Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und der Lord Mohun. ins schwartze Register geriethe, daß man sie in[d]en Poultry-Compter warff, von wannen sie durch einen Häscher nach Newgate geführet wurde; allwo sie in grosse Dürfftigkeit würde gestürtzet worden seyn, daferne sie nicht ein ge- wisser Herr, welcher zu gleicher Zeit daselbst ge- [f]angen lag, fünf Monate veralimentiret und end- [l]ich in die Freyheit gesetzet hätte. Als sie wiederum [a]uf freyem Fuß, und an einem Abend in der Co- [m]oedie war, begab sichs, daß der Lord Mo- [h]un mit ihm in Bekanntschafft geriethe; Jndem [n]un diejenige, so vor kurtzem selbst eine Gefan- [g]ene gewesen, ihn sowohl durch ihre ausbündige Schönheit als unvergleichlichen Verstand, zu ih- [r]em Gefangenen machte, verwandelte sie ihre Fes- [se]ln in Palmen und seinen Lorbeer-Krantz in ein [b]edecktes Sclaven-Haupt. Gewißlich, er war [so] vergnügt über dieser neuen Beute, daß er sie [d]em delicatesten Triumph, den er iemahls [u]nter dem Bannier der Veneris und des klei- [n]en Cupidinis erhalten, zu seyn vermeynte. Er [b]estimmte ihr demnach eine Liebes-Pension, die [si]ch jährlich über 400. Pfund belieffe, welche sie [a]uch zwey Jahr und vier Monate ruhig zu ge- [ni]essen hatte; Als ihm aber das unglückliche Fa- [tu]m begegnete, daß er in einem Duel im Hy- [d]e-Parck, am Sonnabend des 15den No- [v]embers 1712. von dem Hertzog Hamilton recht- S 3
und der Lord Mohun. ins ſchwartze Regiſter geriethe, daß man ſie in[d]en Poultry-Compter warff, von wannen ſie durch einen Haͤſcher nach Newgate gefuͤhret wurde; allwo ſie in groſſe Duͤrfftigkeit wuͤrde geſtuͤrtzet worden ſeyn, daferne ſie nicht ein ge- wiſſer Herr, welcher zu gleicher Zeit daſelbſt ge- [f]angen lag, fuͤnf Monate veralimentiret und end- [l]ich in die Freyheit geſetzet haͤtte. Als ſie wiederum [a]uf freyem Fuß, und an einem Abend in der Co- [m]œdie war, begab ſichs, daß der Lord Mo- [h]un mit ihm in Bekanntſchafft geriethe; Jndem [n]un diejenige, ſo vor kurtzem ſelbſt eine Gefan- [g]ene geweſen, ihn ſowohl durch ihre ausbuͤndige Schoͤnheit als unvergleichlichen Verſtand, zu ih- [r]em Gefangenen machte, verwandelte ſie ihre Feſ- [ſe]ln in Palmen und ſeinen Lorbeer-Krantz in ein [b]edecktes Sclaven-Haupt. Gewißlich, er war [ſo] vergnuͤgt uͤber dieſer neuen Beute, daß er ſie [d]em delicateſten Triumph, den er iemahls [u]nter dem Bannier der Veneris und des klei- [n]en Cupidinis erhalten, zu ſeyn vermeynte. Er [b]eſtimmte ihr demnach eine Liebes-Penſion, die [ſi]ch jaͤhrlich uͤber 400. Pfund belieffe, welche ſie [a]uch zwey Jahr und vier Monate ruhig zu ge- [ni]eſſen hatte; Als ihm aber das ungluͤckliche Fa- [tu]m begegnete, daß er in einem Duel im Hy- [d]e-Parck, am Sonnabend des 15den No- [v]embers 1712. von dem Hertzog Hamilton recht- S 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0297" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der <hi rendition="#aq">Lord Mohun.