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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.
dächtnissbilder selbst. Es kommt vor, dass junge Jagdhunde,
die niemals auf der Jagd waren, noch sonst Gelegenheit hat-
ten, je einen Flintenschuss und seine Wirkung kennen zu
lernen, wenn sie auf dem Felde den ersten Schuss gewahren,
mit voller Lust, wie ein alter Jagdhund, auf die Beute stür-
zen, um zu apportiren, auch wenn sie keine fallen sehen. Es
ist das ein Beweis, dass seit der Erfindung des Schiesspulvers
das Gedächtnissbild eines Schusses und seiner Folgen in das
Hundegehirn erblich übergegangen ist, also in den sogenannten
Instinct erblich aufgenommen wurde."

Weitere Beispiele der Erwerbung und Vererbung des In-
stinctes finden sich bei E. Hering1), von Hensen2), L.
Büchner3), Karl Schneider4), A. E. Bown5) und An-
deren.

Der Umstand, dass dagegen beim Menschen die Vererb-
lichkeit concreten Seeleninhaltes so gering ist, ist auffallend,
muss aber als eine im Kampfe um's Dasein besonders erwor-
bene und gezüchtete sehr günstige Eigenschaft betrachtet wer-
den, da sie, wie bekannt, die Ursache unseres Hauptvorzuges
vor den Thieren, unserer Universalität ist; denn wenn wir in
gleicher Weise, wie die Thiere, die Kenntnisse unserer Vorfah-
ren ererbten, so würde dadurch die Freiheit der individuellen
Ausbildung auch in der gleichen Weise, wie bei den Thieren,
beschränkt werden.

Es scheint übrigens denkbar, dass diese Eigenschaft blos
von einer geringeren angeborenen Disposition zur Vererbung des
Seeleninhaltes ihren Ausgangspunkt genommen hat und dann

1) E. Hering, Das Gedächtniss als eine allgemeine Function der
Materie. Vortrag in der Wiener Akademie. 1870.
2) von Hensen, Ueber das Gedächtniss. Rectoratsrede. Kiel 1877.
3) L. Büchner, Aus dem Geistesleben der Thiere. 2. Aufl. 1880.
4) Karl Schneider, Der thierische Wille. 1880.
5) Kosmos, Zeitschrift etc. Bd. III. p. 447.

B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.
dächtnissbilder selbst. Es kommt vor, dass junge Jagdhunde,
die niemals auf der Jagd waren, noch sonst Gelegenheit hat-
ten, je einen Flintenschuss und seine Wirkung kennen zu
lernen, wenn sie auf dem Felde den ersten Schuss gewahren,
mit voller Lust, wie ein alter Jagdhund, auf die Beute stür-
zen, um zu apportiren, auch wenn sie keine fallen sehen. Es
ist das ein Beweis, dass seit der Erfindung des Schiesspulvers
das Gedächtnissbild eines Schusses und seiner Folgen in das
Hundegehirn erblich übergegangen ist, also in den sogenannten
Instinct erblich aufgenommen wurde.«

Weitere Beispiele der Erwerbung und Vererbung des In-
stinctes finden sich bei E. Hering1), von Hensen2), L.
Büchner3), Karl Schneider4), A. E. Bown5) und An-
deren.

Der Umstand, dass dagegen beim Menschen die Vererb-
lichkeit concreten Seeleninhaltes so gering ist, ist auffallend,
muss aber als eine im Kampfe um’s Dasein besonders erwor-
bene und gezüchtete sehr günstige Eigenschaft betrachtet wer-
den, da sie, wie bekannt, die Ursache unseres Hauptvorzuges
vor den Thieren, unserer Universalität ist; denn wenn wir in
gleicher Weise, wie die Thiere, die Kenntnisse unserer Vorfah-
ren ererbten, so würde dadurch die Freiheit der individuellen
Ausbildung auch in der gleichen Weise, wie bei den Thieren,
beschränkt werden.

Es scheint übrigens denkbar, dass diese Eigenschaft blos
von einer geringeren angeborenen Disposition zur Vererbung des
Seeleninhaltes ihren Ausgangspunkt genommen hat und dann

1) E. Hering, Das Gedächtniss als eine allgemeine Function der
Materie. Vortrag in der Wiener Akademie. 1870.
2) von Hensen, Ueber das Gedächtniss. Rectoratsrede. Kiel 1877.
3) L. Büchner, Aus dem Geistesleben der Thiere. 2. Aufl. 1880.
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5) Kosmos, Zeitschrift etc. Bd. III. p. 447.
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[37/0051] B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung. dächtnissbilder selbst. Es kommt vor, dass junge Jagdhunde, die niemals auf der Jagd waren, noch sonst Gelegenheit hat- ten, je einen Flintenschuss und seine Wirkung kennen zu lernen, wenn sie auf dem Felde den ersten Schuss gewahren, mit voller Lust, wie ein alter Jagdhund, auf die Beute stür- zen, um zu apportiren, auch wenn sie keine fallen sehen. Es ist das ein Beweis, dass seit der Erfindung des Schiesspulvers das Gedächtnissbild eines Schusses und seiner Folgen in das Hundegehirn erblich übergegangen ist, also in den sogenannten Instinct erblich aufgenommen wurde.« Weitere Beispiele der Erwerbung und Vererbung des In- stinctes finden sich bei E. Hering 1), von Hensen 2), L. Büchner 3), Karl Schneider 4), A. E. Bown 5) und An- deren. Der Umstand, dass dagegen beim Menschen die Vererb- lichkeit concreten Seeleninhaltes so gering ist, ist auffallend, muss aber als eine im Kampfe um’s Dasein besonders erwor- bene und gezüchtete sehr günstige Eigenschaft betrachtet wer- den, da sie, wie bekannt, die Ursache unseres Hauptvorzuges vor den Thieren, unserer Universalität ist; denn wenn wir in gleicher Weise, wie die Thiere, die Kenntnisse unserer Vorfah- ren ererbten, so würde dadurch die Freiheit der individuellen Ausbildung auch in der gleichen Weise, wie bei den Thieren, beschränkt werden. Es scheint übrigens denkbar, dass diese Eigenschaft blos von einer geringeren angeborenen Disposition zur Vererbung des Seeleninhaltes ihren Ausgangspunkt genommen hat und dann 1) E. Hering, Das Gedächtniss als eine allgemeine Function der Materie. Vortrag in der Wiener Akademie. 1870. 2) von Hensen, Ueber das Gedächtniss. Rectoratsrede. Kiel 1877. 3) L. Büchner, Aus dem Geistesleben der Thiere. 2. Aufl. 1880. 4) Karl Schneider, Der thierische Wille. 1880. 5) Kosmos, Zeitschrift etc. Bd. III. p. 447.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/51>, abgerufen am 29.11.2024.