mit freundlichen Caressen und verliebten Scher- tzen die anmuthigen Blumen ihrer Jungferschafft, indem er sie gemächlich auf ihr Bette niederwarsf, woselbst seine munteren Kräffte ihrem zerbrechlichen Jungfer-Krantze das gewöhnliche Begräbniß-Lied sungen. Und obschon über 8. Monate vergangen waren, seit dem er die Guarnison bestürmet hatte; so bliebe doch seine Liebe und Zuneigung immer ei- nerley: Welche Beständigkeit und Treue ihn zum andernmal einer solchen Beute würdig machte.
Nicht weniger galant war die Liebe zwischen seinem Freunde, Gurgi Nebi, und der besagten Dame jüngster Schwester, Cecilia: massen noch eine Mittlere war. Dieser Türck war so eyf- ferig in seinen Addressen an seine Geliebte, als der andere, und am Ende eben so glücklich: Denn, weil sein Genie und Politesse des Ibrahims seiner nichts nachgab, hatten sich zwar unterschiedliche junge Weibes-Bilder in London angelegen seyn lassen, eine so vollkommene Person auf ihre Seite zu ziehen; Allein, Cecilia führete in seinen Gedan- cken das Scepter, daß er alle Gelegenheiten, die ihm andere von dem schönen Geschlechte zu ihrer Liebe gaben, ausschlug. Er war überaus gefällig gegen sie; Und als sichs eines Tages zutrug, daß sie auf einem Ball ihren Fuß im Tantzen verrenckte,
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Die heimlichen Liebes-Geſchichte
mit freundlichen Careſſen und verliebten Scher- tzen die anmuthigen Blumen ihrer Jungferſchafft, indem er ſie gemaͤchlich auf ihr Bette niederwarſf, woſelbſt ſeine munteren Kraͤffte ihrem zerbrechlichen Jungfer-Krantze das gewoͤhnliche Begraͤbniß-Lied ſungen. Und obſchon uͤber 8. Monate vergangen waren, ſeit dem er die Guarniſon beſtuͤrmet hatte; ſo bliebe doch ſeine Liebe und Zuneigung immer ei- nerley: Welche Beſtaͤndigkeit und Treue ihn zum andernmal einer ſolchen Beute wuͤrdig machte.
Nicht weniger galant war die Liebe zwiſchen ſeinem Freunde, Gurgi Nebi, und der beſagten Dame juͤngſter Schweſter, Cecilia: maſſen noch eine Mittlere war. Dieſer Tuͤrck war ſo eyf- ferig in ſeinen Addreſſen an ſeine Geliebte, als der andere, und am Ende eben ſo gluͤcklich: Denn, weil ſein Genie und Politeſſe des Ibrahims ſeiner nichts nachgab, hatten ſich zwar unterſchiedliche junge Weibes-Bilder in London angelegen ſeyn laſſen, eine ſo vollkommene Perſon auf ihre Seite zu ziehen; Allein, Cecilia fuͤhrete in ſeinen Gedan- cken das Scepter, daß er alle Gelegenheiten, die ihm andere von dem ſchoͤnen Geſchlechte zu ihrer Liebe gaben, ausſchlug. Er war uͤberaus gefaͤllig gegen ſie; Und als ſichs eines Tages zutrug, daß ſie auf einem Ball ihren Fuß im Tantzen verrenckte,
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Die heimlichen Liebes-Geſchichte
mit freundlichen Careſſen und verliebten Scher-
tzen die anmuthigen Blumen ihrer Jungferſchafft,
indem er ſie gemaͤchlich auf ihr Bette niederwarſf,
woſelbſt ſeine munteren Kraͤffte ihrem zerbrechlichen
Jungfer-Krantze das gewoͤhnliche Begraͤbniß-Lied
ſungen. Und obſchon uͤber 8. Monate vergangen
waren, ſeit dem er die Guarniſon beſtuͤrmet hatte;
ſo bliebe doch ſeine Liebe und Zuneigung immer ei-
nerley: Welche Beſtaͤndigkeit und Treue ihn zum
andernmal einer ſolchen Beute wuͤrdig machte.
Nicht weniger galant war die Liebe zwiſchen
ſeinem Freunde, Gurgi Nebi, und der beſagten
Dame juͤngſter Schweſter, Cecilia: maſſen
noch eine Mittlere war. Dieſer Tuͤrck war ſo eyf-
ferig in ſeinen Addreſſen an ſeine Geliebte, als der
andere, und am Ende eben ſo gluͤcklich: Denn, weil
ſein Genie und Politeſſe des Ibrahims ſeiner
nichts nachgab, hatten ſich zwar unterſchiedliche
junge Weibes-Bilder in London angelegen ſeyn
laſſen, eine ſo vollkommene Perſon auf ihre Seite
zu ziehen; Allein, Cecilia fuͤhrete in ſeinen Gedan-
cken das Scepter, daß er alle Gelegenheiten, die
ihm andere von dem ſchoͤnen Geſchlechte zu ihrer
Liebe gaben, ausſchlug. Er war uͤberaus gefaͤllig
gegen ſie; Und als ſichs eines Tages zutrug, daß
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/568>, abgerufen am 21.11.2024.
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