beredt und verschlagen, und kunte ihn mit so ge- schwinder und spitzfündiger Gegen-Antwort abwei- sen, daß er nichts mit ihr anfangen kunnte; Wenn er sich schmeichelte, als sey sie nun disponirt, sich seiner Umarmung gleich ietzo zu übergeben, so fande er sich, zu seiner grösten Bestürtzung, am meisten betrogen und der gäntzlichen Verzweiffelung über- lassen, iemaln in seinen Wünschen glücklich zu seyn. Man saget, daß, als er eines Tages mit ihr alleine gewesen, und sich vorgenommen gehabt, den letzten Sturm auf die Vestung ihrer Keuschheit zu wagen, er sie auf ein Bette, so in der Stube gestanden, nieder geworffen und sie mit Gewalt zu seinem Wil- len zwingen wollen, sie habe sich aber von ihm loß- gerissen, und sey zu ihren Mann geflohen, ihm er- zehlende, was für Grobheit ihr von dem Lord Hastings angemuthet worden: Weßwegen sich der Herr Shore genöthiget funden, mit Seiner Gnaden bescheidentlich zu expostuliren, und die- selbige zu ersuchen, hinführo alle Visiten in seinem Hause einzustellen.
Hierüber wurde der Lord von Zorn und Scham dergestalt bemeistert, daß er schwuhr, sich an allen beyden nachdrücklich zu rächen, und einen solchen Mit-Buhler an seine Stelle zu senden, den weder des Mannes Autorität, noch des Weibes Keuschheit zu widerstehen fähig seyn sollte. Wie wir vorhero Meldung gethan, war dieser Lord
Kö-
C 4
und Koͤnig Edward IV.
beredt und verſchlagen, und kunte ihn mit ſo ge- ſchwinder und ſpitzfuͤndiger Gegen-Antwort abwei- ſen, daß er nichts mit ihr anfangen kunnte; Wenn er ſich ſchmeichelte, als ſey ſie nun diſponirt, ſich ſeiner Umarmung gleich ietzo zu uͤbergeben, ſo fande er ſich, zu ſeiner groͤſten Beſtuͤrtzung, am meiſten betrogen und der gaͤntzlichen Verzweiffelung uͤber- laſſen, iemaln in ſeinen Wuͤnſchen gluͤcklich zu ſeyn. Man ſaget, daß, als er eines Tages mit ihr alleine geweſen, und ſich vorgenommen gehabt, den letzten Sturm auf die Veſtung ihrer Keuſchheit zu wagen, er ſie auf ein Bette, ſo in der Stube geſtanden, nieder geworffen und ſie mit Gewalt zu ſeinem Wil- len zwingen wollen, ſie habe ſich aber von ihm loß- geriſſen, und ſey zu ihren Mann geflohen, ihm er- zehlende, was fuͤr Grobheit ihr von dem Lord Haſtings angemuthet worden: Weßwegen ſich der Herr Shore genoͤthiget funden, mit Seiner Gnaden beſcheidentlich zu expoſtuliren, und die- ſelbige zu erſuchen, hinfuͤhro alle Viſiten in ſeinem Hauſe einzuſtellen.
