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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und König Henricus II.
Lande; zu der grösten Beunruhigung des Uberwin-
ders, der in seinen Progressen eher nicht triumphi-
ren kunte, biß er die Glückseligkeit, nach der er unauf-
hörlich seuffzete, in seinem Armen hielte: Und als er
im Begriff war, alle Gottheiten der Liebe anzuruf-
fen, daß sie ihm in seiner Liebes-Noth beförderlich
seyn möchten, empfieng er diesen Brieff von ihr.

Ew. Majest. erlauben, daß ich mich er-
kühnen darff, ihnen bekannt zu machen,
wasmassen dero unschätzbare Neigung,
so sie vor meine Wenigkeit hegen, mir un-
gemeine Zufriedenheit verursachet; der-
gestalt, daß mich meine Sehnsucht nie-
mahls ohne Schmertzen an dero Entfer-
nung gedencken lässet: Und ich würde
mir es selbsten nimmermehr verzeihen,
daferne ich fahrläßig seyn sollte, ein be-
quemes Mittel auszusinden, welches
Morgen auf den Abend an dero Hof,
mich Ew. Maj. in die Arme liefferte.

Dieses war eine höchst-erfreuliche Post für
den König, der den Brieff zu tausendmahlen küs-
sete, und alsdann in sein Cabinet der ausserle-
sensten Raritäten verschlosse. Um bestimmte Zeit
langete die schöne Rosamond incognito bey
Hof an; allwo sie ingeheim vor Se. Majest. ge-
bracht ward; Er priese die Stunde, welche er vor
weit glückseliger als alle vorigen Tage seines gantzen

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A 3

und Koͤnig Henricus II.
Lande; zu der groͤſten Beunruhigung des Uberwin-
ders, der in ſeinen Progreſſen eher nicht triumphi-
ren kunte, biß er die Gluͤckſeligkeit, nach der er unauf-
hoͤrlich ſeuffzete, in ſeinem Armen hielte: Und als er
im Begriff war, alle Gottheiten der Liebe anzuruf-
fen, daß ſie ihm in ſeiner Liebes-Noth befoͤrderlich
ſeyn moͤchten, empfieng er dieſen Brieff von ihr.

Ew. Majeſt. erlauben, daß ich mich er-
kuͤhnen darff, ihnen bekannt zu machen,
wasmaſſen dero unſchaͤtzbare Neigung,
ſo ſie vor meine Wenigkeit hegen, mir un-
gemeine Zufriedenheit verurſachet; der-
geſtalt, daß mich meine Sehnſucht nie-
mahls ohne Schmertzen an dero Entfer-
nung gedencken laͤſſet: Und ich wuͤrde
mir es ſelbſten nimmermehr verzeihen,
daferne ich fahrlaͤßig ſeyn ſollte, ein be-
quemes Mittel auszuſinden, welches
Morgen auf den Abend an dero Hof,
mich Ew. Maj. in die Arme liefferte.

Dieſes war eine hoͤchſt-erfreuliche Poſt fuͤr
den Koͤnig, der den Brieff zu tauſendmahlen kuͤſ-
ſete, und alsdann in ſein Cabinet der auſſerle-
ſenſten Raritaͤten verſchloſſe. Um beſtimmte Zeit
langete die ſchoͤne Roſamond incognito bey
Hof an; allwo ſie ingeheim vor Se. Majeſt. ge-
bracht ward; Er prieſe die Stunde, welche er vor
weit gluͤckſeliger als alle vorigen Tage ſeines gantzen

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A 3
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[5/0025] und Koͤnig Henricus II. Lande; zu der groͤſten Beunruhigung des Uberwin- ders, der in ſeinen Progreſſen eher nicht triumphi- ren kunte, biß er die Gluͤckſeligkeit, nach der er unauf- hoͤrlich ſeuffzete, in ſeinem Armen hielte: Und als er im Begriff war, alle Gottheiten der Liebe anzuruf- fen, daß ſie ihm in ſeiner Liebes-Noth befoͤrderlich ſeyn moͤchten, empfieng er dieſen Brieff von ihr. Ew. Majeſt. erlauben, daß ich mich er- kuͤhnen darff, ihnen bekannt zu machen, wasmaſſen dero unſchaͤtzbare Neigung, ſo ſie vor meine Wenigkeit hegen, mir un- gemeine Zufriedenheit verurſachet; der- geſtalt, daß mich meine Sehnſucht nie- mahls ohne Schmertzen an dero Entfer- nung gedencken laͤſſet: Und ich wuͤrde mir es ſelbſten nimmermehr verzeihen, daferne ich fahrlaͤßig ſeyn ſollte, ein be- quemes Mittel auszuſinden, welches Morgen auf den Abend an dero Hof, mich Ew. Maj. in die Arme liefferte. Dieſes war eine hoͤchſt-erfreuliche Poſt fuͤr den Koͤnig, der den Brieff zu tauſendmahlen kuͤſ- ſete, und alsdann in ſein Cabinet der auſſerle- ſenſten Raritaͤten verſchloſſe. Um beſtimmte Zeit langete die ſchoͤne Roſamond incognito bey Hof an; allwo ſie ingeheim vor Se. Majeſt. ge- bracht ward; Er prieſe die Stunde, welche er vor weit gluͤckſeliger als alle vorigen Tage ſeines gantzen Le- A 3

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/25>, abgerufen am 19.04.2024.