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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Madame Danvers.
Lebens-Elixir, welches die Sehnsucht einer jun-
gen und feurigen Dame zu curiren allein fähig.
Als aber dennoch sowohl sie, als Herr Middle-
ton,
wiederum zu voriger Gesundheit gelanget, be-
gab sich dieser nach Bath, allwo er alle Gelegen-
heiten abpassete, daß er sie zu sehen bekommen
möchte; Und dieses machte er auch in kurtzem
werckstellig: Denn, weil er vernahm, daß Mada-
me Danvers
fleißig in die Cathedral-Kirche
dieser Stadt zu gehen pflegte, verrichtete er bestän-
dig seine Andacht daselbsten, und spähete sie endlich
in einem Stuhl aus, wo sie auf den Knien lag;
Weil er nun weder ihren Mann, noch einigen von
ihren Bedienten um sie herum gewahr werden
kunnte, gieng er hin und kniete neben sie nieder.
Es ist ohnschwer zu erachten, zu was für einer Hei-
ligin sein Gebeth gerichtet gewesen, und worinnen
der Jnhalt seines Bittens bestanden seyn muß.
Die Dame entfärbte sich entsetzlich, als sie ihren
vorigen Liebsten so nahe neben sich sahe, und befahl
ihm mitten in seinem Discours, er möchte an sich
halten, und den folgenden Tag praecise um 4. Uhr
wieder allda erscheinen. Herr Middleton stunde
inzwischen alle Arten der Marter aus, wormit ihm
die Vielfältigkeit seiner Gedancken nur zu soltern
vermögend war: Bißweilen bestraffte er ihre an
ihm verübte Treulosigkeit, welche ihn nichts als
Verachtung und Abscheu erwarten ließ; Und als-

bald,

und Madame Danvers.
Lebens-Elixir, welches die Sehnſucht einer jun-
gen und feurigen Dame zu curiren allein faͤhig.
Als aber dennoch ſowohl ſie, als Herr Middle-
ton,
wiederum zu voriger Geſundheit gelanget, be-
gab ſich dieſer nach Bath, allwo er alle Gelegen-
heiten abpaſſete, daß er ſie zu ſehen bekommen
moͤchte; Und dieſes machte er auch in kurtzem
werckſtellig: Denn, weil er vernahm, daß Mada-
me Danvers
fleißig in die Cathedral-Kirche
dieſer Stadt zu gehen pflegte, verrichtete er beſtaͤn-
dig ſeine Andacht daſelbſten, und ſpaͤhete ſie endlich
in einem Stuhl aus, wo ſie auf den Knien lag;
Weil er nun weder ihren Mann, noch einigen von
ihren Bedienten um ſie herum gewahr werden
kunnte, gieng er hin und kniete neben ſie nieder.
Es iſt ohnſchwer zu erachten, zu was fuͤr einer Hei-
ligin ſein Gebeth gerichtet geweſen, und worinnen
der Jnhalt ſeines Bittens beſtanden ſeyn muß.
Die Dame entfaͤrbte ſich entſetzlich, als ſie ihren
vorigen Liebſten ſo nahe neben ſich ſahe, und befahl
ihm mitten in ſeinem Diſcours, er moͤchte an ſich
halten, und den folgenden Tag præciſe um 4. Uhr
wieder allda erſcheinen. Herr Middleton ſtunde
inzwiſchen alle Arten der Marter aus, wormit ihm
die Vielfaͤltigkeit ſeiner Gedancken nur zu ſoltern
vermoͤgend war: Bißweilen beſtraffte er ihre an
ihm veruͤbte Treuloſigkeit, welche ihn nichts als
Verachtung und Abſcheu erwarten ließ; Und als-

bald,
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[463/0483] und Madame Danvers. Lebens-Elixir, welches die Sehnſucht einer jun- gen und feurigen Dame zu curiren allein faͤhig. Als aber dennoch ſowohl ſie, als Herr Middle- ton, wiederum zu voriger Geſundheit gelanget, be- gab ſich dieſer nach Bath, allwo er alle Gelegen- heiten abpaſſete, daß er ſie zu ſehen bekommen moͤchte; Und dieſes machte er auch in kurtzem werckſtellig: Denn, weil er vernahm, daß Mada- me Danvers fleißig in die Cathedral-Kirche dieſer Stadt zu gehen pflegte, verrichtete er beſtaͤn- dig ſeine Andacht daſelbſten, und ſpaͤhete ſie endlich in einem Stuhl aus, wo ſie auf den Knien lag; Weil er nun weder ihren Mann, noch einigen von ihren Bedienten um ſie herum gewahr werden kunnte, gieng er hin und kniete neben ſie nieder. Es iſt ohnſchwer zu erachten, zu was fuͤr einer Hei- ligin ſein Gebeth gerichtet geweſen, und worinnen der Jnhalt ſeines Bittens beſtanden ſeyn muß. Die Dame entfaͤrbte ſich entſetzlich, als ſie ihren vorigen Liebſten ſo nahe neben ſich ſahe, und befahl ihm mitten in ſeinem Diſcours, er moͤchte an ſich halten, und den folgenden Tag præciſe um 4. Uhr wieder allda erſcheinen. Herr Middleton ſtunde inzwiſchen alle Arten der Marter aus, wormit ihm die Vielfaͤltigkeit ſeiner Gedancken nur zu ſoltern vermoͤgend war: Bißweilen beſtraffte er ihre an ihm veruͤbte Treuloſigkeit, welche ihn nichts als Verachtung und Abſcheu erwarten ließ; Und als- bald,

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/483>, abgerufen am 22.11.2024.