Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der schöne Seymour, demnach seine Liebste in die Kirche gegangen war,stellte er ein scharffes Examen mit ihr an, und be- drohete sie mit der peinlichen Bekänntniß, deme sie allen standhafft widerstunde; Als er sie aber endlich mit einer Gold-Bourse in Versuchung führte, machte sie diejenige Treue zu einer Sclavin des gläntzenden Metalles, welche durch keinerley Schre- ckung der Straffe heraus gepresset werden kunnte, daß sie das gefährliche Arcanum nach allen seinen Umständen offenbahrte. Der Baronet hörte dieß Abendtheuer mit Haar-regender Bestürtzung an, verfluchte sein eigenes unglückhafftes Schicksal, noch viel mehr aber die Verrätherey seiner treulosen Gemahlin; Nach einer kleinen Verpausirung be- friedigte er, Krafft seines gethanen Versprechens, das Kammer-Mägdgen, geboth ihr verschwiegen zu seyn, entzog sich in sein geheimes Cabinet, und spintisirte hieselbst auf eine sowohl seiner eigenen Be- leidigung, als auch seines Weibes Treulosigkeit ge- bührende Rache. Drey Tage hernach gab er seiner Liebsten mit ei- Und
Der ſchoͤne Seymour, demnach ſeine Liebſte in die Kirche gegangen war,ſtellte er ein ſcharffes Examen mit ihr an, und be- drohete ſie mit der peinlichen Bekaͤnntniß, deme ſie allen ſtandhafft widerſtunde; Als er ſie aber endlich mit einer Gold-Bourſe in Verſuchung fuͤhrte, machte ſie diejenige Treue zu einer Sclavin des glaͤntzenden Metalles, welche durch keinerley Schre- ckung der Straffe heraus gepreſſet werden kunnte, daß ſie das gefaͤhrliche Arcanum nach allen ſeinen Umſtaͤnden offenbahrte. Der Baronet hoͤrte dieß Abendtheuer mit Haar-regender Beſtuͤrtzung an, verfluchte ſein eigenes ungluͤckhafftes Schickſal, noch viel mehr aber die Verraͤtherey ſeiner treuloſen Gemahlin; Nach einer kleinen Verpauſirung be- friedigte er, Krafft ſeines gethanen Verſprechens, das Kammer-Maͤgdgen, geboth ihr verſchwiegen zu ſeyn, entzog ſich in ſein geheimes Cabinet, und ſpintiſirte hieſelbſt auf eine ſowohl ſeiner eigenen Be- leidigung, als auch ſeines Weibes Treuloſigkeit ge- buͤhrende Rache. Drey Tage hernach gab er ſeiner Liebſten mit ei- Und
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Der ſchoͤne Seymour,
demnach ſeine Liebſte in die Kirche gegangen war,
ſtellte er ein ſcharffes Examen mit ihr an, und be-
drohete ſie mit der peinlichen Bekaͤnntniß, deme ſie
allen ſtandhafft widerſtunde; Als er ſie aber endlich
mit einer Gold-Bourſe in Verſuchung fuͤhrte,
machte ſie diejenige Treue zu einer Sclavin des
glaͤntzenden Metalles, welche durch keinerley Schre-
ckung der Straffe heraus gepreſſet werden kunnte,
daß ſie das gefaͤhrliche Arcanum nach allen ſeinen
Umſtaͤnden offenbahrte. Der Baronet hoͤrte dieß
Abendtheuer mit Haar-regender Beſtuͤrtzung an,
verfluchte ſein eigenes ungluͤckhafftes Schickſal,
noch viel mehr aber die Verraͤtherey ſeiner treuloſen
Gemahlin; Nach einer kleinen Verpauſirung be-
friedigte er, Krafft ſeines gethanen Verſprechens,
das Kammer-Maͤgdgen, geboth ihr verſchwiegen
zu ſeyn, entzog ſich in ſein geheimes Cabinet, und
ſpintiſirte hieſelbſt auf eine ſowohl ſeiner eigenen Be-
leidigung, als auch ſeines Weibes Treuloſigkeit ge-
buͤhrende Rache.
Drey Tage hernach gab er ſeiner Liebſten mit ei-
ner laͤchelnden Freundlichkeit zu erkennen, ſie wuͤrde
eine Nacht alleine ſchlaffen muͤſſen, angeſehen er ſie
ſo lange verlaſſen, und nach Briſtol reiſen wollte,
um einige Brieffſchafften, wegen einer gewiſſen
Rechts-Sache, die er gleich damals unter Haͤnden
hatte, daſelbſt abzuholen, wollte aber des folgenden
Tages auf den Abend wiederum zu Hauſe ſeyn;
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