als Osten von Westen ist, soll mich von dero beständigen Andencken keinesweges zurück halten: Denn es mir so unmög- lich, sie nicht zu lieben, als es der Son- ne ist, ihres ordentlichen Lauffs zu ver- gessen. Die wenige Tage, so ich sie ver- lassen muß, werden mir eine Ewig- keit scheinen; Jedoch soll dero Gewo- genheit meines Gehorsams versichert seyn. Jnzwischen erlauben sie mir die Gnade, einen demüthigen Kuß von dero schönen Hand zu rauben.
Der galante Türcke war nicht 24. Stunden von seiner Geliebten abwesend gewesen, so verleitete ihn seine Leidenschafft, diesen Brieff abzufertigen:
Mademoiselle!
Meine kurtze Verweilung auf dem Lande scheinet mir um so viel desto länger und verdrüßlicher, indem ich von dero annehmlichen Gesellschafft entfernet bin; So war auch meiner Betrübniß, über den Abschied vonLondon,kein anderer Trost mehr übrig gelassen, als daß die Pferde an meiner Gutsche, den gantzen Weg über, keinen Fuß fortsetzten, da
nicht
zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
als Oſten von Weſten iſt, ſoll mich von dero beſtaͤndigen Andencken keinesweges zuruͤck halten: Denn es mir ſo unmoͤg- lich, ſie nicht zu lieben, als es der Son- ne iſt, ihres ordentlichen Lauffs zu ver- geſſen. Die wenige Tage, ſo ich ſie ver- laſſen muß, werden mir eine Ewig- keit ſcheinen; Jedoch ſoll dero Gewo- genheit meines Gehorſams verſichert ſeyn. Jnzwiſchen erlauben ſie mir die Gnade, einen demuͤthigen Kuß von dero ſchoͤnen Hand zu rauben.
Der galante Tuͤrcke war nicht 24. Stunden von ſeiner Geliebten abweſend geweſen, ſo verleitete ihn ſeine Leidenſchafft, dieſen Brieff abzufertigen:
Mademoiſelle!
Meine kurtze Verweilung auf dem Lande ſcheinet mir um ſo viel deſto laͤnger und verdruͤßlicher, indem ich von dero annehmlichen Geſellſchafft entfernet bin; So war auch meiner Betruͤbniß, uͤber den Abſchied vonLondon,kein anderer Troſt mehr uͤbrig gelaſſen, als daß die Pferde an meiner Gutſche, den gantzen Weg uͤber, keinen Fuß fortſetzten, da
nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0559"n="539"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zweer beruͤhmten Tuͤrcken.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">als Oſten von Weſten iſt, ſoll mich von<lb/>
dero beſtaͤndigen Andencken keinesweges<lb/>
zuruͤck halten: Denn es mir ſo unmoͤg-<lb/>
lich, ſie nicht zu lieben, als es der Son-<lb/>
ne iſt, ihres ordentlichen Lauffs zu ver-<lb/>
geſſen. Die wenige Tage, ſo ich ſie ver-<lb/>
laſſen muß, werden mir eine Ewig-<lb/>
keit ſcheinen; Jedoch ſoll dero Gewo-<lb/>
genheit meines Gehorſams verſichert<lb/>ſeyn. Jnzwiſchen erlauben ſie mir die<lb/>
Gnade, einen demuͤthigen Kuß von dero<lb/>ſchoͤnen Hand zu rauben.</hi></p><lb/><p>Der <hirendition="#aq">galante</hi> Tuͤrcke war nicht 24. Stunden<lb/>
von ſeiner Geliebten abweſend geweſen, ſo verleitete<lb/>
ihn ſeine Leidenſchafft, dieſen Brieff abzufertigen:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><opener><salute><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Mademoiſelle!</hi></hi></salute></opener><lb/><p><hirendition="#fr">Meine kurtze Verweilung auf dem<lb/>
Lande ſcheinet mir um ſo viel deſto laͤnger<lb/>
und verdruͤßlicher, indem ich von dero<lb/>
annehmlichen Geſellſchafft entfernet bin;<lb/>
So war auch meiner Betruͤbniß, uͤber<lb/>
den Abſchied von</hi><hirendition="#aq">London,</hi><hirendition="#fr">kein anderer<lb/>
Troſt mehr uͤbrig gelaſſen, als daß die<lb/>
Pferde an meiner Gutſche, den gantzen<lb/>
Weg uͤber, keinen Fuß fortſetzten, da</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">nicht</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[539/0559]
zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
als Oſten von Weſten iſt, ſoll mich von
dero beſtaͤndigen Andencken keinesweges
zuruͤck halten: Denn es mir ſo unmoͤg-
lich, ſie nicht zu lieben, als es der Son-
ne iſt, ihres ordentlichen Lauffs zu ver-
geſſen. Die wenige Tage, ſo ich ſie ver-
laſſen muß, werden mir eine Ewig-
keit ſcheinen; Jedoch ſoll dero Gewo-
genheit meines Gehorſams verſichert
ſeyn. Jnzwiſchen erlauben ſie mir die
Gnade, einen demuͤthigen Kuß von dero
ſchoͤnen Hand zu rauben.
Der galante Tuͤrcke war nicht 24. Stunden
von ſeiner Geliebten abweſend geweſen, ſo verleitete
ihn ſeine Leidenſchafft, dieſen Brieff abzufertigen:
Mademoiſelle!
Meine kurtze Verweilung auf dem
Lande ſcheinet mir um ſo viel deſto laͤnger
und verdruͤßlicher, indem ich von dero
annehmlichen Geſellſchafft entfernet bin;
So war auch meiner Betruͤbniß, uͤber
den Abſchied von London, kein anderer
Troſt mehr uͤbrig gelaſſen, als daß die
Pferde an meiner Gutſche, den gantzen
Weg uͤber, keinen Fuß fortſetzten, da
nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/559>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.