Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Madame Danvers.
Herr Middleton vermochte seine Empfindlichkeit
wegen der Madame Danvers Wanckelmuth
nicht so klüglich zu verstellen, daß sie nicht alsbald
das Mißvergnügen seines Hertzens aus seinen Bli-
cken und abgebrochenen Discoursen abnehmen
sollen. Mein Werthester! redete sie ihn dem-
nach an, ich weiß, sie tadeln mein Ver-
halten, und glaube gar gerne, dero ge-
rechte Sache werde ihnen Gründe genug
wider meine schuldige Brust an die Hand
geben: Jch muß auch bekennen, ich bin
nicht so unschuldig, als ich seyn sollte;
Jedoch, sie lassen, bitte ich, die Straffe
meine Beleidigung nicht übertreffen!
Habe ich dero Gütigkeit durch meinen
Eydbruch erzürnet, so lassen sie mich an-
tetzo eben dieselbige Gütigkeit ihrer Ver-
gebung theilhafftig machen, und meine
leider! allzu späte Reue meine zulängli-
che Bestraffung seyn.
Der Dame Leid-
wesen über ihr Verbrechen, und des Herrn Midd-
letons
angebohrne Leutseligkeit würcketen bald eine
vollkommene Versöhnung, daß die übrige Zeit mit
vergnügten und verliebten Ergötzlichkeiten zuge-
bracht wurde. Gegen Abend schieden sie von ein-
ander, und Madame Danvers vermeldete ihrem
Galan, was massen sie die Visite, so er ihr ver-
sprochen, des folgenden Tages in ihrem Zimmer

an-
II. Theil. G g

und Madame Danvers.
Herr Middleton vermochte ſeine Empfindlichkeit
wegen der Madame Danvers Wanckelmuth
nicht ſo kluͤglich zu verſtellen, daß ſie nicht alsbald
das Mißvergnuͤgen ſeines Hertzens aus ſeinen Bli-
cken und abgebrochenen Diſcourſen abnehmen
ſollen. Mein Wertheſter! redete ſie ihn dem-
nach an, ich weiß, ſie tadeln mein Ver-
halten, und glaube gar gerne, dero ge-
rechte Sache werde ihnen Gruͤnde genug
wider meine ſchuldige Bruſt an die Hand
geben: Jch muß auch bekennen, ich bin
nicht ſo unſchuldig, als ich ſeyn ſollte;
Jedoch, ſie laſſen, bitte ich, die Straffe
meine Beleidigung nicht uͤbertreffen!
Habe ich dero Guͤtigkeit durch meinen
Eydbruch erzuͤrnet, ſo laſſen ſie mich an-
tetzo eben dieſelbige Guͤtigkeit ihrer Ver-
gebung theilhafftig machen, und meine
leider! allzu ſpaͤte Reue meine zulaͤngli-
che Beſtraffung ſeyn.
Der Dame Leid-
weſen uͤber ihr Verbrechen, und des Herrn Midd-
letons
angebohrne Leutſeligkeit wuͤrcketen bald eine
vollkommene Verſoͤhnung, daß die uͤbrige Zeit mit
vergnuͤgten und verliebten Ergoͤtzlichkeiten zuge-
bracht wurde. Gegen Abend ſchieden ſie von ein-
ander, und Madame Danvers vermeldete ihrem
Galan, was maſſen ſie die Viſite, ſo er ihr ver-
ſprochen, des folgenden Tages in ihrem Zimmer

