Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und der schöne Fielding.
Wer war froher, als Herr Smalwood, als er
den Doctor sich also erklären hörte? Er bedanck-
te sich höchlich für ein so gütiges Anerbieten, und
vermeldete ihm, daß er die Mariage von Hertzen
gerne approbirte: Dahero wurden sie nach we-
nigen Tagen copuliret, da er 4000. Pfund mit
ihr bekam; und weil kurtz darauf ihre Eltern gar stur-
ben, hinterliessen sie ihr noch 2000. Pfund zur Erb-
schafft. Jn einer kurtzen Zeit darnach trug sichs zu, daß
der Doctor eines Tages nach der Mahlzeit wohl-
aufgeräumten Humeurs war, und weil ihm die
Discourse der Gesellschafft Gelegenheit darzu ga-
ben, erzehlte er, durch was für einen arglistigen Griff
er seines Weibes theilhafftig worden; worüber sie,
als gegenwärtig, zwar sehr bestürtzt zu werden schie-
ne; er aber sein Dessein, welches ihn mit einem
so schönen Ausgange gekrönet habe, nur mehr rüh-
mete. Seine Liebste biß sich indessen in die Lippen,
und gab durch Veränderung ihrer Farbe die inner-
liche Verwirrung ihrer Gedancken mehr als zu
deutlich zu erkennen; ja, sie kunnte sich auch nicht
gäntzlich bezwingen, sondern ließ einige ziemlich
passionirte Expressiones ihrer Empfindung
darüber entfallen, daß sie sich den Unflath einer Hu-
re in die Schürtze giessen lassen, und ihren Lieb-
sten, Mons. Try, den sie so treu geliebet, und hö-
her als ihr Leben geschätzet, mit dem Rücken ansehen,
hingegen mit einer solchen wider ihren Willen ange-

spon-
R

und der ſchoͤne Fielding.
Wer war froher, als Herr Smalwood, als er
den Doctor ſich alſo erklaͤren hoͤrte? Er bedanck-
te ſich hoͤchlich fuͤr ein ſo guͤtiges Anerbieten, und
vermeldete ihm, daß er die Mariage von Hertzen
gerne approbirte: Dahero wurden ſie nach we-
nigen Tagen copuliret, da er 4000. Pfund mit
ihr bekam; und weil kurtz darauf ihre Eltern gar ſtur-
ben, hinterlieſſen ſie ihr noch 2000. Pfund zur Erb-
ſchafft. Jn einer kurtzen Zeit daꝛnach trug ſichs zu, daß
der Doctor eines Tages nach der Mahlzeit wohl-
aufgeraͤumten Humeurs war, und weil ihm die
Diſcourſe der Geſellſchafft Gelegenheit darzu ga-
ben, erzehlte er, durch was fuͤr einen argliſtigen Griff
er ſeines Weibes theilhafftig worden; woruͤber ſie,
als gegenwaͤrtig, zwar ſehr beſtuͤrtzt zu werden ſchie-
ne; er aber ſein Deſſein, welches ihn mit einem
ſo ſchoͤnen Ausgange gekroͤnet habe, nur mehr ruͤh-
mete. Seine Liebſte biß ſich indeſſen in die Lippen,
und gab durch Veraͤnderung ihrer Farbe die inner-
liche Verwirrung ihrer Gedancken mehr als zu
deutlich zu erkennen; ja, ſie kunnte ſich auch nicht
gaͤntzlich bezwingen, ſondern ließ einige ziemlich
paſſionirte Expreſſiones ihrer Empfindung
daruͤber entfallen, daß ſie ſich den Unflath einer Hu-
re in die Schuͤrtze gieſſen laſſen, und ihren Lieb-
ſten, Monſ. Try, den ſie ſo treu geliebet, und hoͤ-
her als ihr Leben geſchaͤtzet, mit dem Ruͤcken anſehen,
hingegen mit einer ſolchen wider ihren Willen ange-

