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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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I. Die functionelle Anpassung.
kung auf die die Grösse der Function vollziehenden Dimen-
sionen der Organe, so dass für sie ein Gesetz der dimen-
sionalen Atrophie
aufgestellt werden muss. Auch hierbei
ergeben sich in einigen Organen wieder Unterschiede von der
einfachen Atrophie in Folge Verringerung der Blutzufuhr, und
ich behalte mir auch hierüber specielle Untersuchung und Nach-
weise vor.

Damit nun aber durch diese beiden Principien
Umgestaltungen entstehen, sind dauernd zwin-
gende Ursachen anderen Gebrauches nöthig
, wie
sie für Thiere nur durch embryonale Variationen einiger Theile,
welche dann alterirend auch auf die Functionen der anderen
wirken oder durch Aenderung der äusseren Verhältnisse ge-
geben werden, beim Menschen aber auch als dauernd in der-
selben Richtung wirkender Wille, z. B. in Folge der Wahl des
Berufes, vorkommen.

Diese dauernd zwingende Ursache zu anderem Gebrauche
ist eine unerlässliche Vorbedingung der umgestaltenden Wir-
kungen der functionellen Anpassung, und sie muss wohl viele
Generationen hindurch gleichmässig anhalten, wenn die Verän-
derungen auch erblich werden sollen.

Ausser dieser quantitativen, die Gestalt beeinflussenden
Wirkung der functionellen Anpassung ist noch hinzudeuten auf
eine fast unbeachtet gebliebene qualitativ ändernde Wir-
kung vermehrten und verminderten Gebrauches
,
auf die Erhöhung resp. Erniedrigung der specifi-
schen Leistungsfähigkeit der Organe
.

Zuerst wurde derartiges nachgewiesen von Henke und
Knorz1), welche fanden, dass dasselbe Volumen Muskelsubstanz
des rechten Armes 20% mehr leisten könne, als vom linken.

1) Knorz, Ein Beitrag zur Best. der absoluten Muskelkraft. Diss.
Marburg 1865. Henke, Zeitschr. f. rat. Med. (3) XXIV u. XXXIII.

I. Die functionelle Anpassung.
kung auf die die Grösse der Function vollziehenden Dimen-
sionen der Organe, so dass für sie ein Gesetz der dimen-
sionalen Atrophie
aufgestellt werden muss. Auch hierbei
ergeben sich in einigen Organen wieder Unterschiede von der
einfachen Atrophie in Folge Verringerung der Blutzufuhr, und
ich behalte mir auch hierüber specielle Untersuchung und Nach-
weise vor.

Damit nun aber durch diese beiden Principien
Umgestaltungen entstehen, sind dauernd zwin-
gende Ursachen anderen Gebrauches nöthig
, wie
sie für Thiere nur durch embryonale Variationen einiger Theile,
welche dann alterirend auch auf die Functionen der anderen
wirken oder durch Aenderung der äusseren Verhältnisse ge-
geben werden, beim Menschen aber auch als dauernd in der-
selben Richtung wirkender Wille, z. B. in Folge der Wahl des
Berufes, vorkommen.

Diese dauernd zwingende Ursache zu anderem Gebrauche
ist eine unerlässliche Vorbedingung der umgestaltenden Wir-
kungen der functionellen Anpassung, und sie muss wohl viele
Generationen hindurch gleichmässig anhalten, wenn die Verän-
derungen auch erblich werden sollen.

Ausser dieser quantitativen, die Gestalt beeinflussenden
Wirkung der functionellen Anpassung ist noch hinzudeuten auf
eine fast unbeachtet gebliebene qualitativ ändernde Wir-
kung vermehrten und verminderten Gebrauches
,
auf die Erhöhung resp. Erniedrigung der specifi-
schen Leistungsfähigkeit der Organe
.

Zuerst wurde derartiges nachgewiesen von Henke und
Knorz1), welche fanden, dass dasselbe Volumen Muskelsubstanz
des rechten Armes 20% mehr leisten könne, als vom linken.

1) Knorz, Ein Beitrag zur Best. der absoluten Muskelkraft. Diss.
Marburg 1865. Henke, Zeitschr. f. rat. Med. (3) XXIV u. XXXIII.
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[22/0036] I. Die functionelle Anpassung. kung auf die die Grösse der Function vollziehenden Dimen- sionen der Organe, so dass für sie ein Gesetz der dimen- sionalen Atrophie aufgestellt werden muss. Auch hierbei ergeben sich in einigen Organen wieder Unterschiede von der einfachen Atrophie in Folge Verringerung der Blutzufuhr, und ich behalte mir auch hierüber specielle Untersuchung und Nach- weise vor. Damit nun aber durch diese beiden Principien Umgestaltungen entstehen, sind dauernd zwin- gende Ursachen anderen Gebrauches nöthig, wie sie für Thiere nur durch embryonale Variationen einiger Theile, welche dann alterirend auch auf die Functionen der anderen wirken oder durch Aenderung der äusseren Verhältnisse ge- geben werden, beim Menschen aber auch als dauernd in der- selben Richtung wirkender Wille, z. B. in Folge der Wahl des Berufes, vorkommen. Diese dauernd zwingende Ursache zu anderem Gebrauche ist eine unerlässliche Vorbedingung der umgestaltenden Wir- kungen der functionellen Anpassung, und sie muss wohl viele Generationen hindurch gleichmässig anhalten, wenn die Verän- derungen auch erblich werden sollen. Ausser dieser quantitativen, die Gestalt beeinflussenden Wirkung der functionellen Anpassung ist noch hinzudeuten auf eine fast unbeachtet gebliebene qualitativ ändernde Wir- kung vermehrten und verminderten Gebrauches, auf die Erhöhung resp. Erniedrigung der specifi- schen Leistungsfähigkeit der Organe. Zuerst wurde derartiges nachgewiesen von Henke und Knorz 1), welche fanden, dass dasselbe Volumen Muskelsubstanz des rechten Armes 20% mehr leisten könne, als vom linken. 1) Knorz, Ein Beitrag zur Best. der absoluten Muskelkraft. Diss. Marburg 1865. Henke, Zeitschr. f. rat. Med. (3) XXIV u. XXXIII.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/36>, abgerufen am 28.03.2024.