Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der Capitain P - - r, te; Alleine sie, welcher allbereit ein munterer undhurtigerer Schosierer kräfftige Satisfaction ge- than, wuste sich gegen die schwachen Anfälle eines impotenten Eh-Mannes schon zu vertheidigen, als auch ihrem Galan Gelegenheit zu entwischen zu geben, sagte demnach, indem sie zugleich ihren alten Ehe-Krepel zurück stiesse: Warte, warte ein Bißgen, mein Hertz! Laß uns, bitte ich, für Freuden, wegen deiner Zurückkunfft, erstlich ein Glaß Wein trincken! Jch habe ein halbes Dutzent Boutteillen, die mir kürtzlich zum Present geschicket worden, von dem besten, den du iemals wirft ge- kostet haben! Erlaube mir, daß ich hin- ab in Keller gehen, und eine davon heran holen darff. Von Hertzen gerne, mein Kind! erwiederte der Hahnrey, welcher voller Freuden war, seine Hertzallerliebste durch einige Ge- fälligkeit verpflichten zu können: Und indem er die bereits von sich geworffene Kleider wieder anlegte, fieng er an seine Schuhe zu suchen, die er aus Nach- läßigkeit und Eile so verworffen, daß einer davon unter das Bette gedrampelt worden. Er griffe nicht so bald mit den Händen darnach um sich her- um, als sie hinaus sprange, und (indem ihrem verborgen-liegenden Galan, für Furcht, entdeckt zu werden, die Haut schauerte) sich anstellte, als sey sie ungehalten, daß er mit blossen Füssen so lange in
Der Capitain P ‒ ‒ r, te; Alleine ſie, welcher allbereit ein munterer undhurtigerer Schoſierer kraͤfftige Satisfaction ge- than, wuſte ſich gegen die ſchwachen Anfaͤlle eines impotenten Eh-Mannes ſchon zu vertheidigen, als auch ihrem Galan Gelegenheit zu entwiſchen zu geben, ſagte demnach, indem ſie zugleich ihren alten Ehe-Krepel zuruͤck ſtieſſe: Warte, warte ein Bißgen, mein Hertz! Laß uns, bitte ich, fuͤr Freuden, wegen deiner Zuruͤckkunfft, erſtlich ein Glaß Wein trincken! Jch habe ein halbes Dutzent Boutteillen, die mir kuͤrtzlich zum Preſent geſchicket worden, von dem beſten, den du iemals wirft ge- koſtet haben! Erlaube mir, daß ich hin- ab in Keller gehen, und eine davon heran holen darff. Von Hertzen gerne, mein Kind! erwiederte der Hahnrey, welcher voller Freuden war, ſeine Hertzallerliebſte durch einige Ge- faͤlligkeit verpflichten zu koͤnnen: Und indem er die bereits von ſich geworffene Kleider wieder anlegte, fieng er an ſeine Schuhe zu ſuchen, die er aus Nach- laͤßigkeit und Eile ſo verworffen, daß einer davon unter das Bette gedrampelt worden. Er griffe nicht ſo bald mit den Haͤnden darnach um ſich her- um, als ſie hinaus ſprange, und (indem ihrem verborgen-liegenden Galan, fuͤr Furcht, entdeckt zu werden, die Haut ſchauerte) ſich anſtellte, als ſey ſie ungehalten, daß er mit bloſſen Fuͤſſen ſo lange in
