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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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A. Leistungen derselben.
bei den Muskeln, Sehnen, Drüsen und Nerven, die Grösse der
Function von den beiden anderen Dimensionen vollzogen wird,
und dass umgekehrt in den anderen Organen, welche, wie
Epidermis, Gefässwandung, Fascien und vielleicht auch die
Zapfen der Netzhaut, die specifische Function mit zwei Dimen-
sionen verrichten, die Grösse der Function durch die dritte be-
stimmt wird.

Ueber die Ursache des obigen Gesetzes enthalten wir uns
an dieser Stelle jeglicher Erörterung. Ich habe demselben des-
halb auch blos die Fassung des Thatsächlichen gegeben, ob-
gleich ein Hinweis darauf, dass die Function selber die Ur-
sache der Vergrösserung der die Grösse der Function besor-
genden Dimensionen sei, nahe gelegen hätte.

Die functionelle Hypertrophie bringt also nicht immer Aehn-
lichkeitswachsthum, d. h. Vergrösserung nach allen Durchmes-
sern proportional ihrer Grösse hervor, sondern sie bildet durch
die eventuelle Beschränkung der Vergrösserung auf eine oder
zwei Dimensionen morphologisch neue Charaktere. Dieselben
entstehen durch functionelle Hypertrophie, ausserdem auch noch
in Folge der ungleichmässigen Vergrösserung der verschiedenen
Organe bei gleicher Verstärkung der Function, am meisten
aber durch die ungleiche Vertheilung der Hyperfunction auf die
verschiedenen Organe des Körpers.

Ist dadurch schon principiell die Möglichkeit zu jeder denk-
baren Formenwandlung gegeben, so wird diese Möglichkeit
noch erleichtert und quantitativ unterstützt durch das entgegen-
gesetzt wirkende Princip, durch die Verkleinerung in Folge der
Verringerung der Function, durch Inactivitätsatrophie.
In Verbindung mit diesem Princip können nun auch alle mög-
lichen Grössen wieder rückwärts bis zum gänzlichen Schwunde
hervorgebracht werden.

Auch die Inactivitätsatrophie zeigt Beschränkung ihrer Wir-

A. Leistungen derselben.
bei den Muskeln, Sehnen, Drüsen und Nerven, die Grösse der
Function von den beiden anderen Dimensionen vollzogen wird,
und dass umgekehrt in den anderen Organen, welche, wie
Epidermis, Gefässwandung, Fascien und vielleicht auch die
Zapfen der Netzhaut, die specifische Function mit zwei Dimen-
sionen verrichten, die Grösse der Function durch die dritte be-
stimmt wird.

Ueber die Ursache des obigen Gesetzes enthalten wir uns
an dieser Stelle jeglicher Erörterung. Ich habe demselben des-
halb auch blos die Fassung des Thatsächlichen gegeben, ob-
gleich ein Hinweis darauf, dass die Function selber die Ur-
sache der Vergrösserung der die Grösse der Function besor-
genden Dimensionen sei, nahe gelegen hätte.

Die functionelle Hypertrophie bringt also nicht immer Aehn-
lichkeitswachsthum, d. h. Vergrösserung nach allen Durchmes-
sern proportional ihrer Grösse hervor, sondern sie bildet durch
die eventuelle Beschränkung der Vergrösserung auf eine oder
zwei Dimensionen morphologisch neue Charaktere. Dieselben
entstehen durch functionelle Hypertrophie, ausserdem auch noch
in Folge der ungleichmässigen Vergrösserung der verschiedenen
Organe bei gleicher Verstärkung der Function, am meisten
aber durch die ungleiche Vertheilung der Hyperfunction auf die
verschiedenen Organe des Körpers.

Ist dadurch schon principiell die Möglichkeit zu jeder denk-
baren Formenwandlung gegeben, so wird diese Möglichkeit
noch erleichtert und quantitativ unterstützt durch das entgegen-
gesetzt wirkende Princip, durch die Verkleinerung in Folge der
Verringerung der Function, durch Inactivitätsatrophie.
In Verbindung mit diesem Princip können nun auch alle mög-
lichen Grössen wieder rückwärts bis zum gänzlichen Schwunde
hervorgebracht werden.

Auch die Inactivitätsatrophie zeigt Beschränkung ihrer Wir-

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[21/0035] A. Leistungen derselben. bei den Muskeln, Sehnen, Drüsen und Nerven, die Grösse der Function von den beiden anderen Dimensionen vollzogen wird, und dass umgekehrt in den anderen Organen, welche, wie Epidermis, Gefässwandung, Fascien und vielleicht auch die Zapfen der Netzhaut, die specifische Function mit zwei Dimen- sionen verrichten, die Grösse der Function durch die dritte be- stimmt wird. Ueber die Ursache des obigen Gesetzes enthalten wir uns an dieser Stelle jeglicher Erörterung. Ich habe demselben des- halb auch blos die Fassung des Thatsächlichen gegeben, ob- gleich ein Hinweis darauf, dass die Function selber die Ur- sache der Vergrösserung der die Grösse der Function besor- genden Dimensionen sei, nahe gelegen hätte. Die functionelle Hypertrophie bringt also nicht immer Aehn- lichkeitswachsthum, d. h. Vergrösserung nach allen Durchmes- sern proportional ihrer Grösse hervor, sondern sie bildet durch die eventuelle Beschränkung der Vergrösserung auf eine oder zwei Dimensionen morphologisch neue Charaktere. Dieselben entstehen durch functionelle Hypertrophie, ausserdem auch noch in Folge der ungleichmässigen Vergrösserung der verschiedenen Organe bei gleicher Verstärkung der Function, am meisten aber durch die ungleiche Vertheilung der Hyperfunction auf die verschiedenen Organe des Körpers. Ist dadurch schon principiell die Möglichkeit zu jeder denk- baren Formenwandlung gegeben, so wird diese Möglichkeit noch erleichtert und quantitativ unterstützt durch das entgegen- gesetzt wirkende Princip, durch die Verkleinerung in Folge der Verringerung der Function, durch Inactivitätsatrophie. In Verbindung mit diesem Princip können nun auch alle mög- lichen Grössen wieder rückwärts bis zum gänzlichen Schwunde hervorgebracht werden. Auch die Inactivitätsatrophie zeigt Beschränkung ihrer Wir-

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/35>, abgerufen am 20.04.2024.