Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

zweer berühmten Türcken.
bezeigte er sich über die Massen wegen dieses Zufalls
bekümmert, daß ihn auch niemand dahin vermö-
gen können, dieselbe gantze Nacht das geringste zu
essen oder zu trincken, oder ein Auge zuzuthun. Den
folgenden Tag bekam er ein Fieber, welches drey
biß vier Tage so hefftig anhielte, daß diejenigen, so
um ihn waren, anfiengen, an seinem Leben zu ver-
zweiffeln; Worauf die berühmtesten Medici zu
Rath gezogen wurden, daß sie einige zu seiner Ge-
nesung dienliche Mittel vorschlagen möchten, wel-
che ihm auch eine gelinde Eröffnung des Leibes ver-
schaffeten, um seine Lebens-Geister wieder in Be-
wegung zu bringen; Allein, er war mit einer solchen
Mattigkeit beladen, daß die Absichten seiner Freun-
de gewißlich alle würden Frucht-los ausgeschlagen
seyn, hätte nicht seinem vertrauten Freunde, dem
Ibrahim, seine zärliche Liebe die Gedancken einge-
flösset, das kräfftigste Mittel durch die Hand der
Mademoiselle Cecilia zu appliciren. Die-
se hatte Witz genug, daß sie wuste, was sie sagen
sollte, ihm solches beyzubringen; Kurtz: Als man
die schöne Aertztin zu ihm gebracht, erweckte ihn
ihre Stimme gar bald aus seiner Schlaffsucht, daß
er ihr ohne eine augenblickliche Widerstrebung ge-
horchete, und die Pille, zu deren Einnehmung ihn
niemand, als sie, bereden mögen, hinunter schluckte.

Und
M m 3

zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
bezeigte er ſich uͤber die Maſſen wegen dieſes Zufalls
bekuͤmmert, daß ihn auch niemand dahin vermoͤ-
gen koͤnnen, dieſelbe gantze Nacht das geringſte zu
eſſen oder zu trincken, oder ein Auge zuzuthun. Den
folgenden Tag bekam er ein Fieber, welches drey
biß vier Tage ſo hefftig anhielte, daß diejenigen, ſo
um ihn waren, anfiengen, an ſeinem Leben zu ver-
zweiffeln; Worauf die beruͤhmteſten Medici zu
Rath gezogen wurden, daß ſie einige zu ſeiner Ge-
neſung dienliche Mittel vorſchlagen moͤchten, wel-
che ihm auch eine gelinde Eroͤffnung des Leibes ver-
ſchaffeten, um ſeine Lebens-Geiſter wieder in Be-
wegung zu bringen; Allein, er war mit einer ſolchen
Mattigkeit beladen, daß die Abſichten ſeiner Freun-
de gewißlich alle wuͤrden Frucht-los ausgeſchlagen
ſeyn, haͤtte nicht ſeinem vertrauten Freunde, dem
Ibrahim, ſeine zaͤrliche Liebe die Gedancken einge-
floͤſſet, das kraͤfftigſte Mittel durch die Hand der
Mademoiſelle Cecilia zu appliciren. Die-
ſe hatte Witz genug, daß ſie wuſte, was ſie ſagen
ſollte, ihm ſolches beyzubringen; Kurtz: Als man
die ſchoͤne Aertztin zu ihm gebracht, erweckte ihn
ihre Stimme gar bald aus ſeiner Schlaffſucht, daß
er ihr ohne eine augenblickliche Widerſtrebung ge-
horchete, und die Pille, zu deren Einnehmung ihn
niemand, als ſie, bereden moͤgen, hinunter ſchluckte.