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0534" n="514"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der <hi rendition="#aq">Capitain P ‒ ‒ r,</hi></hi></fw><lb/> te; Alleine ſie, welcher allbereit ein munterer und<lb/> hurtigerer Schoſierer kraͤfftige <hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> ge-<lb/> than, wuſte ſich gegen die ſchwachen Anfaͤlle eines<lb/><hi rendition="#aq">impotent</hi>en Eh-Mannes ſchon zu vertheidigen,<lb/> als auch ihrem <hi rendition="#aq">Galan</hi> Gelegenheit zu entwiſchen<lb/> zu geben, ſagte demnach, indem ſie zugleich ihren<lb/> alten Ehe-Krepel zuruͤck ſtieſſe: <hi rendition="#fr">Warte, warte<lb/> ein Bißgen, mein Hertz! Laß uns, bitte ich,<lb/> fuͤr Freuden, wegen deiner Zuruͤckkunfft,<lb/> erſtlich ein Glaß Wein trincken! Jch habe<lb/> ein halbes Dutzent</hi> <hi rendition="#aq">Boutteillen,</hi> <hi rendition="#fr">die mir<lb/> kuͤrtzlich zum</hi> <hi rendition="#aq">Preſent</hi> <hi rendition="#fr">geſchicket worden,<lb/> von dem beſten, den du iemals wirft ge-<lb/> koſtet haben! Erlaube mir, daß ich hin-<lb/> ab in Keller gehen, und eine davon heran<lb/> holen darff. Von Hertzen gerne, mein<lb/> Kind!</hi> erwiederte der Hahnrey, welcher voller<lb/> Freuden war, ſeine Hertzallerliebſte durch einige Ge-<lb/> faͤlligkeit verpflichten zu koͤnnen: Und indem er die<lb/> bereits von ſich geworffene Kleider wieder anlegte,<lb/> fieng er an ſeine Schuhe zu ſuchen, die er aus Nach-<lb/> laͤßigkeit und Eile ſo verworffen, daß einer davon<lb/> unter das Bette gedrampelt worden. Er griffe<lb/> nicht ſo bald mit den Haͤnden darnach um ſich her-<lb/> um, als ſie hinaus ſprange, und (indem ihrem<lb/> verborgen-liegenden <hi rendition="#aq">Galan,</hi> fuͤr Furcht, entdeckt<lb/> zu werden, die Haut ſchauerte) ſich anſtellte, als<lb/> ſey ſie ungehalten, daß er mit bloſſen Fuͤſſen ſo lange<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [514/0534]
Der Capitain P ‒ ‒ r,
te; Alleine ſie, welcher allbereit ein munterer und
hurtigerer Schoſierer kraͤfftige Satisfaction ge-
than, wuſte ſich gegen die ſchwachen Anfaͤlle eines
impotenten Eh-Mannes ſchon zu vertheidigen,
als auch ihrem Galan Gelegenheit zu entwiſchen
zu geben, ſagte demnach, indem ſie zugleich ihren
alten Ehe-Krepel zuruͤck ſtieſſe: Warte, warte
ein Bißgen, mein Hertz! Laß uns, bitte ich,
fuͤr Freuden, wegen deiner Zuruͤckkunfft,
erſtlich ein Glaß Wein trincken! Jch habe
ein halbes Dutzent Boutteillen, die mir
kuͤrtzlich zum Preſent geſchicket worden,
von dem beſten, den du iemals wirft ge-
koſtet haben! Erlaube mir, daß ich hin-
ab in Keller gehen, und eine davon heran
holen darff. Von Hertzen gerne, mein
Kind! erwiederte der Hahnrey, welcher voller
Freuden war, ſeine Hertzallerliebſte durch einige Ge-
faͤlligkeit verpflichten zu koͤnnen: Und indem er die
bereits von ſich geworffene Kleider wieder anlegte,
fieng er an ſeine Schuhe zu ſuchen, die er aus Nach-
laͤßigkeit und Eile ſo verworffen, daß einer davon
unter das Bette gedrampelt worden. Er griffe
nicht ſo bald mit den Haͤnden darnach um ſich her-
um, als ſie hinaus ſprange, und (indem ihrem
verborgen-liegenden Galan, fuͤr Furcht, entdeckt
zu werden, die Haut ſchauerte) ſich anſtellte, als
ſey ſie ungehalten, daß er mit bloſſen Fuͤſſen ſo lange
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/534 |
Zitationshilfe: | Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/534>, abgerufen am 26.06.2024. |