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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
der Thätigkeit um den Cosinus dieses Winkels, so dass blos
die senkrecht dazu vorhandenen, also in Parallelkreisen das
Organ überziehenden die nach ihr leistungsfähigsten sein mussten.
Diese beiden aus diesen Gründen vorzugsweise ausgebildeten
Fasern waren im Stande, die Fasern aller anderen Richtungen
zu entspannen und damit dem Schwunde anheimzugeben.

Bei der Gebärmutter, welche beim Menschen nur relativ
selten zur Contraction gelangt, können wir vielleicht die weniger
vollkommen durchgeführte Anordnung auf diesen Umstand seltner
Functionirung zurückführen, abgesehen von den Aenderungen,
welche die seitliche Einmündung zweier Kanäle hervorbringt.
Bei Säugethieren, welche, wie Kaninchen und Mäuse, ihre Ge-
bärmutter mehr in dieser Weise gebrauchen, schien mir auch
die Faserordnung vielmehr unseren Regeln zu entsprechen.
Ich will gleich noch an dieser Stelle hinzufügen, dass ich
geneigt bin, die rasche Atrophie der Muskelsubstanz der ver-
grösserten Gebärmutter nach der Ausstossung des Kindes, welche
das Organ in 14 Tagen um 2/3 seines Gewichts verkleinert oder
nach Ausstossung einer grossen Geschwulst als eine Folge der
eingetretenen Entspannung aufzufassen; denn wenn bei diesem
Organ schon eine Vergrösserung des Inhaltes durch Spannung
zur Hypertrophie Veranlassung giebt, so kann auch die voll-
kommene Entspannung nach der Entleerung des Inhaltes eine
genügende Ursache zur Atrophie abgeben. Jedenfalls glaube
ich nicht, dass die letztere eine Folge plötzlicher, mit der Aus-
stossung eingetretener Anaemie ist, da die Ursache einer
spastischen Verengerung der Gefässe unverständlich wäre und
ohne Spasmus der Gefässmuskeln eine so plötzliche Verringerung
der Blutzufuhr aus haemodynamischen Gründen nicht ableitbar
ist. Im Gegentheil wird die Spannung der Blutsäule bestrebt
sein, die einmal vorhandenen Bahnen in der Erschlaffung der
Gebärmutter wieder, wie früher, zu füllen.

IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
der Thätigkeit um den Cosinus dieses Winkels, so dass blos
die senkrecht dazu vorhandenen, also in Parallelkreisen das
Organ überziehenden die nach ihr leistungsfähigsten sein mussten.
Diese beiden aus diesen Gründen vorzugsweise ausgebildeten
Fasern waren im Stande, die Fasern aller anderen Richtungen
zu entspannen und damit dem Schwunde anheimzugeben.

Bei der Gebärmutter, welche beim Menschen nur relativ
selten zur Contraction gelangt, können wir vielleicht die weniger
vollkommen durchgeführte Anordnung auf diesen Umstand seltner
Functionirung zurückführen, abgesehen von den Aenderungen,
welche die seitliche Einmündung zweier Kanäle hervorbringt.
Bei Säugethieren, welche, wie Kaninchen und Mäuse, ihre Ge-
bärmutter mehr in dieser Weise gebrauchen, schien mir auch
die Faserordnung vielmehr unseren Regeln zu entsprechen.
Ich will gleich noch an dieser Stelle hinzufügen, dass ich
geneigt bin, die rasche Atrophie der Muskelsubstanz der ver-
grösserten Gebärmutter nach der Ausstossung des Kindes, welche
das Organ in 14 Tagen um ⅔ seines Gewichts verkleinert oder
nach Ausstossung einer grossen Geschwulst als eine Folge der
eingetretenen Entspannung aufzufassen; denn wenn bei diesem
Organ schon eine Vergrösserung des Inhaltes durch Spannung
zur Hypertrophie Veranlassung giebt, so kann auch die voll-
kommene Entspannung nach der Entleerung des Inhaltes eine
genügende Ursache zur Atrophie abgeben. Jedenfalls glaube
ich nicht, dass die letztere eine Folge plötzlicher, mit der Aus-
stossung eingetretener Anaemie ist, da die Ursache einer
spastischen Verengerung der Gefässe unverständlich wäre und
ohne Spasmus der Gefässmuskeln eine so plötzliche Verringerung
der Blutzufuhr aus haemodynamischen Gründen nicht ableitbar
ist. Im Gegentheil wird die Spannung der Blutsäule bestrebt
sein, die einmal vorhandenen Bahnen in der Erschlaffung der
Gebärmutter wieder, wie früher, zu füllen.

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[198/0212] IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. der Thätigkeit um den Cosinus dieses Winkels, so dass blos die senkrecht dazu vorhandenen, also in Parallelkreisen das Organ überziehenden die nach ihr leistungsfähigsten sein mussten. Diese beiden aus diesen Gründen vorzugsweise ausgebildeten Fasern waren im Stande, die Fasern aller anderen Richtungen zu entspannen und damit dem Schwunde anheimzugeben. Bei der Gebärmutter, welche beim Menschen nur relativ selten zur Contraction gelangt, können wir vielleicht die weniger vollkommen durchgeführte Anordnung auf diesen Umstand seltner Functionirung zurückführen, abgesehen von den Aenderungen, welche die seitliche Einmündung zweier Kanäle hervorbringt. Bei Säugethieren, welche, wie Kaninchen und Mäuse, ihre Ge- bärmutter mehr in dieser Weise gebrauchen, schien mir auch die Faserordnung vielmehr unseren Regeln zu entsprechen. Ich will gleich noch an dieser Stelle hinzufügen, dass ich geneigt bin, die rasche Atrophie der Muskelsubstanz der ver- grösserten Gebärmutter nach der Ausstossung des Kindes, welche das Organ in 14 Tagen um ⅔ seines Gewichts verkleinert oder nach Ausstossung einer grossen Geschwulst als eine Folge der eingetretenen Entspannung aufzufassen; denn wenn bei diesem Organ schon eine Vergrösserung des Inhaltes durch Spannung zur Hypertrophie Veranlassung giebt, so kann auch die voll- kommene Entspannung nach der Entleerung des Inhaltes eine genügende Ursache zur Atrophie abgeben. Jedenfalls glaube ich nicht, dass die letztere eine Folge plötzlicher, mit der Aus- stossung eingetretener Anaemie ist, da die Ursache einer spastischen Verengerung der Gefässe unverständlich wäre und ohne Spasmus der Gefässmuskeln eine so plötzliche Verringerung der Blutzufuhr aus haemodynamischen Gründen nicht ableitbar ist. Im Gegentheil wird die Spannung der Blutsäule bestrebt sein, die einmal vorhandenen Bahnen in der Erschlaffung der Gebärmutter wieder, wie früher, zu füllen.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/212>, abgerufen am 27.04.2024.