gantz erbleichet, erstarret, und über und über voller Koth und Federn, als ein mitternächtisches Gespenst, erblickte, der ihn nur ersuchte, er möchte ihm ein neu- gewaschenes Hembd von denen seinigen leihen. Nachdem er ihm nun zugleich angezeiget, was mas- sen er hinter seine Schliche gekommen, hinterliesse er ihn weit ruhiger und vergnügter, als er vorher war, und begab sich wieder nach seines Weibes Schlaff-Gemach, welche wieder eingeschlaffen, und den durch eine so seltzame Begebenheit, ihr zu- gestossenen Zeit-Vertreib mit angenehmen Träu- men wiederholte, auch, als sie aufwachte, für dieses mal nicht das geringste von der Wissenschafft sei- nes finstern Spatzier-Ganges von sich mercken liesse.
Die Täuscherey, der Affront, nebst dem Eyfer und Grimm, sich dergestalt geäffet zu sehen, ver- wandelten der J - - ihr weiches Feder-Bette in eine stachlichte Dorn-Hecke; Und die aufgehende Sonne hatte nicht so bald den Anfang von dem folgenden Tag gemacht, als sie ihrem Amoristen seine Treulosigkeit mit vielen Verweisen aufrückete. Er wurde Feuer-roth, verbarg aber nichts vor ihr, sondern schüttete das gantze Geheimniß seines Bu- sens in ihren Schooß aus, eintzig und allein bitten- de, sie möchte ihm diese Sünde vergeben, allermas- sen sie aus Jrrthum begangen worden, und folg- lich, wie es sich zugetragen, nicht zu vermeiden ge-
wesen;
Der Capitain P ‒ ‒ r,
gantz erbleichet, erſtarret, und uͤber und uͤber voller Koth und Federn, als ein mitternaͤchtiſches Geſpenſt, erblickte, der ihn nur erſuchte, er moͤchte ihm ein neu- gewaſchenes Hembd von denen ſeinigen leihen. Nachdem er ihm nun zugleich angezeiget, was maſ- ſen er hinter ſeine Schliche gekommen, hinterlieſſe er ihn weit ruhiger und vergnuͤgter, als er vorher war, und begab ſich wieder nach ſeines Weibes Schlaff-Gemach, welche wieder eingeſchlaffen, und den durch eine ſo ſeltzame Begebenheit, ihr zu- geſtoſſenen Zeit-Vertreib mit angenehmen Traͤu- men wiederholte, auch, als ſie aufwachte, fuͤr dieſes mal nicht das geringſte von der Wiſſenſchafft ſei- nes finſtern Spatzier-Ganges von ſich mercken lieſſe.
Die Taͤuſcherey, der Affront, nebſt dem Eyfer und Grimm, ſich dergeſtalt geaͤffet zu ſehen, ver- wandelten der J ‒ ‒ ihr weiches Feder-Bette in eine ſtachlichte Dorn-Hecke; Und die aufgehende Sonne hatte nicht ſo bald den Anfang von dem folgenden Tag gemacht, als ſie ihrem Amoriſten ſeine Treuloſigkeit mit vielen Verweiſen aufruͤckete. Er wurde Feuer-roth, verbarg aber nichts vor ihr, ſondern ſchuͤttete das gantze Geheimniß ſeines Bu- ſens in ihren Schooß aus, eintzig und allein bitten- de, ſie moͤchte ihm dieſe Suͤnde vergeben, allermaſ- ſen ſie aus Jrrthum begangen worden, und folg- lich, wie es ſich zugetragen, nicht zu vermeiden ge-
weſen;
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Der Capitain P ‒ ‒ r,
gantz erbleichet, erſtarret, und uͤber und uͤber voller
Koth und Federn, als ein mitternaͤchtiſches Geſpenſt,
erblickte, der ihn nur erſuchte, er moͤchte ihm ein neu-
gewaſchenes Hembd von denen ſeinigen leihen.
Nachdem er ihm nun zugleich angezeiget, was maſ-
ſen er hinter ſeine Schliche gekommen, hinterlieſſe
er ihn weit ruhiger und vergnuͤgter, als er vorher
war, und begab ſich wieder nach ſeines Weibes
Schlaff-Gemach, welche wieder eingeſchlaffen,
und den durch eine ſo ſeltzame Begebenheit, ihr zu-
geſtoſſenen Zeit-Vertreib mit angenehmen Traͤu-
men wiederholte, auch, als ſie aufwachte, fuͤr dieſes
mal nicht das geringſte von der Wiſſenſchafft ſei-
nes finſtern Spatzier-Ganges von ſich mercken
lieſſe.
Die Taͤuſcherey, der Affront, nebſt dem Eyfer
und Grimm, ſich dergeſtalt geaͤffet zu ſehen, ver-
wandelten der J ‒ ‒ ihr weiches Feder-Bette in eine
ſtachlichte Dorn-Hecke; Und die aufgehende
Sonne hatte nicht ſo bald den Anfang von dem
folgenden Tag gemacht, als ſie ihrem Amoriſten
ſeine Treuloſigkeit mit vielen Verweiſen aufruͤckete.
Er wurde Feuer-roth, verbarg aber nichts vor ihr,
ſondern ſchuͤttete das gantze Geheimniß ſeines Bu-
ſens in ihren Schooß aus, eintzig und allein bitten-
de, ſie moͤchte ihm dieſe Suͤnde vergeben, allermaſ-
ſen ſie aus Jrrthum begangen worden, und folg-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/538>, abgerufen am 26.06.2024.
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