedienter hinten auf. Zwei an-
dere als Pferde vorgeſpannt. Die Kinder waren
ſtark frappiert. Der Künſtler ließ die Tänzer aus-
ſteigen, ſpielte auf, und der Tanz begann. Ma-
thilde wollte ſich todt lachen, und verſuchte, den
Hunden ihre kümmerliche Geſtalt und Geberden
nach zu machen.

Die Hunde wurden müde, und wollten den
Tanz nicht austanzen. Der Menſch ward wild;
prügelte ſie unbarmherzig. Jda gerieth ins Wei-
nen. Woldemar ſagte dem Menſchen, daß er ein
garſtiger Menſch ſey, weil er nichts beſſeres ge-
lernt, als Thiere zu quälen. Clärchen war ſchon
lange weggelaufen. Jch ſchickte dem Menſchen
etwas, und hieß ihn gehen, damit Woldemar
ſich keine Händel zuziehen möchte. Bei Tiſche

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[259/0273] etwas ſehr ekelhaft. Den Kindern war die ganze Sache neu, ſie konnten es ſich gar nicht vorſtellen, und baten, daß ich die Künſte machen ließe. Die Hunde waren wie Herren und Damen gekleidet, und die Damen verſchleiert. Zwei dieſer Tänzer und Tänzerinnen ſaßen in einer kleinen Chaiſe, ein Hund als Bedienter hinten auf. Zwei an- dere als Pferde vorgeſpannt. Die Kinder waren ſtark frappiert. Der Künſtler ließ die Tänzer aus- ſteigen, ſpielte auf, und der Tanz begann. Ma- thilde wollte ſich todt lachen, und verſuchte, den Hunden ihre kümmerliche Geſtalt und Geberden nach zu machen. Die Hunde wurden müde, und wollten den Tanz nicht austanzen. Der Menſch ward wild; prügelte ſie unbarmherzig. Jda gerieth ins Wei- nen. Woldemar ſagte dem Menſchen, daß er ein garſtiger Menſch ſey, weil er nichts beſſeres ge- lernt, als Thiere zu quälen. Clärchen war ſchon lange weggelaufen. Jch ſchickte dem Menſchen etwas, und hieß ihn gehen, damit Woldemar ſich keine Händel zuziehen möchte. Bei Tiſche

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/273>, abgerufen am 10.06.2024.