weniger war ihre Liebe so hitzig, daß sie ihm des nächsten Tages folgenden Brieff übersandte:
WerthesterGermain!
Jch muß den mächtigenExceßder Schwachheit und Gebrechlichkeit, der ich mich gestern schuldig machte, offen- hertzig bekennen; Jedoch belieben sie zu glauben, daß die Gewalt, so ich mir an- thate, um mich nicht noch mehr zu ver- rathen, weit grösser war. Wo mir recht ist, stiesse ich sie einmals von mir; Allei- ne, die Wahrheit zu gestehen, es geschahe nur zum Schein; Jn der That gefielen mir die kräfftigen Anfälle Dero Liebe wohl, und empfande hertzliches Vergnü- gen an dem Eyfer ihrer brennenden Küs- se: Warum sollte ich, allerliebste Seele, etwas vor ihnen verborgen halten? Den Augenblick, da sie mich verliessen, sahe ich meinen Untergang vor Augen. Jch weiß nicht, wie es um meine Ehre stehen dürffte, sollte ich sie noch einmal in die- sem ungemeinen und höchstenGradder Liebe sehen? Jch bekenne es gerne, daß ich nicht Stärcke genug haben würde, einer solchen Reitzung zu widerstehen; Alleine, es mag nun so wohl mit meiner
Ehre,
Madame Mordaunt,
weniger war ihre Liebe ſo hitzig, daß ſie ihm des naͤchſten Tages folgenden Brieff uͤberſandte:
WertheſterGermain!
Jch muß den maͤchtigenExceßder Schwachheit und Gebrechlichkeit, der ich mich geſtern ſchuldig machte, offen- hertzig bekennen; Jedoch belieben ſie zu glauben, daß die Gewalt, ſo ich mir an- thate, um mich nicht noch mehr zu ver- rathen, weit groͤſſer war. Wo mir recht iſt, ſtieſſe ich ſie einmals von mir; Allei- ne, die Wahrheit zu geſtehen, es geſchahe nur zum Schein; Jn der That gefielen mir die kraͤfftigen Anfaͤlle Dero Liebe wohl, und empfande hertzliches Vergnuͤ- gen an dem Eyfer ihrer brennenden Kuͤſ- ſe: Warum ſollte ich, allerliebſte Seele, etwas vor ihnen verborgen halten? Den Augenblick, da ſie mich verlieſſen, ſahe ich meinen Untergang vor Augen. Jch weiß nicht, wie es um meine Ehre ſtehen duͤrffte, ſollte ich ſie noch einmal in die- ſem ungemeinen und hoͤchſtenGradder Liebe ſehen? Jch bekenne es gerne, daß ich nicht Staͤrcke genug haben wuͤrde, einer ſolchen Reitzung zu widerſtehen; Alleine, es mag nun ſo wohl mit meiner
Ehre,
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Madame Mordaunt,
weniger war ihre Liebe ſo hitzig, daß ſie ihm des
naͤchſten Tages folgenden Brieff uͤberſandte:
Wertheſter Germain!
Jch muß den maͤchtigen Exceß der
Schwachheit und Gebrechlichkeit, der
ich mich geſtern ſchuldig machte, offen-
hertzig bekennen; Jedoch belieben ſie zu
glauben, daß die Gewalt, ſo ich mir an-
thate, um mich nicht noch mehr zu ver-
rathen, weit groͤſſer war. Wo mir recht
iſt, ſtieſſe ich ſie einmals von mir; Allei-
ne, die Wahrheit zu geſtehen, es geſchahe
nur zum Schein; Jn der That gefielen
mir die kraͤfftigen Anfaͤlle Dero Liebe
wohl, und empfande hertzliches Vergnuͤ-
gen an dem Eyfer ihrer brennenden Kuͤſ-
ſe: Warum ſollte ich, allerliebſte Seele,
etwas vor ihnen verborgen halten? Den
Augenblick, da ſie mich verlieſſen, ſahe
ich meinen Untergang vor Augen. Jch
weiß nicht, wie es um meine Ehre ſtehen
duͤrffte, ſollte ich ſie noch einmal in die-
ſem ungemeinen und hoͤchſten Grad der
Liebe ſehen? Jch bekenne es gerne, daß
ich nicht Staͤrcke genug haben wuͤrde,
einer ſolchen Reitzung zu widerſtehen;
Alleine, es mag nun ſo wohl mit meiner
Ehre,
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/190>, abgerufen am 23.11.2024.
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