Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.II. Der Kampf der Theile im Organismus. Raum oder in der Wiederholung an mehreren Gegenständen,weil es so schwer ist, etwas constant zu erhalten; denn alles, selbst die metallenen Maschinen werden fortwährend verändert, sei es durch Wärme oder Abnutzung oder sonst etwas. Nichts ist absolut constant zu erhalten, denn alles ist in fortwähren- dem Wechsel und alles beeinflusst sich gegenseitig. Immer erfüllen die lebendigen Kräfte, sei es in Form von Massenbe- wegung oder von Molekularbewegung als Wärme, Licht, Elec- tricität den Raum und wirken verändernd aufeinander und auf das Material der Spannkräfte. Nichts steht isolirt in der Welt da, am wenigsten aber der Organismus, der fortwährend von der Aussenwelt Stoffe aufnehmen und umsetzen muss. Je com- plicirter das Geschehen, um so schwerer die Constanterhaltung. Gleichen schon nie zwei Krystalle in allen Eigenschaften voll- kommen einander, um wie viel weniger zwei Organismen. Nicht die Jungen Eines Wurfes, nicht die Theile Eines Zwar ist jetzt der Organismus regulirt, dass er trotz des II. Der Kampf der Theile im Organismus. Raum oder in der Wiederholung an mehreren Gegenständen,weil es so schwer ist, etwas constant zu erhalten; denn alles, selbst die metallenen Maschinen werden fortwährend verändert, sei es durch Wärme oder Abnutzung oder sonst etwas. Nichts ist absolut constant zu erhalten, denn alles ist in fortwähren- dem Wechsel und alles beeinflusst sich gegenseitig. Immer erfüllen die lebendigen Kräfte, sei es in Form von Massenbe- wegung oder von Molekularbewegung als Wärme, Licht, Elec- tricität den Raum und wirken verändernd aufeinander und auf das Material der Spannkräfte. Nichts steht isolirt in der Welt da, am wenigsten aber der Organismus, der fortwährend von der Aussenwelt Stoffe aufnehmen und umsetzen muss. Je com- plicirter das Geschehen, um so schwerer die Constanterhaltung. Gleichen schon nie zwei Krystalle in allen Eigenschaften voll- kommen einander, um wie viel weniger zwei Organismen. Nicht die Jungen Eines Wurfes, nicht die Theile Eines Zwar ist jetzt der Organismus regulirt, dass er trotz des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="70"/><fw place="top" type="header">II. Der Kampf der Theile im Organismus.</fw><lb/> Raum oder in der Wiederholung an mehreren Gegenständen,<lb/> weil es so schwer ist, etwas constant zu erhalten; denn alles,<lb/> selbst die metallenen Maschinen werden fortwährend verändert,<lb/> sei es durch Wärme oder Abnutzung oder sonst etwas. Nichts<lb/> ist absolut constant zu erhalten, denn alles ist in fortwähren-<lb/> dem Wechsel und alles beeinflusst sich gegenseitig. Immer<lb/> erfüllen die lebendigen Kräfte, sei es in Form von Massenbe-<lb/> wegung oder von Molekularbewegung als Wärme, Licht, Elec-<lb/> tricität den Raum und wirken verändernd aufeinander und auf<lb/> das Material der Spannkräfte. Nichts steht isolirt in der Welt<lb/> da, am wenigsten aber der Organismus, der fortwährend von<lb/> der Aussenwelt Stoffe aufnehmen und umsetzen muss. Je com-<lb/> plicirter das Geschehen, um so schwerer die Constanterhaltung.<lb/> Gleichen schon nie zwei Krystalle in allen Eigenschaften voll-<lb/> kommen einander, um wie viel weniger zwei Organismen.</p><lb/> <p>Nicht die Jungen Eines Wurfes, nicht die Theile Eines<lb/> Organes, nicht die Zellen desselben Gewebes gleichen einander,<lb/> sind mit einander identisch in Form und Qualität. Das äussert<lb/> sich schon sehr nützlich darin, da sie nicht alle zugleich in<lb/> denselben Perioden ihres Lebens sich befinden, denn sonst wür-<lb/> den sie beim physiologischen Tode alle zugleich absterben<lb/> und durch den Ausfall des betreffenden Organes der Organis-<lb/> mus vernichtet werden.</p><lb/> <p>Zwar ist jetzt der Organismus regulirt, dass er trotz des<lb/> Wechsels der äusseren Bedingungen und der unendlichen Com-<lb/> plication des eigenen Innern sich annähernd constant erhält,<lb/> aber die Constanz ist doch nur eine annähernde, blos für flüch-<lb/> tige Betrachtung vorhandene; und die steten Veränderungen<lb/> lassen sich, wie <hi rendition="#g">Darwin</hi> uns gelehrt hat, zu recht erheblichen<lb/> Graden summiren. Auf niederer Stufe des organischen Lebens<lb/> ist die Variabilität noch grösser und sie muss früher, ehe auch<lb/> für diese Organismen ein gewisses sich in’s Gleichgewicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0084]
II. Der Kampf der Theile im Organismus.
Raum oder in der Wiederholung an mehreren Gegenständen,
weil es so schwer ist, etwas constant zu erhalten; denn alles,
selbst die metallenen Maschinen werden fortwährend verändert,
sei es durch Wärme oder Abnutzung oder sonst etwas. Nichts
ist absolut constant zu erhalten, denn alles ist in fortwähren-
dem Wechsel und alles beeinflusst sich gegenseitig. Immer
erfüllen die lebendigen Kräfte, sei es in Form von Massenbe-
wegung oder von Molekularbewegung als Wärme, Licht, Elec-
tricität den Raum und wirken verändernd aufeinander und auf
das Material der Spannkräfte. Nichts steht isolirt in der Welt
da, am wenigsten aber der Organismus, der fortwährend von
der Aussenwelt Stoffe aufnehmen und umsetzen muss. Je com-
plicirter das Geschehen, um so schwerer die Constanterhaltung.
Gleichen schon nie zwei Krystalle in allen Eigenschaften voll-
kommen einander, um wie viel weniger zwei Organismen.
Nicht die Jungen Eines Wurfes, nicht die Theile Eines
Organes, nicht die Zellen desselben Gewebes gleichen einander,
sind mit einander identisch in Form und Qualität. Das äussert
sich schon sehr nützlich darin, da sie nicht alle zugleich in
denselben Perioden ihres Lebens sich befinden, denn sonst wür-
den sie beim physiologischen Tode alle zugleich absterben
und durch den Ausfall des betreffenden Organes der Organis-
mus vernichtet werden.
Zwar ist jetzt der Organismus regulirt, dass er trotz des
Wechsels der äusseren Bedingungen und der unendlichen Com-
plication des eigenen Innern sich annähernd constant erhält,
aber die Constanz ist doch nur eine annähernde, blos für flüch-
tige Betrachtung vorhandene; und die steten Veränderungen
lassen sich, wie Darwin uns gelehrt hat, zu recht erheblichen
Graden summiren. Auf niederer Stufe des organischen Lebens
ist die Variabilität noch grösser und sie muss früher, ehe auch
für diese Organismen ein gewisses sich in’s Gleichgewicht
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