Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
und der Graf von Rochester.
Und die Flammen meiner Gluth höchst-er-
wünschte Löschung finden:

Wenn auch gleich Blitz, Donner, Hagel Hauß
und Hertz in Stücken sprengt!

So bald die alte Gelegenheit-Macherin die at-
raquir
te Keuschheit schreyen hörte, lieff sie, so hur-
tig, als ihr das 70jährige Alter verstattete, die
Treppe hinan, um zu sehen, mit was für Gewehr
auf sie loßgestürmet würde. Da sie nun den
Grafen mit der jungen Schönheit in diesem Liebes-
Kampffe antraff, und eine war, die das Werck der
Generation gerne vor sich gehen sahe, bothe sie
ihm, aus vermeynter Christlicher Schuldigkeit, bey
diesem heiligen oder vielmehr teuffelischen Vorha-
ben, gar hülffreiche Hand, indem sie dem Mägdgen
die Beine hielte, biß der Graf seine Sache verrich-
tet, und der Unglückseligen das unersetzliche Kleinod
geraubet hatte. Der Verlust ihrer Jungferschafft,
welcher nur durch die Treulosigkeit ihrer Groß-
Mutter erfolget, schmertzte diese Unschuldige der-
massen, daß einen gantzen Monath lang täglich
ein gantzer Bach milder Thränen ihre Backen
herab rollete; Weil sie aber durch die listigen
Schmeicheleyen der alten unzüchtigen Kupplerin,
und die extreme Civilite des Grafen endlich
beweget wurde, seine Liebe anzunehmen, so hielte
sie nunmehro für das beste, aus zweyen Ubeln das
geringste zu erwählen und sich dem Lord als eine

Mai-
K 4
und der Graf von Rocheſter.
Und die Flammen meiner Gluth hoͤchſt-er-
wuͤnſchte Loͤſchung finden:

Wenn auch gleich Blitz, Donner, Hagel Hauß
und Hertz in Stuͤcken ſprengt!

So bald die alte Gelegenheit-Macherin die at-
raquir
te Keuſchheit ſchreyen hoͤrte, lieff ſie, ſo hur-
tig, als ihr das 70jaͤhrige Alter verſtattete, die
Treppe hinan, um zu ſehen, mit was fuͤr Gewehr
auf ſie loßgeſtuͤrmet wuͤrde. Da ſie nun den
Grafen mit der jungen Schoͤnheit in dieſem Liebes-
Kampffe antraff, und eine war, die das Werck der
Generation gerne vor ſich gehen ſahe, bothe ſie
ihm, aus vermeynter Chriſtlicher Schuldigkeit, bey
dieſem heiligen oder vielmehr teuffeliſchen Vorha-
ben, gar huͤlffreiche Hand, indem ſie dem Maͤgdgen
die Beine hielte, biß der Graf ſeine Sache verrich-
tet, und der Ungluͤckſeligen das unerſetzliche Kleinod
geraubet hatte. Der Verluſt ihrer Jungferſchafft,
welcher nur durch die Treuloſigkeit ihrer Groß-
Mutter erfolget, ſchmertzte dieſe Unſchuldige der-
maſſen, daß einen gantzen Monath lang taͤglich
ein gantzer Bach milder Thraͤnen ihre Backen
herab rollete; Weil ſie aber durch die liſtigen
Schmeicheleyen der alten unzuͤchtigen Kupplerin,
und die extreme Civilité des Grafen endlich
beweget wurde, ſeine Liebe anzunehmen, ſo hielte
ſie nunmehro fuͤr das beſte, aus zweyen Ubeln das
geringſte zu erwaͤhlen und ſich dem Lord als eine

