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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Mabellah Turner,
gen, haben mögen. Meynen sie ja nicht,
Werthester Freund, daß mich dieses zu
sagen eine ungereimte
Curiosite beweget,
die Heimlichkeiten in Dero Gedancken zu
ergründen; sondern glauben mir,
My-
Lord,
daß ich in meiner Seele eine ge-
nauere Absicht empfinde, und mit einer
weit grösseren Sorge für Dero Wohl-
seyn eingenommen bin, als sie vielleicht
sich einzubilden fähig sind.
Nachdem sie
sich also liebreich, mit einer mähligen lieblichen
Stimme und der Anmuth eines holdseligen Engels,
heraus gelassen hatte, wurde sie stille, und schiene
eine Antwort zu erwarten, welche der verzweiffelte
Heuchler auf folgende Weise vorbrachte: Durch
was für verborgene Macht sie ein Ge-
heimniß offenbahret, welches ich mit
so ungemeiner Sorgfalt zu verbergen
meynte, solches kan ich nicht errathen;
Jch sehe aber wohl,
Madame, daß Dero
Scharffsinnigkeit nicht weniger durch-
dringend, als Dero Schönheit sey: Ja!

Mabellah, ich liebe, und zwar Sie; und
um dieser Liebe willen werde ich sterben,
woferne sie mich nicht wieder lieben wer-
den.
Dieweil nun des Lords grosse Neigung
aufs neue über ihre angelobte Tugend praevalir-
te, verliesse sie ihren Ehmann zum andernmal, dem

sie

Madame Mabellah Turner,
gen, haben moͤgen. Meynen ſie ja nicht,
Wertheſter Freund, daß mich dieſes zu
ſagen eine ungereimte
Curioſité beweget,
die Heimlichkeiten in Dero Gedancken zu
ergruͤnden; ſondern glauben mir,
My-
Lord,
daß ich in meiner Seele eine ge-
nauere Abſicht empfinde, und mit einer
weit groͤſſeren Sorge fuͤr Dero Wohl-
ſeyn eingenommen bin, als ſie vielleicht
ſich einzubilden faͤhig ſind.
Nachdem ſie
ſich alſo liebreich, mit einer maͤhligen lieblichen
Stimme und der Anmuth eines holdſeligen Engels,
heraus gelaſſen hatte, wurde ſie ſtille, und ſchiene
eine Antwort zu erwarten, welche der verzweiffelte
Heuchler auf folgende Weiſe vorbrachte: Durch
was fuͤr verborgene Macht ſie ein Ge-
heimniß offenbahret, welches ich mit
ſo ungemeiner Sorgfalt zu verbergen
meynte, ſolches kan ich nicht errathen;
Jch ſehe aber wohl,
Madame, daß Dero
Scharffſinnigkeit nicht weniger durch-
dringend, als Dero Schoͤnheit ſey: Ja!

Mabellah, ich liebe, und zwar Sie; und
um dieſer Liebe willen werde ich ſterben,
woferne ſie mich nicht wieder lieben wer-
den.
Dieweil nun des Lords groſſe Neigung
aufs neue uͤber ihre angelobte Tugend prævalir-
te, verlieſſe ſie ihren Ehmann zum andernmal, dem

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[166/0186] Madame Mabellah Turner, gen, haben moͤgen. Meynen ſie ja nicht, Wertheſter Freund, daß mich dieſes zu ſagen eine ungereimte Curioſité beweget, die Heimlichkeiten in Dero Gedancken zu ergruͤnden; ſondern glauben mir, My- Lord, daß ich in meiner Seele eine ge- nauere Abſicht empfinde, und mit einer weit groͤſſeren Sorge fuͤr Dero Wohl- ſeyn eingenommen bin, als ſie vielleicht ſich einzubilden faͤhig ſind. Nachdem ſie ſich alſo liebreich, mit einer maͤhligen lieblichen Stimme und der Anmuth eines holdſeligen Engels, heraus gelaſſen hatte, wurde ſie ſtille, und ſchiene eine Antwort zu erwarten, welche der verzweiffelte Heuchler auf folgende Weiſe vorbrachte: Durch was fuͤr verborgene Macht ſie ein Ge- heimniß offenbahret, welches ich mit ſo ungemeiner Sorgfalt zu verbergen meynte, ſolches kan ich nicht errathen; Jch ſehe aber wohl, Madame, daß Dero Scharffſinnigkeit nicht weniger durch- dringend, als Dero Schoͤnheit ſey: Ja! Mabellah, ich liebe, und zwar Sie; und um dieſer Liebe willen werde ich ſterben, woferne ſie mich nicht wieder lieben wer- den. Dieweil nun des Lords groſſe Neigung aufs neue uͤber ihre angelobte Tugend prævalir- te, verlieſſe ſie ihren Ehmann zum andernmal, dem ſie

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/186>, abgerufen am 24.11.2024.