hat nichts weiter droben zu thun, als die Kam- mer zu kehren. Das andere thun die Kinder.
Unser Wohnzimmer (das grüne mit den Blu- menkörben, das Du so gern hattest) ist wieder in drei Theile getheilt, an der mittleren großen Wand steht der Sopha, davor mein Arbeitstisch, das ist mein Gebiet. Zu beiden Seiten des Zim- mers stehen zwei gleiche Komoden, eine für Ma- thilde, eine für Jda. Jn diesen muß alle ihr Arbeitsgeräth, ihre Bücher, ihre Spielsachen sorgfältig abgesondert und verwahrt werden. Ehe sie Abends hinauf gehen zum Schlafen, muß alles, was sie am Tage gebraucht, ordentlich verwahrt seyn. Wenn sie zur Abendzeit etwas aus den Komoden zu holen haben, während wir im Garten oder oben im dritten Stock sind, müs- sen sie es ohne Licht finden können. Wer etwas herum liegen läßt, wird gestraft. Dies ist nö- thig, weil Mathilde entsetzlich unordentlich ge- wöhnt, oder vielmehr verwöhnt ist. Auch Jda würde mit fortgerissen werden, wenn ich die Sache nicht ernsthaft nähme. Womit ich sie strafe? An Gelde!
hat nichts weiter droben zu thun, als die Kam- mer zu kehren. Das andere thun die Kinder.
Unſer Wohnzimmer (das grüne mit den Blu- menkörben, das Du ſo gern hatteſt) iſt wieder in drei Theile getheilt, an der mittleren großen Wand ſteht der Sopha, davor mein Arbeitstiſch, das iſt mein Gebiet. Zu beiden Seiten des Zim- mers ſtehen zwei gleiche Komoden, eine für Ma- thilde, eine für Jda. Jn dieſen muß alle ihr Arbeitsgeräth, ihre Bücher, ihre Spielſachen ſorgfältig abgeſondert und verwahrt werden. Ehe ſie Abends hinauf gehen zum Schlafen, muß alles, was ſie am Tage gebraucht, ordentlich verwahrt ſeyn. Wenn ſie zur Abendzeit etwas aus den Komoden zu holen haben, während wir im Garten oder oben im dritten Stock ſind, müſ- ſen ſie es ohne Licht finden können. Wer etwas herum liegen läßt, wird geſtraft. Dies iſt nö- thig, weil Mathilde entſetzlich unordentlich ge- wöhnt, oder vielmehr verwöhnt iſt. Auch Jda würde mit fortgeriſſen werden, wenn ich die Sache nicht ernſthaft nähme. Womit ich ſie ſtrafe? An Gelde!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0157"n="143"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
hat nichts weiter droben zu thun, als die Kam-<lb/>
mer zu kehren. Das andere thun die Kinder.</p><lb/><p>Unſer Wohnzimmer (das grüne mit den Blu-<lb/>
menkörben, das Du ſo gern hatteſt) iſt wieder<lb/>
in drei Theile getheilt, an der mittleren großen<lb/>
Wand ſteht der Sopha, davor mein Arbeitstiſch,<lb/>
das iſt mein Gebiet. Zu beiden Seiten des Zim-<lb/>
mers ſtehen zwei gleiche Komoden, eine für Ma-<lb/>
thilde, eine für Jda. Jn dieſen muß alle ihr<lb/>
Arbeitsgeräth, ihre Bücher, ihre Spielſachen<lb/>ſorgfältig abgeſondert und verwahrt werden. Ehe<lb/>ſie Abends hinauf gehen zum Schlafen, muß<lb/>
alles, was ſie am Tage gebraucht, ordentlich<lb/>
verwahrt ſeyn. Wenn ſie zur Abendzeit etwas<lb/>
aus den Komoden zu holen haben, während wir<lb/>
im Garten oder oben im dritten Stock ſind, müſ-<lb/>ſen ſie es ohne Licht finden können. Wer etwas<lb/>
herum liegen läßt, wird geſtraft. Dies iſt nö-<lb/>
thig, weil Mathilde entſetzlich unordentlich ge-<lb/>
wöhnt, oder vielmehr verwöhnt iſt. Auch Jda<lb/>
würde mit fortgeriſſen werden, wenn ich die<lb/>
Sache nicht ernſthaft nähme. Womit ich ſie ſtrafe?<lb/>
An Gelde!</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[143/0157]
hat nichts weiter droben zu thun, als die Kam-
mer zu kehren. Das andere thun die Kinder.
Unſer Wohnzimmer (das grüne mit den Blu-
menkörben, das Du ſo gern hatteſt) iſt wieder
in drei Theile getheilt, an der mittleren großen
Wand ſteht der Sopha, davor mein Arbeitstiſch,
das iſt mein Gebiet. Zu beiden Seiten des Zim-
mers ſtehen zwei gleiche Komoden, eine für Ma-
thilde, eine für Jda. Jn dieſen muß alle ihr
Arbeitsgeräth, ihre Bücher, ihre Spielſachen
ſorgfältig abgeſondert und verwahrt werden. Ehe
ſie Abends hinauf gehen zum Schlafen, muß
alles, was ſie am Tage gebraucht, ordentlich
verwahrt ſeyn. Wenn ſie zur Abendzeit etwas
aus den Komoden zu holen haben, während wir
im Garten oder oben im dritten Stock ſind, müſ-
ſen ſie es ohne Licht finden können. Wer etwas
herum liegen läßt, wird geſtraft. Dies iſt nö-
thig, weil Mathilde entſetzlich unordentlich ge-
wöhnt, oder vielmehr verwöhnt iſt. Auch Jda
würde mit fortgeriſſen werden, wenn ich die
Sache nicht ernſthaft nähme. Womit ich ſie ſtrafe?
An Gelde!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/157>, abgerufen am 13.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.