Hieruͤber wurde der Lord von Zorn und Scham dergeſtalt bemeiſtert, daß er ſchwuhr, ſich an allen beyden nachdruͤcklich zu raͤchen, und einen ſolchen Mit-Buhler an ſeine Stelle zu ſenden, den weder des Mannes Autoritaͤt, noch des Weibes Keuſchheit zu widerſtehen faͤhig ſeyn ſollte. Wie wir vorhero Meldung gethan, war dieſer Lord
Koͤ-
C 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0059"n="39"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Koͤnig <hirendition="#aq">Edward IV.</hi></hi></fw><lb/>
beredt und verſchlagen, und kunte ihn mit ſo ge-<lb/>ſchwinder und ſpitzfuͤndiger Gegen-Antwort abwei-<lb/>ſen, daß er nichts mit ihr anfangen kunnte; Wenn<lb/>
er ſich ſchmeichelte, als ſey ſie nun <hirendition="#aq">diſponi</hi>rt, ſich<lb/>ſeiner Umarmung gleich ietzo zu uͤbergeben, ſo fande<lb/>
er ſich, zu ſeiner groͤſten Beſtuͤrtzung, am meiſten<lb/>
betrogen und der gaͤntzlichen Verzweiffelung uͤber-<lb/>
laſſen, iemaln in ſeinen Wuͤnſchen gluͤcklich zu ſeyn.<lb/>
Man ſaget, daß, als er eines Tages mit ihr alleine<lb/>
geweſen, und ſich vorgenommen gehabt, den letzten<lb/>
Sturm auf die Veſtung ihrer Keuſchheit zu wagen,<lb/>
er ſie auf ein Bette, ſo in der Stube geſtanden,<lb/>
nieder geworffen und ſie mit Gewalt zu ſeinem Wil-<lb/>
len zwingen wollen, ſie habe ſich aber von ihm loß-<lb/>
geriſſen, und ſey zu ihren Mann geflohen, ihm er-<lb/>
zehlende, was fuͤr Grobheit ihr von dem <hirendition="#aq">Lord<lb/>
Haſtings</hi> angemuthet worden: Weßwegen ſich<lb/>
der Herr <hirendition="#aq">Shore</hi> genoͤthiget funden, mit Seiner<lb/>
Gnaden beſcheidentlich zu <hirendition="#aq">expoſtuli</hi>ren, und die-<lb/>ſelbige zu erſuchen, hinfuͤhro alle <hirendition="#aq">Viſit</hi>en in ſeinem<lb/>
Hauſe einzuſtellen.</p><lb/><p>Hieruͤber wurde der <hirendition="#aq">Lord</hi> von Zorn und<lb/>
Scham dergeſtalt bemeiſtert, daß er ſchwuhr, ſich<lb/>
an allen beyden nachdruͤcklich zu raͤchen, und einen<lb/>ſolchen Mit-Buhler an ſeine Stelle zu ſenden, den<lb/>
weder des Mannes <hirendition="#aq">Autori</hi>taͤt, noch des Weibes<lb/>
Keuſchheit zu widerſtehen faͤhig ſeyn ſollte. Wie<lb/>
wir vorhero Meldung gethan, war dieſer <hirendition="#aq">Lord</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Koͤ-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[39/0059]
und Koͤnig Edward IV.
beredt und verſchlagen, und kunte ihn mit ſo ge-
ſchwinder und ſpitzfuͤndiger Gegen-Antwort abwei-
ſen, daß er nichts mit ihr anfangen kunnte; Wenn
er ſich ſchmeichelte, als ſey ſie nun diſponirt, ſich
ſeiner Umarmung gleich ietzo zu uͤbergeben, ſo fande
er ſich, zu ſeiner groͤſten Beſtuͤrtzung, am meiſten
betrogen und der gaͤntzlichen Verzweiffelung uͤber-
laſſen, iemaln in ſeinen Wuͤnſchen gluͤcklich zu ſeyn.
Man ſaget, daß, als er eines Tages mit ihr alleine
geweſen, und ſich vorgenommen gehabt, den letzten
Sturm auf die Veſtung ihrer Keuſchheit zu wagen,
er ſie auf ein Bette, ſo in der Stube geſtanden,
nieder geworffen und ſie mit Gewalt zu ſeinem Wil-
len zwingen wollen, ſie habe ſich aber von ihm loß-
geriſſen, und ſey zu ihren Mann geflohen, ihm er-
zehlende, was fuͤr Grobheit ihr von dem Lord
Haſtings angemuthet worden: Weßwegen ſich
der Herr Shore genoͤthiget funden, mit Seiner
Gnaden beſcheidentlich zu expoſtuliren, und die-
ſelbige zu erſuchen, hinfuͤhro alle Viſiten in ſeinem
Hauſe einzuſtellen.
Hieruͤber wurde der Lord von Zorn und
Scham dergeſtalt bemeiſtert, daß er ſchwuhr, ſich
an allen beyden nachdruͤcklich zu raͤchen, und einen
ſolchen Mit-Buhler an ſeine Stelle zu ſenden, den
weder des Mannes Autoritaͤt, noch des Weibes
Keuſchheit zu widerſtehen faͤhig ſeyn ſollte. Wie
wir vorhero Meldung gethan, war dieſer Lord
Koͤ-
C 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/59>, abgerufen am 15.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.