Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Madame Baxter,
der Jnsul Guernsey gebohren, und unter denen
Trouppen des Grafen von Oxford Capitain
war; Weil aber dieser junge Bruder vor kurtzem
erstlich ausgeflogen war, blühete sein Glücke noch
nicht recht, wie es seyn sollte; Jedoch in Ansehung
der beständigen und aufrichtigen Liebe, die er zu der
Mademoiselle Baxter truge, hatte er endlich
das Glücke, von ihr mit geneigter Gegen-Liebe be-
seliget zu werden, und erlangte einen solchen Vor-
zug bey ihr, daß sie ihm versprach, ihr Hertz mit
dem seinigen durch das geheiligte Band der Ehe
zu verknüpffen, so bald sie ihres Vaters Confens
erhalten haben würden. Alleine sie sollicitireten
den alten Geitz-Halß umsonst: Er wollte keines
weges von der Heyrath eines elenden Soldaten
hören, sondern drunge um so viel desto begieriger
auf die Mariage mit dem Doctor, als welcher
brave Säcke voll Geld besässe, die ihn bey seiner
Liebe glücklich machen könnten.

Dieses wuste nun Mademoiselle Baxter al-
les wohl; so war ihr auch ihres Vaters Geld-gieri-
ges Gemüth nicht unbekannt: Sie fienge demnach
an, des Capitains Reneuf Hoffnung beschei-
dentlich zu vermindern, weil sie besorgte, ihre Schul-
digkeit und Gehorsam werde der Liebe vorgehen
müssen: Denn ihr Vater hatte ihr schon angekün-
diget, was massen die Mariage mit dem Doctor
beschlossen, der Braut-Schatz parat, und der Tag

zur

Madame Baxter,
der Jnſul Guernſey gebohren, und unter denen
Trouppen des Grafen von Oxford Capitain
war; Weil aber dieſer junge Bruder vor kurtzem
erſtlich ausgeflogen war, bluͤhete ſein Gluͤcke noch
nicht recht, wie es ſeyn ſollte; Jedoch in Anſehung
der beſtaͤndigen und aufrichtigen Liebe, die er zu der
Mademoiſelle Baxter truge, hatte er endlich
das Gluͤcke, von ihr mit geneigter Gegen-Liebe be-
ſeliget zu werden, und erlangte einen ſolchen Vor-
zug bey ihr, daß ſie ihm verſprach, ihr Hertz mit
dem ſeinigen durch das geheiligte Band der Ehe
zu verknuͤpffen, ſo bald ſie ihres Vaters Confens
erhalten haben wuͤrden. Alleine ſie ſollicitireten
den alten Geitz-Halß umſonſt: Er wollte keines
weges von der Heyrath eines elenden Soldaten
hoͤren, ſondern drunge um ſo viel deſto begieriger
auf die Mariage mit dem Doctor, als welcher
brave Saͤcke voll Geld beſaͤſſe, die ihn bey ſeiner
Liebe gluͤcklich machen koͤnnten.

Dieſes wuſte nun Mademoiſelle Baxter al-
les wohl; ſo war ihr auch ihres Vaters Geld-gieri-
ges Gemuͤth nicht unbekannt: Sie fienge demnach
an, des Capitains Reneuf Hoffnung beſchei-
dentlich zu vermindern, weil ſie beſorgte, ihre Schul-
digkeit und Gehorſam werde der Liebe vorgehen
muͤſſen: Denn ihr Vater hatte ihr ſchon angekuͤn-
diget, was maſſen die Mariage mit dem Doctor
beſchloſſen, der Braut-Schatz parat, und der Tag

