Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

König Carolus II.
cket euch, und scheuet meinen Zorn! Und
seyd versichert, daß ich euch den Possen,
den ihr mir gespielet, so lange als ich lebe,
nicht vergessen will. Daferne ihr auch
inskünfftige einen Fuß, ohne meine Ver-
willigung und Wissenschafft, wo ihr hin-
gehet, zum Hause hinaus setzen werdet, so
glaubet nur gantz gewiß, daß ihr nimmer-
mehr wieder herein kommen sollet.
Der
Graf brachte dieses auf eine Art vor, welche einen
so grossen Eindruck in dem Gemüthe seiner alten
Maitresse hatte, daß sie sich zu seinen Füssen warff,
seine Knie umarmete, und tausendmal um Verzei-
hung bath, mit Betheuerung, sie wollte nicht eher
wieder aufstehen, biß er verspräche, ihr den Fehler,
welchen sie aus Ubereilung begangen, zu vergehen,
und daß er sie nicht verstossen wollte. Diese Sub-
mission
rührete ihn dergestalt, daß er sie alsbald
von ihren Knien aufrichtete, sie umfienge, und ihr
einmal für allemal zu erkennen gab, was massen er
ihr die Aufsicht über sein gantzes Haus und alle Be-
dienten überliesse, was aber seine geheimen Affai-
ren anlange, wäre sein Verlangen, daß sie sich nie-
mals darein mische, oder darum bekümmere, er mü-
ste es denn selbsten haben wollen. Nachdem er
sich nun also wieder mit Madame Sedieres ver-
söhnet, und hierdurch zum völligen Meister über sie
gemachet hatte, gieng er des nächsten Tages am

Abend

Koͤnig Carolus II.
cket euch, und ſcheuet meinen Zorn! Und
ſeyd verſichert, daß ich euch den Poſſen,
den ihr mir geſpielet, ſo lange als ich lebe,
nicht vergeſſen will. Daferne ihr auch
inskuͤnfftige einen Fuß, ohne meine Ver-
willigung und Wiſſenſchafft, wo ihr hin-
gehet, zum Hauſe hinaus ſetzen werdet, ſo
glaubet nur gantz gewiß, daß ihr nimmer-
mehr wieder herein kommen ſollet.
Der
Graf brachte dieſes auf eine Art vor, welche einen
ſo groſſen Eindruck in dem Gemuͤthe ſeiner alten
Maitreſſe hatte, daß ſie ſich zu ſeinen Fuͤſſen warff,
ſeine Knie umarmete, und tauſendmal um Verzei-
hung bath, mit Betheuerung, ſie wollte nicht eher
wieder aufſtehen, biß er verſpraͤche, ihr den Fehler,
welchen ſie aus Ubereilung begangen, zu vergehen,
und daß er ſie nicht verſtoſſen wollte. Dieſe Sub-
miſſion
ruͤhrete ihn dergeſtalt, daß er ſie alsbald
von ihren Knien aufrichtete, ſie umfienge, und ihr
einmal fuͤr allemal zu erkennen gab, was maſſen er
ihr die Aufſicht uͤber ſein gantzes Haus und alle Be-
dienten uͤberlieſſe, was aber ſeine geheimen Affai-
ren anlange, waͤre ſein Verlangen, daß ſie ſich nie-
mals darein miſche, oder darum bekuͤmmere, er muͤ-
ſte es denn ſelbſten haben wollen. Nachdem er
ſich nun alſo wieder mit Madame Sedieres ver-
ſoͤhnet, und hierdurch zum voͤlligen Meiſter uͤber ſie
gemachet hatte, gieng er des naͤchſten Tages am