an-
II. Theil. G g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0485" n="465"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Danvers.</hi></hi></fw><lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Middleton</hi> vermochte &#x017F;eine Empfindlichkeit<lb/>
wegen der <hi rendition="#aq">Madame Danvers</hi> Wanckelmuth<lb/>
nicht &#x017F;o klu&#x0364;glich zu ver&#x017F;tellen, daß &#x017F;ie nicht alsbald<lb/>
das Mißvergnu&#x0364;gen &#x017F;eines Hertzens aus &#x017F;einen Bli-<lb/>
cken und abgebrochenen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cour&#x017F;</hi>en abnehmen<lb/>
&#x017F;ollen. <hi rendition="#fr">Mein Werthe&#x017F;ter!</hi> redete &#x017F;ie ihn dem-<lb/>
nach an, <hi rendition="#fr">ich weiß, &#x017F;ie tadeln mein Ver-<lb/>
halten, und glaube gar gerne, dero ge-<lb/>
rechte Sache werde ihnen Gru&#x0364;nde genug<lb/>
wider meine &#x017F;chuldige Bru&#x017F;t an die Hand<lb/>
geben: Jch muß auch bekennen, ich bin<lb/>
nicht &#x017F;o un&#x017F;chuldig, als ich &#x017F;eyn &#x017F;ollte;<lb/>
Jedoch, &#x017F;ie la&#x017F;&#x017F;en, bitte ich, die Straffe<lb/>
meine Beleidigung nicht u&#x0364;bertreffen!<lb/>
Habe ich dero Gu&#x0364;tigkeit durch meinen<lb/>
Eydbruch erzu&#x0364;rnet, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich an-<lb/>
tetzo eben die&#x017F;elbige Gu&#x0364;tigkeit ihrer Ver-<lb/>
gebung theilhafftig machen, und meine<lb/>
leider! allzu &#x017F;pa&#x0364;te Reue meine zula&#x0364;ngli-<lb/>
che Be&#x017F;traffung &#x017F;eyn.</hi> Der <hi rendition="#aq">Dame</hi> Leid-<lb/>
we&#x017F;en u&#x0364;ber ihr Verbrechen, und des Herrn <hi rendition="#aq">Midd-<lb/>
letons</hi> angebohrne Leut&#x017F;eligkeit wu&#x0364;rcketen bald eine<lb/>
vollkommene Ver&#x017F;o&#x0364;hnung, daß die u&#x0364;brige Zeit mit<lb/>
vergnu&#x0364;gten und verliebten Ergo&#x0364;tzlichkeiten zuge-<lb/>
bracht wurde. Gegen Abend &#x017F;chieden &#x017F;ie von ein-<lb/>
ander, und <hi rendition="#aq">Madame Danvers</hi> vermeldete ihrem<lb/><hi rendition="#aq">Galan,</hi> was ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite,</hi> &#x017F;o er ihr ver-<lb/>
&#x017F;prochen, des folgenden Tages in ihrem Zimmer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. G g</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[465/0485] und Madame Danvers. Herr Middleton vermochte ſeine Empfindlichkeit wegen der Madame Danvers Wanckelmuth nicht ſo kluͤglich zu verſtellen, daß ſie nicht alsbald das Mißvergnuͤgen ſeines Hertzens aus ſeinen Bli- cken und abgebrochenen Diſcourſen abnehmen ſollen. Mein Wertheſter! redete ſie ihn dem- nach an, ich weiß, ſie tadeln mein Ver- halten, und glaube gar gerne, dero ge- rechte Sache werde ihnen Gruͤnde genug wider meine ſchuldige Bruſt an die Hand geben: Jch muß auch bekennen, ich bin nicht ſo unſchuldig, als ich ſeyn ſollte; Jedoch, ſie laſſen, bitte ich, die Straffe meine Beleidigung nicht uͤbertreffen! Habe ich dero Guͤtigkeit durch meinen Eydbruch erzuͤrnet, ſo laſſen ſie mich an- tetzo eben dieſelbige Guͤtigkeit ihrer Ver- gebung theilhafftig machen, und meine leider! allzu ſpaͤte Reue meine zulaͤngli- che Beſtraffung ſeyn. Der Dame Leid- weſen uͤber ihr Verbrechen, und des Herrn Midd- letons angebohrne Leutſeligkeit wuͤrcketen bald eine vollkommene Verſoͤhnung, daß die uͤbrige Zeit mit vergnuͤgten und verliebten Ergoͤtzlichkeiten zuge- bracht wurde. Gegen Abend ſchieden ſie von ein- ander, und Madame Danvers vermeldete ihrem Galan, was maſſen ſie die Viſite, ſo er ihr ver- ſprochen, des folgenden Tages in ihrem Zimmer an- II. Theil. G g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/485
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/485>, abgerufen am 25.11.2024.