So bald der Graf Mortimer diesen Brieff lase, fande er sich aufs lebendigste getroffen, und aus Furcht die Königin zu beleidigen, verfügte er sich alsbald in ihr Zimmer, allwo er sich zu ihren Füs- sen warff und ihre Knie zugleich umarmete, mit diesen verbündlichen Worten: Jch bitte de- müthigst,Madame,Sie verschmähen nicht denjenigen, so der zärtlichste und getreuste Liebhaber von der Welt ist! Warlich ich müste vor Schmertzen ster- ben, daferne mir selbsten einen solchen Schand-Flecken angehänget und mich unterfangen hätte, Ew. Maj. auf einen so kurtzen Augenblick zu lieben. DieDa- me,über welche Sie eyfersüchtig sind, hat nicht die geringstePraetensionan meinem Hertzen, Sie haben solches allein im Besitz, und es erkennet keine vor seine Gebietherin, als Ew. Maj.
Obwohl diese Worte einen so tieffen Eindruck in ihrem Hertzen hatten, daß sie sich kaum verstel- len kunte, ihre Liebe gegen ihn zu bezeugen, so er- wiederte sie dennoch, seine Beständigkeit ferner auf die Probe zu stellen, auf eine gantz verächtliche und mit Kaltsinnigkeit vermischte Art: Jch wollte, ihr glaubtet mir, daß ich euch hasse, mein eintziges Wünschen ist, daß ihr alle Mit- tel ersinnen möchtet, so eure Gering-
schä-
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und der Graf Mortimer.
So bald der Graf Mortimer dieſen Brieff laſe, fande er ſich aufs lebendigſte getroffen, und aus Furcht die Koͤnigin zu beleidigen, verfuͤgte er ſich alsbald in ihr Zimmer, allwo er ſich zu ihren Fuͤſ- ſen warff und ihre Knie zugleich umarmete, mit dieſen verbuͤndlichen Worten: Jch bitte de- muͤthigſt,Madame,Sie verſchmaͤhen nicht denjenigen, ſo der zaͤrtlichſte und getreuſte Liebhaber von der Welt iſt! Warlich ich muͤſte vor Schmertzen ſter- ben, daferne mir ſelbſten einen ſolchen Schand-Flecken angehaͤnget und mich unterfangen haͤtte, Ew. Maj. auf einen ſo kurtzen Augenblick zu lieben. DieDa- me,uͤber welche Sie eyferſuͤchtig ſind, hat nicht die geringſtePrætenſionan meinem Hertzen, Sie haben ſolches allein im Beſitz, und es erkennet keine vor ſeine Gebietherin, als Ew. Maj.
Obwohl dieſe Worte einen ſo tieffen Eindruck in ihrem Hertzen hatten, daß ſie ſich kaum verſtel- len kunte, ihre Liebe gegen ihn zu bezeugen, ſo er- wiederte ſie dennoch, ſeine Beſtaͤndigkeit ferner auf die Probe zu ſtellen, auf eine gantz veraͤchtliche und mit Kaltſinnigkeit vermiſchte Art: Jch wollte, ihr glaubtet mir, daß ich euch haſſe, mein eintziges Wuͤnſchen iſt, daß ihr alle Mit- tel erſinnen moͤchtet, ſo eure Gering-
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und der Graf Mortimer.
So bald der Graf Mortimer dieſen Brieff
laſe, fande er ſich aufs lebendigſte getroffen, und
aus Furcht die Koͤnigin zu beleidigen, verfuͤgte er ſich
alsbald in ihr Zimmer, allwo er ſich zu ihren Fuͤſ-
ſen warff und ihre Knie zugleich umarmete, mit
dieſen verbuͤndlichen Worten: Jch bitte de-
muͤthigſt, Madame, Sie verſchmaͤhen
nicht denjenigen, ſo der zaͤrtlichſte und
getreuſte Liebhaber von der Welt iſt!
Warlich ich muͤſte vor Schmertzen ſter-
ben, daferne mir ſelbſten einen ſolchen
Schand-Flecken angehaͤnget und mich
unterfangen haͤtte, Ew. Maj. auf einen
ſo kurtzen Augenblick zu lieben. Die Da-
me, uͤber welche Sie eyferſuͤchtig ſind,
hat nicht die geringſte Prætenſion an
meinem Hertzen, Sie haben ſolches allein
im Beſitz, und es erkennet keine vor ſeine
Gebietherin, als Ew. Maj.
Obwohl dieſe Worte einen ſo tieffen Eindruck
in ihrem Hertzen hatten, daß ſie ſich kaum verſtel-
len kunte, ihre Liebe gegen ihn zu bezeugen, ſo er-
wiederte ſie dennoch, ſeine Beſtaͤndigkeit ferner auf
die Probe zu ſtellen, auf eine gantz veraͤchtliche und
mit Kaltſinnigkeit vermiſchte Art: Jch wollte,
ihr glaubtet mir, daß ich euch haſſe, mein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/43>, abgerufen am 03.12.2024.
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