"Jeder muß schließlich mit dem Geschick rechnen, daß seine Kräfte eine bisher gewohnte Arbeit nicht mehr leisten, und es wird kaum eine falsche Prognose sein, wenn ich, ungeachtet der vielseitigen und hingebenden Unterstützung, bei einer etwaigen künftigen Auflage jenen Zeitpunkt für den Verfasser als eingetreten erachte. Es empfiehlt sich deswegen, zur Sicherheit Abschied zu nehmen von dieser Arbeit, die sich zudem in 40 Jahren, getrieben durch die Entwickelung des Unterrichts und der Forschung so erweitert und zu einem so starken Bruchteil der Lebenstätig- keit ausgewachsen hat, daß der Verfasser zweifelt, ob er sie mit dieser Aussicht unternommen haben würde."
Es klingt in diesen Worten wie Todesahnung. Kurze Zeit nach ihrer Niederschrift hat uns der Tod des großen Mannes beraubt, welcher bis dahin der Stolz unserer Wissenschaft und eine Zierde unserer Akademie gewesen war.
Seine wissenschaftlichen Werke sichern ihm Unsterblichkeit. Solange es Menschen geben wird, welchen Freude am Erkennen eigen ist, welche Verständnis für die großen Ziele unserer Wissenschaft besitzen und Hoch- achtung empfinden vor der ehrlichen Gelehrtenarbeit im großen wie im kleinen, wird Friedrich Kohlrauschs Name unvergessen sein. Uns aber, die wir des Glückes teilhaftig geworden sind, ihm als Freunde, Kollegen und Schüler näherzutreten, uns wird sein gütiges Herz, sein einfaches und vornehmes Wesen, seine edle Persönlichkeit einen nicht weniger tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen.
Gedächtnisrede auf Friedrich Kohlrausch.
»Jeder muß schließlich mit dem Geschick rechnen, daß seine Kräfte eine bisher gewohnte Arbeit nicht mehr leisten, und es wird kaum eine falsche Prognose sein, wenn ich, ungeachtet der vielseitigen und hingebenden Unterstützung, bei einer etwaigen künftigen Auflage jenen Zeitpunkt für den Verfasser als eingetreten erachte. Es empfiehlt sich deswegen, zur Sicherheit Abschied zu nehmen von dieser Arbeit, die sich zudem in 40 Jahren, getrieben durch die Entwickelung des Unterrichts und der Forschung so erweitert und zu einem so starken Bruchteil der Lebenstätig- keit ausgewachsen hat, daß der Verfasser zweifelt, ob er sie mit dieser Aussicht unternommen haben würde.«
Es klingt in diesen Worten wie Todesahnung. Kurze Zeit nach ihrer Niederschrift hat uns der Tod des großen Mannes beraubt, welcher bis dahin der Stolz unserer Wissenschaft und eine Zierde unserer Akademie gewesen war.
Seine wissenschaftlichen Werke sichern ihm Unsterblichkeit. Solange es Menschen geben wird, welchen Freude am Erkennen eigen ist, welche Verständnis für die großen Ziele unserer Wissenschaft besitzen und Hoch- achtung empfinden vor der ehrlichen Gelehrtenarbeit im großen wie im kleinen, wird Friedrich Kohlrauschs Name unvergessen sein. Uns aber, die wir des Glückes teilhaftig geworden sind, ihm als Freunde, Kollegen und Schüler näherzutreten, uns wird sein gütiges Herz, sein einfaches und vornehmes Wesen, seine edle Persönlichkeit einen nicht weniger tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen.
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Gedächtnisrede auf Friedrich Kohlrausch.
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»Jeder muß schließlich mit dem Geschick rechnen, daß seine Kräfte
eine bisher gewohnte Arbeit nicht mehr leisten, und es wird kaum eine
falsche Prognose sein, wenn ich, ungeachtet der vielseitigen und hingebenden
Unterstützung, bei einer etwaigen künftigen Auflage jenen Zeitpunkt für
den Verfasser als eingetreten erachte. Es empfiehlt sich deswegen, zur
Sicherheit Abschied zu nehmen von dieser Arbeit, die sich zudem in
40 Jahren, getrieben durch die Entwickelung des Unterrichts und der
Forschung so erweitert und zu einem so starken Bruchteil der Lebenstätig-
keit ausgewachsen hat, daß der Verfasser zweifelt, ob er sie mit dieser
Aussicht unternommen haben würde.«
Es klingt in diesen Worten wie Todesahnung. Kurze Zeit nach ihrer
Niederschrift hat uns der Tod des großen Mannes beraubt, welcher bis
dahin der Stolz unserer Wissenschaft und eine Zierde unserer Akademie
gewesen war.
Seine wissenschaftlichen Werke sichern ihm Unsterblichkeit. Solange
es Menschen geben wird, welchen Freude am Erkennen eigen ist, welche
Verständnis für die großen Ziele unserer Wissenschaft besitzen und Hoch-
achtung empfinden vor der ehrlichen Gelehrtenarbeit im großen wie im
kleinen, wird Friedrich Kohlrauschs Name unvergessen sein. Uns aber,
die wir des Glückes teilhaftig geworden sind, ihm als Freunde, Kollegen
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Rubens, Heinrich: Gedächtnisrede auf Friedrich Kohlrausch. Berlin, 1910, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rubens_kohlrausch_1910/13>, abgerufen am 17.02.2025.
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