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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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hat nichts weiter droben zu thun, als die Kam-
mer zu kehren. Das andere thun die Kinder.

Unser Wohnzimmer (das grüne mit den Blu-
menkörben, das Du so gern hattest) ist wieder
in drei Theile getheilt, an der mittleren großen
Wand steht der Sopha, davor mein Arbeitstisch,
das ist mein Gebiet. Zu beiden Seiten des Zim-
mers stehen zwei gleiche Komoden, eine für Ma-
thilde, eine für Jda. Jn diesen muß alle ihr
Arbeitsgeräth, ihre Bücher, ihre Spielsachen
sorgfältig abgesondert und verwahrt werden. Ehe
sie Abends hinauf gehen zum Schlafen, muß
alles, was sie am Tage gebraucht, ordentlich
verwahrt seyn. Wenn sie zur Abendzeit etwas
aus den Komoden zu holen haben, während wir
im Garten oder oben im dritten Stock sind, müs-
sen sie es ohne Licht finden können. Wer etwas
herum liegen läßt, wird gestraft. Dies ist nö-
thig, weil Mathilde entsetzlich unordentlich ge-
wöhnt, oder vielmehr verwöhnt ist. Auch Jda
würde mit fortgerissen werden, wenn ich die
Sache nicht ernsthaft nähme. Womit ich sie strafe?
An Gelde!



hat nichts weiter droben zu thun, als die Kam-
mer zu kehren. Das andere thun die Kinder.

Unſer Wohnzimmer (das grüne mit den Blu-
menkörben, das Du ſo gern hatteſt) iſt wieder
in drei Theile getheilt, an der mittleren großen
Wand ſteht der Sopha, davor mein Arbeitstiſch,
das iſt mein Gebiet. Zu beiden Seiten des Zim-
mers ſtehen zwei gleiche Komoden, eine für Ma-
thilde, eine für Jda. Jn dieſen muß alle ihr
Arbeitsgeräth, ihre Bücher, ihre Spielſachen
ſorgfältig abgeſondert und verwahrt werden. Ehe
ſie Abends hinauf gehen zum Schlafen, muß
alles, was ſie am Tage gebraucht, ordentlich
verwahrt ſeyn. Wenn ſie zur Abendzeit etwas
aus den Komoden zu holen haben, während wir
im Garten oder oben im dritten Stock ſind, müſ-
ſen ſie es ohne Licht finden können. Wer etwas
herum liegen läßt, wird geſtraft. Dies iſt nö-
thig, weil Mathilde entſetzlich unordentlich ge-
wöhnt, oder vielmehr verwöhnt iſt. Auch Jda
würde mit fortgeriſſen werden, wenn ich die
Sache nicht ernſthaft nähme. Womit ich ſie ſtrafe?
An Gelde!

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[143/0157] hat nichts weiter droben zu thun, als die Kam- mer zu kehren. Das andere thun die Kinder. Unſer Wohnzimmer (das grüne mit den Blu- menkörben, das Du ſo gern hatteſt) iſt wieder in drei Theile getheilt, an der mittleren großen Wand ſteht der Sopha, davor mein Arbeitstiſch, das iſt mein Gebiet. Zu beiden Seiten des Zim- mers ſtehen zwei gleiche Komoden, eine für Ma- thilde, eine für Jda. Jn dieſen muß alle ihr Arbeitsgeräth, ihre Bücher, ihre Spielſachen ſorgfältig abgeſondert und verwahrt werden. Ehe ſie Abends hinauf gehen zum Schlafen, muß alles, was ſie am Tage gebraucht, ordentlich verwahrt ſeyn. Wenn ſie zur Abendzeit etwas aus den Komoden zu holen haben, während wir im Garten oder oben im dritten Stock ſind, müſ- ſen ſie es ohne Licht finden können. Wer etwas herum liegen läßt, wird geſtraft. Dies iſt nö- thig, weil Mathilde entſetzlich unordentlich ge- wöhnt, oder vielmehr verwöhnt iſt. Auch Jda würde mit fortgeriſſen werden, wenn ich die Sache nicht ernſthaft nähme. Womit ich ſie ſtrafe? An Gelde!

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/157>, abgerufen am 13.10.2024.