Und
M m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0569" n="549"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zweer beru&#x0364;hmten Tu&#x0364;rcken.</hi></fw><lb/>
bezeigte er &#x017F;ich u&#x0364;ber die Ma&#x017F;&#x017F;en wegen die&#x017F;es Zufalls<lb/>
beku&#x0364;mmert, daß ihn auch niemand dahin vermo&#x0364;-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen, die&#x017F;elbe gantze Nacht das gering&#x017F;te zu<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en oder zu trincken, oder ein Auge zuzuthun. Den<lb/>
folgenden Tag bekam er ein Fieber, welches drey<lb/>
biß vier Tage &#x017F;o hefftig anhielte, daß diejenigen, &#x017F;o<lb/>
um ihn waren, anfiengen, an &#x017F;einem Leben zu ver-<lb/>
zweiffeln; Worauf die beru&#x0364;hmte&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Medici</hi> zu<lb/>
Rath gezogen wurden, daß &#x017F;ie einige zu &#x017F;einer Ge-<lb/>
ne&#x017F;ung dienliche Mittel vor&#x017F;chlagen mo&#x0364;chten, wel-<lb/>
che ihm auch eine gelinde Ero&#x0364;ffnung des Leibes ver-<lb/>
&#x017F;chaffeten, um &#x017F;eine Lebens-Gei&#x017F;ter wieder in Be-<lb/>
wegung zu bringen; Allein, er war mit einer &#x017F;olchen<lb/>
Mattigkeit beladen, daß die Ab&#x017F;ichten &#x017F;einer Freun-<lb/>
de gewißlich alle wu&#x0364;rden Frucht-los ausge&#x017F;chlagen<lb/>
&#x017F;eyn, ha&#x0364;tte nicht &#x017F;einem vertrauten Freunde, dem<lb/><hi rendition="#aq">Ibrahim,</hi> &#x017F;eine za&#x0364;rliche Liebe die Gedancken einge-<lb/>
flo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, das kra&#x0364;fftig&#x017F;te Mittel durch die Hand der<lb/><hi rendition="#aq">Mademoi&#x017F;elle Cecilia</hi> zu <hi rendition="#aq">applici</hi>ren. Die-<lb/>
&#x017F;e hatte Witz genug, daß &#x017F;ie wu&#x017F;te, was &#x017F;ie &#x017F;agen<lb/>
&#x017F;ollte, ihm &#x017F;olches beyzubringen; Kurtz: Als man<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;ne Aertztin zu ihm gebracht, erweckte ihn<lb/>
ihre Stimme gar bald aus &#x017F;einer Schlaff&#x017F;ucht, daß<lb/>
er ihr ohne eine augenblickliche Wider&#x017F;trebung ge-<lb/>
horchete, und die Pille, zu deren Einnehmung ihn<lb/>
niemand, als &#x017F;ie, bereden mo&#x0364;gen, hinunter &#x017F;chluckte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M m 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0569] zweer beruͤhmten Tuͤrcken. bezeigte er ſich uͤber die Maſſen wegen dieſes Zufalls bekuͤmmert, daß ihn auch niemand dahin vermoͤ- gen koͤnnen, dieſelbe gantze Nacht das geringſte zu eſſen oder zu trincken, oder ein Auge zuzuthun. Den folgenden Tag bekam er ein Fieber, welches drey biß vier Tage ſo hefftig anhielte, daß diejenigen, ſo um ihn waren, anfiengen, an ſeinem Leben zu ver- zweiffeln; Worauf die beruͤhmteſten Medici zu Rath gezogen wurden, daß ſie einige zu ſeiner Ge- neſung dienliche Mittel vorſchlagen moͤchten, wel- che ihm auch eine gelinde Eroͤffnung des Leibes ver- ſchaffeten, um ſeine Lebens-Geiſter wieder in Be- wegung zu bringen; Allein, er war mit einer ſolchen Mattigkeit beladen, daß die Abſichten ſeiner Freun- de gewißlich alle wuͤrden Frucht-los ausgeſchlagen ſeyn, haͤtte nicht ſeinem vertrauten Freunde, dem Ibrahim, ſeine zaͤrliche Liebe die Gedancken einge- floͤſſet, das kraͤfftigſte Mittel durch die Hand der Mademoiſelle Cecilia zu appliciren. Die- ſe hatte Witz genug, daß ſie wuſte, was ſie ſagen ſollte, ihm ſolches beyzubringen; Kurtz: Als man die ſchoͤne Aertztin zu ihm gebracht, erweckte ihn ihre Stimme gar bald aus ſeiner Schlaffſucht, daß er ihr ohne eine augenblickliche Widerſtrebung ge- horchete, und die Pille, zu deren Einnehmung ihn niemand, als ſie, bereden moͤgen, hinunter ſchluckte. Und M m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/569
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/569>, abgerufen am 21.11.2024.