felder hin. Er fing mit leiser Stimme das Ge- spräch so an:
Pfarrer. Freundin, ich habe diesen Abend im Garten einige köstliche Minuten gehabt, die ich bloß Jhnen verdanke; aber sie gehören zu den schöneren meines Lebens.
Jch. Jch weiß nicht, ob ich Sie recht verstehe; betrifft es Jda?
Pfarrer. Ja, ich habe Jda's Abendgebet unter dem Fenster belauscht. O! wie war mein Jnneres ergriffen, von der reinen, ungetrübten Kindheit! So war sie mir fast noch nie erschie- nen, wie ich sie in Jda angeschau't habe; und in der Minute, die dieses Gebet ausfüllte, war das Ganze in einen Punkt zusammengedrängt. Darf ich Jhnen nun auch etwas bekennen, und wollen Sie mir ob dem Bekenntniß nicht zürnen, edle Freundin?
Jch. Vielleicht errathe ich Sie. Nicht wahr, Sie hatten über einen Punkt Zweifel an Jhrer Freundin, ob sie auch --
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felder hin. Er fing mit leiſer Stimme das Ge- ſpräch ſo an:
Pfarrer. Freundin, ich habe dieſen Abend im Garten einige köſtliche Minuten gehabt, die ich bloß Jhnen verdanke; aber ſie gehören zu den ſchöneren meines Lebens.
Jch. Jch weiß nicht, ob ich Sie recht verſtehe; betrifft es Jda?
Pfarrer. Ja, ich habe Jda’s Abendgebet unter dem Fenſter belauſcht. O! wie war mein Jnneres ergriffen, von der reinen, ungetrübten Kindheit! So war ſie mir faſt noch nie erſchie- nen, wie ich ſie in Jda angeſchau’t habe; und in der Minute, die dieſes Gebet ausfüllte, war das Ganze in einen Punkt zuſammengedrängt. Darf ich Jhnen nun auch etwas bekennen, und wollen Sie mir ob dem Bekenntniß nicht zürnen, edle Freundin?
Jch. Vielleicht errathe ich Sie. Nicht wahr, Sie hatten über einen Punkt Zweifel an Jhrer Freundin, ob ſie auch —
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felder hin. Er fing mit leiſer Stimme das Ge-
ſpräch ſo an:
Pfarrer. Freundin, ich habe dieſen Abend
im Garten einige köſtliche Minuten gehabt, die
ich bloß Jhnen verdanke; aber ſie gehören zu den
ſchöneren meines Lebens.
Jch. Jch weiß nicht, ob ich Sie recht verſtehe;
betrifft es Jda?
Pfarrer. Ja, ich habe Jda’s Abendgebet
unter dem Fenſter belauſcht. O! wie war mein
Jnneres ergriffen, von der reinen, ungetrübten
Kindheit! So war ſie mir faſt noch nie erſchie-
nen, wie ich ſie in Jda angeſchau’t habe; und in
der Minute, die dieſes Gebet ausfüllte, war das
Ganze in einen Punkt zuſammengedrängt. Darf
ich Jhnen nun auch etwas bekennen, und wollen
Sie mir ob dem Bekenntniß nicht zürnen, edle
Freundin?
Jch. Vielleicht errathe ich Sie. Nicht wahr,
Sie hatten über einen Punkt Zweifel an Jhrer
Freundin, ob ſie auch —
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/199>, abgerufen am 25.11.2024.
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