Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Madame Danvers. Nach einer zwey-stündigen Lustbarkeit wurden siealle in das Speise-Zimmer geleitet, allwo ein köst- lich und herrliches Banquet auf sie wartete, und sie, indem sie ihre Masquen abnahmen, einander das gebührende Compliment machten. Als die Mahlzeit geendiget war, verfügten sie sich wie- der nach dem Saale, und der Graf schliche sich heimlich hin zu seinem Freunde, nahm seinen Man- tel um, und schickte ihn an seine Statt hin auf den Saal, seine Person bey der Masquerade zu spie- len; Er war ihm an Proportion, Statur und Habit so gleich, als ein Ey dem andern, daß auch das allerscharffsichtigste Auge den Unterscheid nicht bemercken kunnte. Der schöne Seymour hin- gegen wurde von der Madame Sympson Kam- mer-Mägdgen immittelst in ihr Apartement geführet, woselbst diese Verliebten alsbald zum Examine rigoroso schritten, und die bißherige Sehnsucht mit einer vollkommenen Uberschwem- mung der Vergnüglichkeit auswechselten. Jndem nun diese ihre Kurtzweil mit einander oben Per- G g 5
und Madame Danvers. Nach einer zwey-ſtuͤndigen Luſtbarkeit wurden ſiealle in das Speiſe-Zimmer geleitet, allwo ein koͤſt- lich und herrliches Banquet auf ſie wartete, und ſie, indem ſie ihre Maſquen abnahmen, einander das gebuͤhrende Compliment machten. Als die Mahlzeit geendiget war, verfuͤgten ſie ſich wie- der nach dem Saale, und der Graf ſchliche ſich heimlich hin zu ſeinem Freunde, nahm ſeinen Man- tel um, und ſchickte ihn an ſeine Statt hin auf den Saal, ſeine Perſon bey der Maſquerade zu ſpie- len; Er war ihm an Proportion, Statur und Habit ſo gleich, als ein Ey dem andern, daß auch das allerſcharffſichtigſte Auge den Unterſcheid nicht bemercken kunnte. Der ſchoͤne Seymour hin- gegen wurde von der Madame Sympſon Kam- mer-Maͤgdgen immittelſt in ihr Apartement gefuͤhret, woſelbſt dieſe Verliebten alsbald zum Examine rigoroſo ſchritten, und die bißherige Sehnſucht mit einer vollkommenen Uberſchwem- mung der Vergnuͤglichkeit auswechſelten. Jndem nun dieſe ihre Kurtzweil mit einander oben Per- G g 5
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und Madame Danvers.
Nach einer zwey-ſtuͤndigen Luſtbarkeit wurden ſie
alle in das Speiſe-Zimmer geleitet, allwo ein koͤſt-
lich und herrliches Banquet auf ſie wartete, und
ſie, indem ſie ihre Maſquen abnahmen, einander
das gebuͤhrende Compliment machten. Als
die Mahlzeit geendiget war, verfuͤgten ſie ſich wie-
der nach dem Saale, und der Graf ſchliche ſich
heimlich hin zu ſeinem Freunde, nahm ſeinen Man-
tel um, und ſchickte ihn an ſeine Statt hin auf den
Saal, ſeine Perſon bey der Maſquerade zu ſpie-
len; Er war ihm an Proportion, Statur und
Habit ſo gleich, als ein Ey dem andern, daß auch
das allerſcharffſichtigſte Auge den Unterſcheid nicht
bemercken kunnte. Der ſchoͤne Seymour hin-
gegen wurde von der Madame Sympſon Kam-
mer-Maͤgdgen immittelſt in ihr Apartement
gefuͤhret, woſelbſt dieſe Verliebten alsbald zum
Examine rigoroſo ſchritten, und die bißherige
Sehnſucht mit einer vollkommenen Uberſchwem-
mung der Vergnuͤglichkeit auswechſelten.
Jndem nun dieſe ihre Kurtzweil mit einander oben
hatten, hatten die Laquayen und Maͤgdgens ihre
Kurtzweil mit einander unten; Und nach in Eyl ver-
richteter Arbeit geleitete Seymour ſeine Geliebte
nebſt ihrem Maͤgdgen hinaus auf die Straſſe, wo
er ſie in ſeinen Mantel einhuͤllete, in ſeine Kutſche
hinein hobe, und mit ihr nach ſeines Freundes Be-
hauſung fuhr, der immittelſt auf dem Saal ſeine
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