Abend
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0314" n="294"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Carolus II.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">cket euch, und &#x017F;cheuet meinen Zorn! Und<lb/>
&#x017F;eyd ver&#x017F;ichert, daß ich euch den Po&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
den ihr mir ge&#x017F;pielet, &#x017F;o lange als ich lebe,<lb/>
nicht verge&#x017F;&#x017F;en will. Daferne ihr auch<lb/>
insku&#x0364;nfftige einen Fuß, ohne meine Ver-<lb/>
willigung und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft, wo ihr hin-<lb/>
gehet, zum Hau&#x017F;e hinaus &#x017F;etzen werdet, &#x017F;o<lb/>
glaubet nur gantz gewiß, daß ihr nimmer-<lb/>
mehr wieder herein kommen &#x017F;ollet.</hi> Der<lb/>
Graf brachte die&#x017F;es auf eine Art vor, welche einen<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Eindruck in dem Gemu&#x0364;the &#x017F;einer alten<lb/><hi rendition="#aq">Maitre&#x017F;&#x017F;e</hi> hatte, daß &#x017F;ie &#x017F;ich zu &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en warff,<lb/>
&#x017F;eine Knie umarmete, und tau&#x017F;endmal um Verzei-<lb/>
hung bath, mit Betheuerung, &#x017F;ie wollte nicht eher<lb/>
wieder auf&#x017F;tehen, biß er ver&#x017F;pra&#x0364;che, ihr den Fehler,<lb/>
welchen &#x017F;ie aus Ubereilung begangen, zu vergehen,<lb/>
und daß er &#x017F;ie nicht ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wollte. Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Sub-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;ion</hi> ru&#x0364;hrete ihn derge&#x017F;talt, daß er &#x017F;ie alsbald<lb/>
von ihren Knien aufrichtete, &#x017F;ie umfienge, und ihr<lb/>
einmal fu&#x0364;r allemal zu erkennen gab, was ma&#x017F;&#x017F;en er<lb/>
ihr die Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber &#x017F;ein gantzes Haus und alle Be-<lb/>
dienten u&#x0364;berlie&#x017F;&#x017F;e, was aber &#x017F;eine geheimen <hi rendition="#aq">Affai-</hi><lb/>
ren anlange, wa&#x0364;re &#x017F;ein Verlangen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich nie-<lb/>
mals darein mi&#x017F;che, oder darum beku&#x0364;mmere, er mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te es denn &#x017F;elb&#x017F;ten haben wollen. Nachdem er<lb/>
&#x017F;ich nun al&#x017F;o wieder mit <hi rendition="#aq">Madame Sedieres</hi> ver-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnet, und hierdurch zum vo&#x0364;lligen Mei&#x017F;ter u&#x0364;ber &#x017F;ie<lb/>
gemachet hatte, gieng er des na&#x0364;ch&#x017F;ten Tages am<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Abend</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0314] Koͤnig Carolus II. cket euch, und ſcheuet meinen Zorn! Und ſeyd verſichert, daß ich euch den Poſſen, den ihr mir geſpielet, ſo lange als ich lebe, nicht vergeſſen will. Daferne ihr auch inskuͤnfftige einen Fuß, ohne meine Ver- willigung und Wiſſenſchafft, wo ihr hin- gehet, zum Hauſe hinaus ſetzen werdet, ſo glaubet nur gantz gewiß, daß ihr nimmer- mehr wieder herein kommen ſollet. Der Graf brachte dieſes auf eine Art vor, welche einen ſo groſſen Eindruck in dem Gemuͤthe ſeiner alten Maitreſſe hatte, daß ſie ſich zu ſeinen Fuͤſſen warff, ſeine Knie umarmete, und tauſendmal um Verzei- hung bath, mit Betheuerung, ſie wollte nicht eher wieder aufſtehen, biß er verſpraͤche, ihr den Fehler, welchen ſie aus Ubereilung begangen, zu vergehen, und daß er ſie nicht verſtoſſen wollte. Dieſe Sub- miſſion ruͤhrete ihn dergeſtalt, daß er ſie alsbald von ihren Knien aufrichtete, ſie umfienge, und ihr einmal fuͤr allemal zu erkennen gab, was maſſen er ihr die Aufſicht uͤber ſein gantzes Haus und alle Be- dienten uͤberlieſſe, was aber ſeine geheimen Affai- ren anlange, waͤre ſein Verlangen, daß ſie ſich nie- mals darein miſche, oder darum bekuͤmmere, er muͤ- ſte es denn ſelbſten haben wollen. Nachdem er ſich nun alſo wieder mit Madame Sedieres ver- ſoͤhnet, und hierdurch zum voͤlligen Meiſter uͤber ſie gemachet hatte, gieng er des naͤchſten Tages am Abend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/314
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/314>, abgerufen am 19.05.2024.