wort auf dieses Compliment schuldig, und schli- che sich, wie ein Hühner-Dieb, wiederum nach sei- nem Bette zu. Mittlerweile lag J - - und wartete vergeblich auf ihres Geliebten Ankunfft: Sie be- sorgte sich gäntzlich eines solchen Streichs; wuste nur nicht, wo er sich werde zugetragen haben; biß er ihr solchen bald darauf der Länge nach erzehlte: Welche aus Tummheit begangene Faute sie auf Rache dencken ließ, die zwar langsam, aber doch mehr als zu gewiß kam. Denn, wie der Poet saget:
Wenn ein geiles Weib das Ziel ihrer Brunst nicht kan erhalten, Muß gar offt ihr bester Freund als der ärgste Feind erkalten.
Aber, in dieser Historie weiter fortzugehen, so ist kein Zweiffel, daß, weil J - - Herr hurtig und wil- lig eingelassen worden, er seine Zeit zu dem Ende werde employret haben, worauf diese nächtliche Zusammenkunfft angesehen war. Es ist unnö- thig, eine Nachricht von iedweder verliebten Thor- heit zu geben, deren sich diese zween Liebhaber schul- dig machten, weil solche, ohne Zweiffel, mehr in handgreifflichen Discoursen und üppigen Actio- nibus, als weitläufftigen Complimenten, be- standen seyn werden. Und dieses ist nicht zu ver- wundern: Sintemal die Küsse ihre Worte verrie-
gelten,
und J‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
wort auf dieſes Compliment ſchuldig, und ſchli- che ſich, wie ein Huͤhner-Dieb, wiederum nach ſei- nem Bette zu. Mittlerweile lag J ‒ ‒ und wartete vergeblich auf ihres Geliebten Ankunfft: Sie be- ſorgte ſich gaͤntzlich eines ſolchen Streichs; wuſte nur nicht, wo er ſich werde zugetragen haben; biß er ihr ſolchen bald darauf der Laͤnge nach erzehlte: Welche aus Tummheit begangene Faute ſie auf Rache dencken ließ, die zwar langſam, aber doch mehr als zu gewiß kam. Denn, wie der Poët ſaget:
Wenn ein geiles Weib das Ziel ihrer Brunſt nicht kan erhalten, Muß gar offt ihr beſter Freund als der aͤrgſte Feind erkalten.
Aber, in dieſer Hiſtorie weiter fortzugehen, ſo iſt kein Zweiffel, daß, weil J ‒ ‒ Herr hurtig und wil- lig eingelaſſen worden, er ſeine Zeit zu dem Ende werde employret haben, worauf dieſe naͤchtliche Zuſammenkunfft angeſehen war. Es iſt unnoͤ- thig, eine Nachricht von iedweder verliebten Thor- heit zu geben, deren ſich dieſe zween Liebhaber ſchul- dig machten, weil ſolche, ohne Zweiffel, mehr in handgreifflichen Diſcourſen und uͤppigen Actio- nibus, als weitlaͤufftigen Complimenten, be- ſtanden ſeyn werden. Und dieſes iſt nicht zu ver- wundern: Sintemal die Kuͤſſe ihre Worte verrie-
gelten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0531"n="511"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und <hirendition="#aq">J</hi>‒‒, eine bekañte <hirendition="#aq">Caffé-</hi>Schaͤnckin.</hi></fw><lb/>
wort auf dieſes <hirendition="#aq">Compliment</hi>ſchuldig, und ſchli-<lb/>
che ſich, wie ein Huͤhner-Dieb, wiederum nach ſei-<lb/>
nem Bette zu. Mittlerweile lag <hirendition="#aq">J</hi>‒‒ und wartete<lb/>
vergeblich auf ihres Geliebten Ankunfft: Sie be-<lb/>ſorgte ſich gaͤntzlich eines ſolchen Streichs; wuſte<lb/>
nur nicht, wo er ſich werde zugetragen haben; biß<lb/>
er ihr ſolchen bald darauf der Laͤnge nach erzehlte:<lb/>
Welche aus Tummheit begangene <hirendition="#aq">Faute</hi>ſie<lb/>
auf Rache dencken ließ, die zwar langſam, aber doch<lb/>
mehr als zu gewiß kam. Denn, wie der <hirendition="#aq">Poët</hi><lb/>ſaget:</p><lb/><cit><quote><lgtype="poem"><l>Wenn ein geiles Weib das Ziel ihrer Brunſt</l><lb/><l><hirendition="#et">nicht kan erhalten,</hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Muß gar offt ihr beſter Freund als der aͤrgſte</hi></l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#et">Feind erkalten.</hi></hi></l></lg></quote></cit><lb/><p>Aber, in dieſer Hiſtorie weiter fortzugehen, ſo iſt<lb/>
kein Zweiffel, daß, weil <hirendition="#aq">J</hi>‒‒ Herr hurtig und wil-<lb/>
lig eingelaſſen worden, er ſeine Zeit zu dem Ende<lb/>
werde <hirendition="#aq">employ</hi>ret haben, worauf dieſe naͤchtliche<lb/>
Zuſammenkunfft angeſehen war. Es iſt unnoͤ-<lb/>
thig, eine Nachricht von iedweder verliebten Thor-<lb/>
heit zu geben, deren ſich dieſe zween Liebhaber ſchul-<lb/>
dig machten, weil ſolche, ohne Zweiffel, mehr in<lb/>
handgreifflichen <hirendition="#aq">Diſcourſ</hi>en und uͤppigen <hirendition="#aq">Actio-<lb/>
nibus,</hi> als weitlaͤufftigen <hirendition="#aq">Complimen</hi>ten, be-<lb/>ſtanden ſeyn werden. Und dieſes iſt nicht zu ver-<lb/>
wundern: Sintemal die Kuͤſſe ihre Worte verrie-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gelten,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[511/0531]
und J‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
wort auf dieſes Compliment ſchuldig, und ſchli-
che ſich, wie ein Huͤhner-Dieb, wiederum nach ſei-
nem Bette zu. Mittlerweile lag J ‒ ‒ und wartete
vergeblich auf ihres Geliebten Ankunfft: Sie be-
ſorgte ſich gaͤntzlich eines ſolchen Streichs; wuſte
nur nicht, wo er ſich werde zugetragen haben; biß
er ihr ſolchen bald darauf der Laͤnge nach erzehlte:
Welche aus Tummheit begangene Faute ſie
auf Rache dencken ließ, die zwar langſam, aber doch
mehr als zu gewiß kam. Denn, wie der Poët
ſaget:
Wenn ein geiles Weib das Ziel ihrer Brunſt
nicht kan erhalten,
Muß gar offt ihr beſter Freund als der aͤrgſte
Feind erkalten.
Aber, in dieſer Hiſtorie weiter fortzugehen, ſo iſt
kein Zweiffel, daß, weil J ‒ ‒ Herr hurtig und wil-
lig eingelaſſen worden, er ſeine Zeit zu dem Ende
werde employret haben, worauf dieſe naͤchtliche
Zuſammenkunfft angeſehen war. Es iſt unnoͤ-
thig, eine Nachricht von iedweder verliebten Thor-
heit zu geben, deren ſich dieſe zween Liebhaber ſchul-
dig machten, weil ſolche, ohne Zweiffel, mehr in
handgreifflichen Diſcourſen und uͤppigen Actio-
nibus, als weitlaͤufftigen Complimenten, be-
ſtanden ſeyn werden. Und dieſes iſt nicht zu ver-
wundern: Sintemal die Kuͤſſe ihre Worte verrie-
gelten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/531>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.