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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Der Hertzog von York,
mir, mein Herr! ob sie einer, die sie voll-
kommen liebet, treu seyn können? Darff
ich ihrer Wanckelmüthigkeit so viel zu-
trauen? Woferne sie es für unmöglich
halten, so werden sie mich vielmehr höch-
lich verpflichten, wenn sie ihre Schwach-
heit bekennen, als wenn sie eine treuher-
tzige Weibs-Person so empfindlich be-
trügen. O allerliebste Seele!
schrie unser
Monsieur, als ob er gleichsam von der Hoffnung
entzündet wäre, Wie können sie mir eine sol-
che Falschheit zutrauen? Sie vollziehen
vielmehr den Sieg über mein Hertz, wel-
chen ihre Augen allbereit so gut als ge-
wonnen haben. Jch glaube ihnen,
sagte
die Damoiselle, sie bedienen sich meiner
Leichtgläubigkeit zu Dero Vortheil.

Die Verwilligung wurde auf denen Lippen unse-
rer Verliebten versiegelt, und die Vertraulichkeit
nahm zwischen ihnen ziemlich zu. So war auch
unser anderer Galan bey seiner vermeynten In-
clination
nicht weniger glücklich, als welche diese
gantze Zeit über eben dergleichen Discourse mit
einander gewechselt hatten; Nur daß sie sich an-
derer Argumenten bedienet, die Rechtmäßigkeit
ihres Verlangens zu erweisen, als welche von dem
Trieb der Natur hergeholet wurden, welcher so ge-
waltig zu solchen Begierden anreitzete, die doch nicht

ver-

Der Hertzog von York,
mir, mein Herr! ob ſie einer, die ſie voll-
kommen liebet, treu ſeyn koͤnnen? Darff
ich ihrer Wanckelmuͤthigkeit ſo viel zu-
trauen? Woferne ſie es fuͤr unmoͤglich
halten, ſo werden ſie mich vielmehr hoͤch-
lich verpflichten, wenn ſie ihre Schwach-
heit bekennen, als wenn ſie eine treuher-
tzige Weibs-Perſon ſo empfindlich be-
truͤgen. O allerliebſte Seele!
ſchrie unſer
Monſieur, als ob er gleichſam von der Hoffnung
entzuͤndet waͤre, Wie koͤnnen ſie mir eine ſol-
che Falſchheit zutrauen? Sie vollziehen
vielmehr den Sieg uͤber mein Hertz, wel-
chen ihre Augen allbereit ſo gut als ge-
wonnen haben. Jch glaube ihnen,
ſagte
die Damoiſelle, ſie bedienen ſich meiner
Leichtglaͤubigkeit zu Dero Vortheil.

Die Verwilligung wurde auf denen Lippen unſe-
rer Verliebten verſiegelt, und die Vertraulichkeit
nahm zwiſchen ihnen ziemlich zu. So war auch
unſer anderer Galan bey ſeiner vermeynten In-
clination
nicht weniger gluͤcklich, als welche dieſe
gantze Zeit uͤber eben dergleichen Diſcourſe mit
einander gewechſelt hatten; Nur daß ſie ſich an-
derer Argumenten bedienet, die Rechtmaͤßigkeit
ihres Verlangens zu erweiſen, als welche von dem
Trieb der Natur hergeholet wurden, welcher ſo ge-
waltig zu ſolchen Begierden anreitzete, die doch nicht

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[376/0396] Der Hertzog von York, mir, mein Herr! ob ſie einer, die ſie voll- kommen liebet, treu ſeyn koͤnnen? Darff ich ihrer Wanckelmuͤthigkeit ſo viel zu- trauen? Woferne ſie es fuͤr unmoͤglich halten, ſo werden ſie mich vielmehr hoͤch- lich verpflichten, wenn ſie ihre Schwach- heit bekennen, als wenn ſie eine treuher- tzige Weibs-Perſon ſo empfindlich be- truͤgen. O allerliebſte Seele! ſchrie unſer Monſieur, als ob er gleichſam von der Hoffnung entzuͤndet waͤre, Wie koͤnnen ſie mir eine ſol- che Falſchheit zutrauen? Sie vollziehen vielmehr den Sieg uͤber mein Hertz, wel- chen ihre Augen allbereit ſo gut als ge- wonnen haben. Jch glaube ihnen, ſagte die Damoiſelle, ſie bedienen ſich meiner Leichtglaͤubigkeit zu Dero Vortheil. Die Verwilligung wurde auf denen Lippen unſe- rer Verliebten verſiegelt, und die Vertraulichkeit nahm zwiſchen ihnen ziemlich zu. So war auch unſer anderer Galan bey ſeiner vermeynten In- clination nicht weniger gluͤcklich, als welche dieſe gantze Zeit uͤber eben dergleichen Diſcourſe mit einander gewechſelt hatten; Nur daß ſie ſich an- derer Argumenten bedienet, die Rechtmaͤßigkeit ihres Verlangens zu erweiſen, als welche von dem Trieb der Natur hergeholet wurden, welcher ſo ge- waltig zu ſolchen Begierden anreitzete, die doch nicht ver-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/396>, abgerufen am 25.11.2024.