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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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lung, aber nicht so schnelle, daß sie sich gewöhn-
te, flüchtig von einem Geschäfte zum andern zu
gaukeln, ohne eins lieb zu gewinnen, oder es zu
einem leidlichen Grade der Vollkommenheit darin
zu bringen. Solltest Du den Flattersinn an Jda
bemerken, und solltest ihn so oft bemerken, daß
zu besorgen stände, es könnte Charakterzug bei
ihr werden: dann halte sie ernsthafter zur Stetig-
keit an, und verdamme sie, wenn's Noth thut,
auf ein Paar Tage zum Nichtsthun. Für ihre
Lebhaftigkeit kann es keine empfindlichere Strafe
geben: ich stehe Dir für den Erfolg. Bei einem
trägen Kinde wäre das freilich die Strafe der
Schildbürger, die den Krebs aus Rache ins Was-
ser warfen. Für indolente Naturen weiß ich über-
haupt wenig Rath. Wo man die nicht bei ihren
Bedürfnissen fassen kann, da ist wenig oder nichts
auszurichten. Jhnen diese für einige Zeit versa-
gen, oder sie ihnen in reichem Maße gewähren,
sind freilich Mittel, sie zu Fleiß und Ordnung
abzurichten: aber auch ihr Wesen zu veredeln?

Doch in diesem Falle bist Du, glückliche Mutter,
nicht. Deine beiden Kinder sind zwar sehr ver-



lung, aber nicht ſo ſchnelle, daß ſie ſich gewöhn-
te, flüchtig von einem Geſchäfte zum andern zu
gaukeln, ohne eins lieb zu gewinnen, oder es zu
einem leidlichen Grade der Vollkommenheit darin
zu bringen. Sollteſt Du den Flatterſinn an Jda
bemerken, und ſollteſt ihn ſo oft bemerken, daß
zu beſorgen ſtände, es könnte Charakterzug bei
ihr werden: dann halte ſie ernſthafter zur Stetig-
keit an, und verdamme ſie, wenn’s Noth thut,
auf ein Paar Tage zum Nichtsthun. Für ihre
Lebhaftigkeit kann es keine empfindlichere Strafe
geben: ich ſtehe Dir für den Erfolg. Bei einem
trägen Kinde wäre das freilich die Strafe der
Schildbürger, die den Krebs aus Rache ins Waſ-
ſer warfen. Für indolente Naturen weiß ich über-
haupt wenig Rath. Wo man die nicht bei ihren
Bedürfniſſen faſſen kann, da iſt wenig oder nichts
auszurichten. Jhnen dieſe für einige Zeit verſa-
gen, oder ſie ihnen in reichem Maße gewähren,
ſind freilich Mittel, ſie zu Fleiß und Ordnung
abzurichten: aber auch ihr Weſen zu veredeln?

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nicht. Deine beiden Kinder ſind zwar ſehr ver-

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[88/0102] lung, aber nicht ſo ſchnelle, daß ſie ſich gewöhn- te, flüchtig von einem Geſchäfte zum andern zu gaukeln, ohne eins lieb zu gewinnen, oder es zu einem leidlichen Grade der Vollkommenheit darin zu bringen. Sollteſt Du den Flatterſinn an Jda bemerken, und ſollteſt ihn ſo oft bemerken, daß zu beſorgen ſtände, es könnte Charakterzug bei ihr werden: dann halte ſie ernſthafter zur Stetig- keit an, und verdamme ſie, wenn’s Noth thut, auf ein Paar Tage zum Nichtsthun. Für ihre Lebhaftigkeit kann es keine empfindlichere Strafe geben: ich ſtehe Dir für den Erfolg. Bei einem trägen Kinde wäre das freilich die Strafe der Schildbürger, die den Krebs aus Rache ins Waſ- ſer warfen. Für indolente Naturen weiß ich über- haupt wenig Rath. Wo man die nicht bei ihren Bedürfniſſen faſſen kann, da iſt wenig oder nichts auszurichten. Jhnen dieſe für einige Zeit verſa- gen, oder ſie ihnen in reichem Maße gewähren, ſind freilich Mittel, ſie zu Fleiß und Ordnung abzurichten: aber auch ihr Weſen zu veredeln? Doch in dieſem Falle biſt Du, glückliche Mutter, nicht. Deine beiden Kinder ſind zwar ſehr ver-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/102>, abgerufen am 24.11.2024.