zur
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0284" n="264"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Madame Baxter,</hi></hi></fw><lb/>
der Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Guern&#x017F;ey</hi> gebohren, und unter denen<lb/><hi rendition="#aq">Troupp</hi>en des Grafen von <hi rendition="#aq">Oxford Capitain</hi><lb/>
war; Weil aber die&#x017F;er junge Bruder vor kurtzem<lb/>
er&#x017F;tlich ausgeflogen war, blu&#x0364;hete &#x017F;ein Glu&#x0364;cke noch<lb/>
nicht recht, wie es &#x017F;eyn &#x017F;ollte; Jedoch in An&#x017F;ehung<lb/>
der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen und aufrichtigen Liebe, die er zu der<lb/><hi rendition="#aq">Mademoi&#x017F;elle Baxter</hi> truge, hatte er endlich<lb/>
das Glu&#x0364;cke, von ihr mit geneigter Gegen-Liebe be-<lb/>
&#x017F;eliget zu werden, und erlangte einen &#x017F;olchen Vor-<lb/>
zug bey ihr, daß &#x017F;ie ihm ver&#x017F;prach, ihr Hertz mit<lb/>
dem &#x017F;einigen durch das geheiligte Band der Ehe<lb/>
zu verknu&#x0364;pffen, &#x017F;o bald &#x017F;ie ihres Vaters <hi rendition="#aq">Confens</hi><lb/>
erhalten haben wu&#x0364;rden. Alleine &#x017F;ie <hi rendition="#aq">&#x017F;olliciti</hi>reten<lb/>
den alten Geitz-Halß um&#x017F;on&#x017F;t: Er wollte keines<lb/>
weges von der Heyrath eines elenden Soldaten<lb/>
ho&#x0364;ren, &#x017F;ondern drunge um &#x017F;o viel de&#x017F;to begieriger<lb/>
auf die <hi rendition="#aq">Mariage</hi> mit dem <hi rendition="#aq">Doctor,</hi> als welcher<lb/>
brave Sa&#x0364;cke voll Geld be&#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die ihn bey &#x017F;einer<lb/>
Liebe glu&#x0364;cklich machen ko&#x0364;nnten.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es wu&#x017F;te nun <hi rendition="#aq">Mademoi&#x017F;elle Baxter</hi> al-<lb/>
les wohl; &#x017F;o war ihr auch ihres Vaters Geld-gieri-<lb/>
ges Gemu&#x0364;th nicht unbekannt: Sie fienge demnach<lb/>
an, des <hi rendition="#aq">Capitains Reneuf</hi> Hoffnung be&#x017F;chei-<lb/>
dentlich zu vermindern, weil &#x017F;ie be&#x017F;orgte, ihre Schul-<lb/>
digkeit und Gehor&#x017F;am werde der Liebe vorgehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Denn ihr Vater hatte ihr &#x017F;chon angeku&#x0364;n-<lb/>
diget, was ma&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Mariage</hi> mit dem <hi rendition="#aq">Doctor</hi><lb/>
be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, der Braut-Schatz <hi rendition="#aq">parat,</hi> und der Tag<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zur</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0284] Madame Baxter, der Jnſul Guernſey gebohren, und unter denen Trouppen des Grafen von Oxford Capitain war; Weil aber dieſer junge Bruder vor kurtzem erſtlich ausgeflogen war, bluͤhete ſein Gluͤcke noch nicht recht, wie es ſeyn ſollte; Jedoch in Anſehung der beſtaͤndigen und aufrichtigen Liebe, die er zu der Mademoiſelle Baxter truge, hatte er endlich das Gluͤcke, von ihr mit geneigter Gegen-Liebe be- ſeliget zu werden, und erlangte einen ſolchen Vor- zug bey ihr, daß ſie ihm verſprach, ihr Hertz mit dem ſeinigen durch das geheiligte Band der Ehe zu verknuͤpffen, ſo bald ſie ihres Vaters Confens erhalten haben wuͤrden. Alleine ſie ſollicitireten den alten Geitz-Halß umſonſt: Er wollte keines weges von der Heyrath eines elenden Soldaten hoͤren, ſondern drunge um ſo viel deſto begieriger auf die Mariage mit dem Doctor, als welcher brave Saͤcke voll Geld beſaͤſſe, die ihn bey ſeiner Liebe gluͤcklich machen koͤnnten. Dieſes wuſte nun Mademoiſelle Baxter al- les wohl; ſo war ihr auch ihres Vaters Geld-gieri- ges Gemuͤth nicht unbekannt: Sie fienge demnach an, des Capitains Reneuf Hoffnung beſchei- dentlich zu vermindern, weil ſie beſorgte, ihre Schul- digkeit und Gehorſam werde der Liebe vorgehen muͤſſen: Denn ihr Vater hatte ihr ſchon angekuͤn- diget, was maſſen die Mariage mit dem Doctor beſchloſſen, der Braut-Schatz parat, und der Tag zur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/284
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/284>, abgerufen am 28.05.2024.