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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Needham,
gen, ihr ein stattliches Hauß einzugeben, eine ver-
güldete Kutsche und kostbare Liverey zu halten, wo-
ferne sie einwilligen und als seine Maitresse mit
ihm leben wollte; welches sie endlich, gleichsam
mehr aus Neigung und Respect gegen seine Per-
son, als ob solche genereuse Offerten einige
Macht über ihr keusches und unschuldiges Gemüth
hätten, eingienge. Nun fähret sie in ihrer Ca-
rosse,
sitzet in denen Comoedien oben an, mit
aller Bravade und Schamlosigkeit einer solchen
Staats-Poppe, wollte sagen, öffentlichen Bey-
schläfferin. Als sie eines Tages im Dorset-Gar-
ten in der Comoedie war, kriegte sie ihr voriger
Liebster, Herr Cole, den einige Geschäffte in die
Stadt gebracht hatten, zu sehen; Dieser kannte sie
augenblicklich, und wunderte sich bald zu tode, diese
Schöne, welche ihn schon ehemals mit mehr als
ordentlichem Glantze geblendet, anietzo von Juwelen
und allen ersinnlichem Schmucke, funckeln zu sehen;
Er muste, aller ihm von ihrer Leichtfertigkeit vor-
mals erwiesenen Tücke ungeachtet, bekennen, daß,
gleichwie sie vorhero als ein hellflimmerndes Ge-
stirne geschienen, also sie sich nunmehro in eine
herrlichstrahlende Sonne verwandelt habe. Der
Procurator machte ihr daher sein Compli-
ment,
welches sie ietzo mit mehrerern Bezeigungen
geneigter Hochachtung annahm, als vorhin; ja, sie
wurden in kurtzer Zeit so vertraulich mit einander,

daß

Madame Needham,
gen, ihr ein ſtattliches Hauß einzugeben, eine ver-
guͤldete Kutſche und koſtbare Liverey zu halten, wo-
ferne ſie einwilligen und als ſeine Maitreſſe mit
ihm leben wollte; welches ſie endlich, gleichſam
mehr aus Neigung und Reſpect gegen ſeine Per-
ſon, als ob ſolche genereuſe Offerten einige
Macht uͤber ihr keuſches und unſchuldiges Gemuͤth
haͤtten, eingienge. Nun faͤhret ſie in ihrer Ca-
roſſe,
ſitzet in denen Comœdien oben an, mit
aller Bravade und Schamloſigkeit einer ſolchen
Staats-Poppe, wollte ſagen, oͤffentlichen Bey-
ſchlaͤfferin. Als ſie eines Tages im Dorſet-Gar-
ten in der Comœdie war, kriegte ſie ihr voriger
Liebſter, Herr Cole, den einige Geſchaͤffte in die
Stadt gebracht hatten, zu ſehen; Dieſer kannte ſie
augenblicklich, und wunderte ſich bald zu tode, dieſe
Schoͤne, welche ihn ſchon ehemals mit mehr als
ordentlichem Glantze geblendet, anietzo von Juwelen
und allen erſinnlichem Schmucke, funckeln zu ſehen;
Er muſte, aller ihm von ihrer Leichtfertigkeit vor-
mals erwieſenen Tuͤcke ungeachtet, bekennen, daß,
gleichwie ſie vorhero als ein hellflimmerndes Ge-
ſtirne geſchienen, alſo ſie ſich nunmehro in eine
herrlichſtrahlende Sonne verwandelt habe. Der
Procurator machte ihr daher ſein Compli-
ment,
welches ſie ietzo mit mehrerern Bezeigungen
geneigter Hochachtung annahm, als vorhin; ja, ſie
wurden in kurtzer Zeit ſo vertraulich mit einander,

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[218/0238] Madame Needham, gen, ihr ein ſtattliches Hauß einzugeben, eine ver- guͤldete Kutſche und koſtbare Liverey zu halten, wo- ferne ſie einwilligen und als ſeine Maitreſſe mit ihm leben wollte; welches ſie endlich, gleichſam mehr aus Neigung und Reſpect gegen ſeine Per- ſon, als ob ſolche genereuſe Offerten einige Macht uͤber ihr keuſches und unſchuldiges Gemuͤth haͤtten, eingienge. Nun faͤhret ſie in ihrer Ca- roſſe, ſitzet in denen Comœdien oben an, mit aller Bravade und Schamloſigkeit einer ſolchen Staats-Poppe, wollte ſagen, oͤffentlichen Bey- ſchlaͤfferin. Als ſie eines Tages im Dorſet-Gar- ten in der Comœdie war, kriegte ſie ihr voriger Liebſter, Herr Cole, den einige Geſchaͤffte in die Stadt gebracht hatten, zu ſehen; Dieſer kannte ſie augenblicklich, und wunderte ſich bald zu tode, dieſe Schoͤne, welche ihn ſchon ehemals mit mehr als ordentlichem Glantze geblendet, anietzo von Juwelen und allen erſinnlichem Schmucke, funckeln zu ſehen; Er muſte, aller ihm von ihrer Leichtfertigkeit vor- mals erwieſenen Tuͤcke ungeachtet, bekennen, daß, gleichwie ſie vorhero als ein hellflimmerndes Ge- ſtirne geſchienen, alſo ſie ſich nunmehro in eine herrlichſtrahlende Sonne verwandelt habe. Der Procurator machte ihr daher ſein Compli- ment, welches ſie ietzo mit mehrerern Bezeigungen geneigter Hochachtung annahm, als vorhin; ja, ſie wurden in kurtzer Zeit ſo vertraulich mit einander, daß

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/238>, abgerufen am 28.11.2024.