ſpon-
R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0277" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Fielding.</hi></hi></fw><lb/>
Wer war froher, als Herr <hi rendition="#aq">Smalwood,</hi> als er<lb/>
den <hi rendition="#aq">Doctor</hi> &#x017F;ich al&#x017F;o erkla&#x0364;ren ho&#x0364;rte? Er bedanck-<lb/>
te &#x017F;ich ho&#x0364;chlich fu&#x0364;r ein &#x017F;o gu&#x0364;tiges Anerbieten, und<lb/>
vermeldete ihm, daß er die <hi rendition="#aq">Mariage</hi> von Hertzen<lb/>
gerne <hi rendition="#aq">approbir</hi>te: Dahero wurden &#x017F;ie nach we-<lb/>
nigen Tagen <hi rendition="#aq">copuli</hi>ret, da er 4000. Pfund mit<lb/>
ihr bekam; und weil kurtz darauf ihre Eltern gar &#x017F;tur-<lb/>
ben, hinterlie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihr noch 2000. Pfund zur Erb-<lb/>
&#x017F;chafft. Jn einer kurtzen Zeit da&#xA75B;nach trug &#x017F;ichs zu, daß<lb/>
der <hi rendition="#aq">Doctor</hi> eines Tages nach der Mahlzeit wohl-<lb/>
aufgera&#x0364;umten <hi rendition="#aq">Humeurs</hi> war, und weil ihm die<lb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cour&#x017F;</hi>e der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft Gelegenheit darzu ga-<lb/>
ben, erzehlte er, durch was fu&#x0364;r einen argli&#x017F;tigen Griff<lb/>
er &#x017F;eines Weibes theilhafftig worden; woru&#x0364;ber &#x017F;ie,<lb/>
als gegenwa&#x0364;rtig, zwar &#x017F;ehr be&#x017F;tu&#x0364;rtzt zu werden &#x017F;chie-<lb/>
ne; er aber &#x017F;ein <hi rendition="#aq">De&#x017F;&#x017F;ein,</hi> welches ihn mit einem<lb/>
&#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen Ausgange gekro&#x0364;net habe, nur mehr ru&#x0364;h-<lb/>
mete. Seine Lieb&#x017F;te biß &#x017F;ich inde&#x017F;&#x017F;en in die Lippen,<lb/>
und gab durch Vera&#x0364;nderung ihrer Farbe die inner-<lb/>
liche Verwirrung ihrer Gedancken mehr als zu<lb/>
deutlich zu erkennen; ja, &#x017F;ie kunnte &#x017F;ich auch nicht<lb/>
ga&#x0364;ntzlich bezwingen, &#x017F;ondern ließ einige ziemlich<lb/><hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ionir</hi>te <hi rendition="#aq">Expre&#x017F;&#x017F;iones</hi> ihrer Empfindung<lb/>
daru&#x0364;ber entfallen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich den Unflath einer Hu-<lb/>
re in die Schu&#x0364;rtze gie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, und ihren Lieb-<lb/>
&#x017F;ten, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Try,</hi> den &#x017F;ie &#x017F;o treu geliebet, und ho&#x0364;-<lb/>
her als ihr Leben ge&#x017F;cha&#x0364;tzet, mit dem Ru&#x0364;cken an&#x017F;ehen,<lb/>
hingegen mit einer &#x017F;olchen wider ihren Willen ange-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;pon-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0277] und der ſchoͤne Fielding. Wer war froher, als Herr Smalwood, als er den Doctor ſich alſo erklaͤren hoͤrte? Er bedanck- te ſich hoͤchlich fuͤr ein ſo guͤtiges Anerbieten, und vermeldete ihm, daß er die Mariage von Hertzen gerne approbirte: Dahero wurden ſie nach we- nigen Tagen copuliret, da er 4000. Pfund mit ihr bekam; und weil kurtz darauf ihre Eltern gar ſtur- ben, hinterlieſſen ſie ihr noch 2000. Pfund zur Erb- ſchafft. Jn einer kurtzen Zeit daꝛnach trug ſichs zu, daß der Doctor eines Tages nach der Mahlzeit wohl- aufgeraͤumten Humeurs war, und weil ihm die Diſcourſe der Geſellſchafft Gelegenheit darzu ga- ben, erzehlte er, durch was fuͤr einen argliſtigen Griff er ſeines Weibes theilhafftig worden; woruͤber ſie, als gegenwaͤrtig, zwar ſehr beſtuͤrtzt zu werden ſchie- ne; er aber ſein Deſſein, welches ihn mit einem ſo ſchoͤnen Ausgange gekroͤnet habe, nur mehr ruͤh- mete. Seine Liebſte biß ſich indeſſen in die Lippen, und gab durch Veraͤnderung ihrer Farbe die inner- liche Verwirrung ihrer Gedancken mehr als zu deutlich zu erkennen; ja, ſie kunnte ſich auch nicht gaͤntzlich bezwingen, ſondern ließ einige ziemlich paſſionirte Expreſſiones ihrer Empfindung daruͤber entfallen, daß ſie ſich den Unflath einer Hu- re in die Schuͤrtze gieſſen laſſen, und ihren Lieb- ſten, Monſ. Try, den ſie ſo treu geliebet, und hoͤ- her als ihr Leben geſchaͤtzet, mit dem Ruͤcken anſehen, hingegen mit einer ſolchen wider ihren Willen ange- ſpon- R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/277
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/277>, abgerufen am 28.05.2024.