</hi></hi></fw><lb/> ins ſchwartze Regiſter geriethe, daß man ſie in<lb/><supplied>d</supplied>en <hi rendition="#aq">Poultry-Compter</hi> warff, von wannen<lb/> ſie durch einen Haͤſcher nach <hi rendition="#aq">Newgate</hi> gefuͤhret<lb/> wurde; allwo ſie in groſſe Duͤrfftigkeit wuͤrde<lb/> geſtuͤrtzet worden ſeyn, daferne ſie nicht ein ge-<lb/> wiſſer Herr, welcher zu gleicher Zeit daſelbſt ge-<lb/><supplied>f</supplied>angen lag, fuͤnf Monate ver<hi rendition="#aq">alimenti</hi>ret und end-<lb/><supplied>l</supplied>ich in die Freyheit geſetzet haͤtte. Als ſie wiederum<lb/><supplied>a</supplied>uf freyem Fuß, und an einem Abend in der <hi rendition="#aq">Co-<lb/><supplied>m</supplied>œdie</hi> war, begab ſichs, daß der <hi rendition="#aq">Lord Mo-<lb/><supplied>h</supplied>un</hi> mit ihm in Bekanntſchafft geriethe; Jndem<lb/><supplied>n</supplied>un diejenige, ſo vor kurtzem ſelbſt eine Gefan-<lb/><supplied>g</supplied>ene geweſen, ihn ſowohl durch ihre ausbuͤndige<lb/> Schoͤnheit als unvergleichlichen Verſtand, zu ih-<lb/><supplied>r</supplied>em Gefangenen machte, verwandelte ſie ihre Feſ-<lb/><supplied>ſe</supplied>ln in Palmen und ſeinen Lorbeer-Krantz in ein<lb/><supplied>b</supplied>edecktes Sclaven-Haupt. Gewißlich, er war<lb/><supplied>ſo</supplied> vergnuͤgt uͤber dieſer neuen Beute, daß er ſie<lb/><supplied>d</supplied>em <hi rendition="#aq">delicat</hi>eſten <hi rendition="#aq">Triumph,</hi> den er iemahls<lb/><supplied>u</supplied>nter dem <hi rendition="#aq">Bannier</hi> der <hi rendition="#aq">Veneris</hi> und des klei-<lb/><supplied>n</supplied>en <hi rendition="#aq">Cupidinis</hi> erhalten, zu ſeyn vermeynte. Er<lb/><supplied>b</supplied>eſtimmte ihr demnach eine Liebes-<hi rendition="#aq">Penſion,</hi> die<lb/><supplied>ſi</supplied>ch jaͤhrlich uͤber 400. Pfund belieffe, welche ſie<lb/><supplied>a</supplied>uch zwey Jahr und vier Monate ruhig zu ge-<lb/><supplied>ni</supplied>eſſen hatte; Als ihm aber das ungluͤckliche <hi rendition="#aq">Fa-<lb/><supplied>tu</supplied>m</hi> begegnete, daß er in einem <hi rendition="#aq">Duel</hi> im <hi rendition="#aq">Hy-<lb/><supplied>d</supplied>e-Parck,</hi> am Sonnabend des 15den <hi rendition="#aq">No-<lb/><supplied>v</supplied>ember</hi>s 1712. von dem Hertzog <hi rendition="#aq">Hamilton</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><fw place="bottom" type="catch">recht-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0297]
und der Lord Mohun.
ins ſchwartze Regiſter geriethe, daß man ſie in
den Poultry-Compter warff, von wannen
ſie durch einen Haͤſcher nach Newgate gefuͤhret
wurde; allwo ſie in groſſe Duͤrfftigkeit wuͤrde
geſtuͤrtzet worden ſeyn, daferne ſie nicht ein ge-
wiſſer Herr, welcher zu gleicher Zeit daſelbſt ge-
fangen lag, fuͤnf Monate veralimentiret und end-
lich in die Freyheit geſetzet haͤtte. Als ſie wiederum
auf freyem Fuß, und an einem Abend in der Co-
mœdie war, begab ſichs, daß der Lord Mo-
hun mit ihm in Bekanntſchafft geriethe; Jndem
nun diejenige, ſo vor kurtzem ſelbſt eine Gefan-
gene geweſen, ihn ſowohl durch ihre ausbuͤndige
Schoͤnheit als unvergleichlichen Verſtand, zu ih-
rem Gefangenen machte, verwandelte ſie ihre Feſ-
ſeln in Palmen und ſeinen Lorbeer-Krantz in ein
bedecktes Sclaven-Haupt. Gewißlich, er war
ſo vergnuͤgt uͤber dieſer neuen Beute, daß er ſie
dem delicateſten Triumph, den er iemahls
unter dem Bannier der Veneris und des klei-
nen Cupidinis erhalten, zu ſeyn vermeynte. Er
beſtimmte ihr demnach eine Liebes-Penſion, die
ſich jaͤhrlich uͤber 400. Pfund belieffe, welche ſie
auch zwey Jahr und vier Monate ruhig zu ge-
nieſſen hatte; Als ihm aber das ungluͤckliche Fa-
tum begegnete, daß er in einem Duel im Hy-
de-Parck, am Sonnabend des 15den No-
vembers 1712. von dem Hertzog Hamilton
recht-
S 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |