Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

I. Die functionelle Anpassung.
K. Bardeleben1), Merkel2), Aeby3) und P. Langer-
hans4) und so auf fast alle Knochen des menschlichen Körpers
und einiger Säugethiere ausgedehnt.

J. Wolff entdeckte darauf zuerst und Kastor und Martiny
sowie L. Rabe1) bestätigten, dass derartige Structurverhältnisse
sich auch unter ganz neuen, abnormen Verhältnissen, den neuen
statischen Verhältnissen entsprechend, z. B. bei schief ge-
heilten Knochenbrüchen, ausbilden. Daraus geht hervor, dass
diese Bildungen nicht feste, vererbte zu sein brauchen, sondern
sich immer nach den jeweiligen Verhältnissen selbst erzeugen.
Da die statische Knochenstructur erst nach den ersten Lebens-
jahren sicher erkennbar sich ausbildet, so lässt sich über ihre
eventuelle erbliche Uebertragbarkeit ohne besondere daraufhin
gerichtete Untersuchungen nichts aussagen.

Ferner ist hierher gehörig eine Mittheilung, welche Prof.
K. Bardeleben vor zwei Jahren mir machte, und die ich mit
seiner Erlaubniss hier anführe. Er sprach die Vermuthung und
die Wahrscheinlichkeit aus, dass auch in den Fascien, den
Häuten, welche die Muskeln einhüllen, die Fasern, wie in den
Knochen die Bälkchen, die Richtungen stärksten Zuges ein-
nähmen. Da der genannte Autor noch nicht dazu gekommen
ist, die beabsichtigte eingehende Untersuchung anzustellen, so
habe ich, ohne den speciellen Mittheilungen desselben irgendwie
vorgreifen zu wollen, durch eigne Beobachtung mich wenigstens
soweit von der Richtigkeit überzeugt, um dies hier bestätigen
und verwerthen zu können. Ich muss noch hinzufügen, dass
Prof. H. Meyer vor einem Jahre denselben Gedanken und die
Absicht gegen mich äusserte, von diesem Gesichtspunkte aus

1) K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874.
2) Virchow's Archiv. Bd. 59.
3) Aeby, Centralblatt f. d. med. Wiss. 1873.
4) Virchow's Archiv. Bd. 61.
1) K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874.

I. Die functionelle Anpassung.
K. Bardeleben1), Merkel2), Aeby3) und P. Langer-
hans4) und so auf fast alle Knochen des menschlichen Körpers
und einiger Säugethiere ausgedehnt.

J. Wolff entdeckte darauf zuerst und Kastor und Martiny
sowie L. Rabe1) bestätigten, dass derartige Structurverhältnisse
sich auch unter ganz neuen, abnormen Verhältnissen, den neuen
statischen Verhältnissen entsprechend, z. B. bei schief ge-
heilten Knochenbrüchen, ausbilden. Daraus geht hervor, dass
diese Bildungen nicht feste, vererbte zu sein brauchen, sondern
sich immer nach den jeweiligen Verhältnissen selbst erzeugen.
Da die statische Knochenstructur erst nach den ersten Lebens-
jahren sicher erkennbar sich ausbildet, so lässt sich über ihre
eventuelle erbliche Uebertragbarkeit ohne besondere daraufhin
gerichtete Untersuchungen nichts aussagen.

Ferner ist hierher gehörig eine Mittheilung, welche Prof.
K. Bardeleben vor zwei Jahren mir machte, und die ich mit
seiner Erlaubniss hier anführe. Er sprach die Vermuthung und
die Wahrscheinlichkeit aus, dass auch in den Fascien, den
Häuten, welche die Muskeln einhüllen, die Fasern, wie in den
Knochen die Bälkchen, die Richtungen stärksten Zuges ein-
nähmen. Da der genannte Autor noch nicht dazu gekommen
ist, die beabsichtigte eingehende Untersuchung anzustellen, so
habe ich, ohne den speciellen Mittheilungen desselben irgendwie
vorgreifen zu wollen, durch eigne Beobachtung mich wenigstens
soweit von der Richtigkeit überzeugt, um dies hier bestätigen
und verwerthen zu können. Ich muss noch hinzufügen, dass
Prof. H. Meyer vor einem Jahre denselben Gedanken und die
Absicht gegen mich äusserte, von diesem Gesichtspunkte aus

1) K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874.
2) Virchow’s Archiv. Bd. 59.
3) Aeby, Centralblatt f. d. med. Wiss. 1873.
4) Virchow’s Archiv. Bd. 61.
1) K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="28"/><fw place="top" type="header">I. Die functionelle Anpassung.</fw><lb/>
K. <hi rendition="#g">Bardeleben</hi><note place="foot" n="1)">K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874.</note>, <hi rendition="#g">Merkel</hi><note place="foot" n="2)">Virchow&#x2019;s Archiv. Bd. 59.</note>, <hi rendition="#g">Aeby</hi><note place="foot" n="3)">Aeby, Centralblatt f. d. med. Wiss. 1873.</note> und P. <hi rendition="#g">Langer-<lb/>
hans</hi><note place="foot" n="4)">Virchow&#x2019;s Archiv. Bd. 61.</note> und so auf fast alle Knochen des menschlichen Körpers<lb/>
und einiger Säugethiere ausgedehnt.</p><lb/>
          <p>J. <hi rendition="#g">Wolff</hi> entdeckte darauf zuerst und <hi rendition="#g">Kastor</hi> und <hi rendition="#g">Martiny</hi><lb/>
sowie L. <hi rendition="#g">Rabe</hi><note place="foot" n="1)">K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874.</note> bestätigten, dass derartige Structurverhältnisse<lb/>
sich auch unter ganz neuen, abnormen Verhältnissen, den neuen<lb/>
statischen Verhältnissen entsprechend, z. B. bei schief ge-<lb/>
heilten Knochenbrüchen, ausbilden. Daraus geht hervor, dass<lb/>
diese Bildungen nicht feste, vererbte zu sein brauchen, sondern<lb/>
sich immer nach den jeweiligen Verhältnissen selbst erzeugen.<lb/>
Da die statische Knochenstructur erst nach den ersten Lebens-<lb/>
jahren sicher erkennbar sich ausbildet, so lässt sich über ihre<lb/>
eventuelle erbliche Uebertragbarkeit ohne besondere daraufhin<lb/>
gerichtete Untersuchungen nichts aussagen.</p><lb/>
          <p>Ferner ist hierher gehörig eine Mittheilung, welche Prof.<lb/>
K. <hi rendition="#g">Bardeleben</hi> vor zwei Jahren mir machte, und die ich mit<lb/>
seiner Erlaubniss hier anführe. Er sprach die Vermuthung und<lb/>
die Wahrscheinlichkeit aus, dass auch in den <hi rendition="#g">Fascien</hi>, den<lb/>
Häuten, welche die Muskeln einhüllen, die Fasern, wie in den<lb/>
Knochen die Bälkchen, die Richtungen stärksten Zuges ein-<lb/>
nähmen. Da der genannte Autor noch nicht dazu gekommen<lb/>
ist, die beabsichtigte eingehende Untersuchung anzustellen, so<lb/>
habe ich, ohne den speciellen Mittheilungen desselben irgendwie<lb/>
vorgreifen zu wollen, durch eigne Beobachtung mich wenigstens<lb/>
soweit von der Richtigkeit überzeugt, um dies hier bestätigen<lb/>
und verwerthen zu können. Ich muss noch hinzufügen, dass<lb/>
Prof. H. <hi rendition="#g">Meyer</hi> vor einem Jahre denselben Gedanken und die<lb/>
Absicht gegen mich äusserte, von diesem Gesichtspunkte aus<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0042] I. Die functionelle Anpassung. K. Bardeleben 1), Merkel 2), Aeby 3) und P. Langer- hans 4) und so auf fast alle Knochen des menschlichen Körpers und einiger Säugethiere ausgedehnt. J. Wolff entdeckte darauf zuerst und Kastor und Martiny sowie L. Rabe 1) bestätigten, dass derartige Structurverhältnisse sich auch unter ganz neuen, abnormen Verhältnissen, den neuen statischen Verhältnissen entsprechend, z. B. bei schief ge- heilten Knochenbrüchen, ausbilden. Daraus geht hervor, dass diese Bildungen nicht feste, vererbte zu sein brauchen, sondern sich immer nach den jeweiligen Verhältnissen selbst erzeugen. Da die statische Knochenstructur erst nach den ersten Lebens- jahren sicher erkennbar sich ausbildet, so lässt sich über ihre eventuelle erbliche Uebertragbarkeit ohne besondere daraufhin gerichtete Untersuchungen nichts aussagen. Ferner ist hierher gehörig eine Mittheilung, welche Prof. K. Bardeleben vor zwei Jahren mir machte, und die ich mit seiner Erlaubniss hier anführe. Er sprach die Vermuthung und die Wahrscheinlichkeit aus, dass auch in den Fascien, den Häuten, welche die Muskeln einhüllen, die Fasern, wie in den Knochen die Bälkchen, die Richtungen stärksten Zuges ein- nähmen. Da der genannte Autor noch nicht dazu gekommen ist, die beabsichtigte eingehende Untersuchung anzustellen, so habe ich, ohne den speciellen Mittheilungen desselben irgendwie vorgreifen zu wollen, durch eigne Beobachtung mich wenigstens soweit von der Richtigkeit überzeugt, um dies hier bestätigen und verwerthen zu können. Ich muss noch hinzufügen, dass Prof. H. Meyer vor einem Jahre denselben Gedanken und die Absicht gegen mich äusserte, von diesem Gesichtspunkte aus 1) K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874. 2) Virchow’s Archiv. Bd. 59. 3) Aeby, Centralblatt f. d. med. Wiss. 1873. 4) Virchow’s Archiv. Bd. 61. 1) K. Bardeleben, Beiträge zur Kenntniss der Wirbelsäule. Jena 1874.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/42
Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/42>, abgerufen am 24.04.2024.