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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Madame - -.
sich, mit Vorsatz, diese garstige Kranckheit selbsten
zugezogen, schantzete er sie aus Revange seiner
[t]reulosen Gemahlin zu, und diese, bey der ersten
[fl]eischlichen Vermischung, hinwiederum dem Her-
[tz]oge von York; Es wurden diese beyde auch so
[n]achdrücklich darmit eingepöckelt, daß die Dame
[g]ar daran sterben muste, und Se. Königl. Hoheit
mit genauer Noth dero Nase davon brachten.

Ehe wir aber mit dieser Dame zum Beschluß
[e]ilen, wollen wir vorhero noch etwas von ihrer un-
[b]ändigen Geilheit anmercken, welche so ausschweif-
[f]end war, daß sie wegen eines geringen Kerls un-
[t]er ihren Dienern, Robert genannt, fast gantz
[w]ahnwitzig wurde. Diesen liesse sie, durch die
Verschlagenheit ihres Kammer-Mägdgens, eine
Nacht in ein vom übrigen Hauß-Gesinde etwas
[a]bgelegenes Gemach legen, zu welchen von ihrem
[A]partement ein heimlicher Gang leitete; Und
[n]achdem sie ihre unordentliche Begierden biß um
[M]itternacht schlaff-loß erhalten, stunde sie aus
[ih]rem Bette auf, zog einen köstlichen seidenen
[S]chlaff-Rock an, und schmückte ihren Kopff so
[zie]rlich und manierlich, als ob es ihre Braut-Nacht
[ge]wesen wäre; Alsdann stackte sie ein paar sam-
[m]etne Pantoffeln an ihre Füsse, nahm die in ihrer
[K]ammer auf einem silbernen Leuchter brennende
[W]achs-Kertze in die eine Hand, und einen Dolch
[in] die andere, in welcher Positur sie zu ihrem

Schlaff-

und Madame ‒ ‒.
ſich, mit Vorſatz, dieſe garſtige Kranckheit ſelbſten
zugezogen, ſchantzete er ſie aus Revange ſeiner
[t]reuloſen Gemahlin zu, und dieſe, bey der erſten
[fl]eiſchlichen Vermiſchung, hinwiederum dem Her-
[tz]oge von York; Es wurden dieſe beyde auch ſo
[n]achdruͤcklich darmit eingepoͤckelt, daß die Dame
[g]ar daran ſterben muſte, und Se. Koͤnigl. Hoheit
mit genauer Noth dero Naſe davon brachten.

Ehe wir aber mit dieſer Dame zum Beſchluß
[e]ilen, wollen wir vorhero noch etwas von ihrer un-
[b]aͤndigen Geilheit anmercken, welche ſo ausſchweif-
[f]end war, daß ſie wegen eines geringen Kerls un-
[t]er ihren Dienern, Robert genannt, faſt gantz
[w]ahnwitzig wurde. Dieſen lieſſe ſie, durch die
Verſchlagenheit ihres Kammer-Maͤgdgens, eine
Nacht in ein vom uͤbrigen Hauß-Geſinde etwas
[a]bgelegenes Gemach legen, zu welchen von ihrem
[A]partement ein heimlicher Gang leitete; Und
[n]achdem ſie ihre unordentliche Begierden biß um
[M]itternacht ſchlaff-loß erhalten, ſtunde ſie aus
[ih]rem Bette auf, zog einen koͤſtlichen ſeidenen
[S]chlaff-Rock an, und ſchmuͤckte ihren Kopff ſo
[zie]rlich und manierlich, als ob es ihre Braut-Nacht
[ge]weſen waͤre; Alsdann ſtackte ſie ein paar ſam-
[m]etne Pantoffeln an ihre Fuͤſſe, nahm die in ihrer
[K]ammer auf einem ſilbernen Leuchter brennende
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[479/0499] und Madame ‒ ‒. ſich, mit Vorſatz, dieſe garſtige Kranckheit ſelbſten zugezogen, ſchantzete er ſie aus Revange ſeiner treuloſen Gemahlin zu, und dieſe, bey der erſten fleiſchlichen Vermiſchung, hinwiederum dem Her- tzoge von York; Es wurden dieſe beyde auch ſo nachdruͤcklich darmit eingepoͤckelt, daß die Dame gar daran ſterben muſte, und Se. Koͤnigl. Hoheit mit genauer Noth dero Naſe davon brachten. Ehe wir aber mit dieſer Dame zum Beſchluß eilen, wollen wir vorhero noch etwas von ihrer un- baͤndigen Geilheit anmercken, welche ſo ausſchweif- fend war, daß ſie wegen eines geringen Kerls un- ter ihren Dienern, Robert genannt, faſt gantz wahnwitzig wurde. Dieſen lieſſe ſie, durch die Verſchlagenheit ihres Kammer-Maͤgdgens, eine Nacht in ein vom uͤbrigen Hauß-Geſinde etwas abgelegenes Gemach legen, zu welchen von ihrem Apartement ein heimlicher Gang leitete; Und nachdem ſie ihre unordentliche Begierden biß um Mitternacht ſchlaff-loß erhalten, ſtunde ſie aus ihrem Bette auf, zog einen koͤſtlichen ſeidenen Schlaff-Rock an, und ſchmuͤckte ihren Kopff ſo zierlich und manierlich, als ob es ihre Braut-Nacht geweſen waͤre; Alsdann ſtackte ſie ein paar ſam- metne Pantoffeln an ihre Fuͤſſe, nahm die in ihrer Kammer auf einem ſilbernen Leuchter brennende Wachs-Kertze in die eine Hand, und einen Dolch in die andere, in welcher Poſitur ſie zu ihrem Schlaff-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/499>, abgerufen am 18.12.2024.