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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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Wir senden Dir also das brave Geschöpf mit
der Gelegenheit, die Du angewiesen, und bela-
den sie mit tausend lieben Sachen für Dich.

Einen schönen Namen soll ich Dir senden für
einen kleinen Fremdling? Nun, wenn es ein
Knabe ist, so heißt er von meinetwegen Herrmann.
Jst es ein Mädchen, so nenne ich sie Virginia.

Unsere beiden Kinder sind schon in Arbeit ge-
setzt, und nähen und stricken gar fleißig, alles
für einen kleinen Gast, der erwartet wird. Diese
Jdee macht sie sehr froh. Viel nette Sachen sind
schon fertig. Gertrud wird alles mitbringen. Sie
allein unter allen ihres Standes, die ich kenne,
kann Dir seyn, was Du in Deiner Lage bedarfst.
Das arme Geschöpf ist recht in der Klemme zwi-
schen der Sehnsucht nach Dir, und der treuen An-
hänglichkeit an uns. Besonders zärtlich wird Jda
von ihr geliebt. Für Mathilde ist es vielleicht gut,
daß Gertrud geht. Sie hatten einmal kein Herz
für einander. Mathilde fordert kalt und ohne
Liebe, wenn gleich bescheiden, von Gertrud, was

Wir ſenden Dir alſo das brave Geſchöpf mit
der Gelegenheit, die Du angewieſen, und bela-
den ſie mit tauſend lieben Sachen für Dich.

Einen ſchönen Namen ſoll ich Dir ſenden für
einen kleinen Fremdling? Nun, wenn es ein
Knabe iſt, ſo heißt er von meinetwegen Herrmann.
Jſt es ein Mädchen, ſo nenne ich ſie Virginia.

Unſere beiden Kinder ſind ſchon in Arbeit ge-
ſetzt, und nähen und ſtricken gar fleißig, alles
für einen kleinen Gaſt, der erwartet wird. Dieſe
Jdee macht ſie ſehr froh. Viel nette Sachen ſind
ſchon fertig. Gertrud wird alles mitbringen. Sie
allein unter allen ihres Standes, die ich kenne,
kann Dir ſeyn, was Du in Deiner Lage bedarfſt.
Das arme Geſchöpf iſt recht in der Klemme zwi-
ſchen der Sehnſucht nach Dir, und der treuen An-
hänglichkeit an uns. Beſonders zärtlich wird Jda
von ihr geliebt. Für Mathilde iſt es vielleicht gut,
daß Gertrud geht. Sie hatten einmal kein Herz
für einander. Mathilde fordert kalt und ohne
Liebe, wenn gleich beſcheiden, von Gertrud, was

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[208/0222] Wir ſenden Dir alſo das brave Geſchöpf mit der Gelegenheit, die Du angewieſen, und bela- den ſie mit tauſend lieben Sachen für Dich. Einen ſchönen Namen ſoll ich Dir ſenden für einen kleinen Fremdling? Nun, wenn es ein Knabe iſt, ſo heißt er von meinetwegen Herrmann. Jſt es ein Mädchen, ſo nenne ich ſie Virginia. Unſere beiden Kinder ſind ſchon in Arbeit ge- ſetzt, und nähen und ſtricken gar fleißig, alles für einen kleinen Gaſt, der erwartet wird. Dieſe Jdee macht ſie ſehr froh. Viel nette Sachen ſind ſchon fertig. Gertrud wird alles mitbringen. Sie allein unter allen ihres Standes, die ich kenne, kann Dir ſeyn, was Du in Deiner Lage bedarfſt. Das arme Geſchöpf iſt recht in der Klemme zwi- ſchen der Sehnſucht nach Dir, und der treuen An- hänglichkeit an uns. Beſonders zärtlich wird Jda von ihr geliebt. Für Mathilde iſt es vielleicht gut, daß Gertrud geht. Sie hatten einmal kein Herz für einander. Mathilde fordert kalt und ohne Liebe, wenn gleich beſcheiden, von Gertrud, was

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/222>, abgerufen am 22.11.2024.