Mai-
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote>
              <lg rendition="#fr" type="poem">
                <pb facs="#f0171" n="151"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und der Graf von <hi rendition="#aq">Roche&#x017F;ter.</hi></hi> </fw><lb/>
                <l>Und die Flammen meiner Gluth ho&#x0364;ch&#x017F;t-er-<lb/><hi rendition="#et">wu&#x0364;n&#x017F;chte Lo&#x0364;&#x017F;chung finden:</hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wenn auch gleich Blitz, Donner, Hagel Hauß<lb/><hi rendition="#et">und Hertz in Stu&#x0364;cken &#x017F;prengt!</hi></hi> </l>
              </lg>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>So bald die alte Gelegenheit-Macherin die <hi rendition="#aq">at-<lb/>
raquir</hi>te Keu&#x017F;chheit &#x017F;chreyen ho&#x0364;rte, lieff &#x017F;ie, &#x017F;o hur-<lb/>
tig, als ihr das 70ja&#x0364;hrige Alter ver&#x017F;tattete, die<lb/>
Treppe hinan, um zu &#x017F;ehen, mit was fu&#x0364;r Gewehr<lb/>
auf &#x017F;ie loßge&#x017F;tu&#x0364;rmet wu&#x0364;rde. Da &#x017F;ie nun den<lb/>
Grafen mit der jungen Scho&#x0364;nheit in die&#x017F;em Liebes-<lb/>
Kampffe antraff, und eine war, die das Werck der<lb/><hi rendition="#aq">Generation</hi> gerne vor &#x017F;ich gehen &#x017F;ahe, bothe &#x017F;ie<lb/>
ihm, aus vermeynter Chri&#x017F;tlicher Schuldigkeit, bey<lb/>
die&#x017F;em heiligen oder vielmehr teuffeli&#x017F;chen Vorha-<lb/>
ben, gar hu&#x0364;lffreiche Hand, indem &#x017F;ie dem Ma&#x0364;gdgen<lb/>
die Beine hielte, biß der Graf &#x017F;eine Sache verrich-<lb/>
tet, und der Unglu&#x0364;ck&#x017F;eligen das uner&#x017F;etzliche Kleinod<lb/>
geraubet hatte. Der Verlu&#x017F;t ihrer Jungfer&#x017F;chafft,<lb/>
welcher nur durch die Treulo&#x017F;igkeit ihrer Groß-<lb/>
Mutter erfolget, &#x017F;chmertzte die&#x017F;e Un&#x017F;chuldige der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en, daß einen gantzen Monath lang ta&#x0364;glich<lb/>
ein gantzer Bach milder Thra&#x0364;nen ihre Backen<lb/>
herab rollete; Weil &#x017F;ie aber durch die li&#x017F;tigen<lb/>
Schmeicheleyen der alten unzu&#x0364;chtigen Kupplerin,<lb/>
und die <hi rendition="#aq">extreme Civilité</hi> des Grafen endlich<lb/>
beweget wurde, &#x017F;eine Liebe anzunehmen, &#x017F;o hielte<lb/>
&#x017F;ie nunmehro fu&#x0364;r das be&#x017F;te, aus zweyen Ubeln das<lb/>
gering&#x017F;te zu erwa&#x0364;hlen und &#x017F;ich dem <hi rendition="#aq">Lord</hi> als eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Mai-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0171] und der Graf von Rocheſter. Und die Flammen meiner Gluth hoͤchſt-er- wuͤnſchte Loͤſchung finden: Wenn auch gleich Blitz, Donner, Hagel Hauß und Hertz in Stuͤcken ſprengt! So bald die alte Gelegenheit-Macherin die at- raquirte Keuſchheit ſchreyen hoͤrte, lieff ſie, ſo hur- tig, als ihr das 70jaͤhrige Alter verſtattete, die Treppe hinan, um zu ſehen, mit was fuͤr Gewehr auf ſie loßgeſtuͤrmet wuͤrde. Da ſie nun den Grafen mit der jungen Schoͤnheit in dieſem Liebes- Kampffe antraff, und eine war, die das Werck der Generation gerne vor ſich gehen ſahe, bothe ſie ihm, aus vermeynter Chriſtlicher Schuldigkeit, bey dieſem heiligen oder vielmehr teuffeliſchen Vorha- ben, gar huͤlffreiche Hand, indem ſie dem Maͤgdgen die Beine hielte, biß der Graf ſeine Sache verrich- tet, und der Ungluͤckſeligen das unerſetzliche Kleinod geraubet hatte. Der Verluſt ihrer Jungferſchafft, welcher nur durch die Treuloſigkeit ihrer Groß- Mutter erfolget, ſchmertzte dieſe Unſchuldige der- maſſen, daß einen gantzen Monath lang taͤglich ein gantzer Bach milder Thraͤnen ihre Backen herab rollete; Weil ſie aber durch die liſtigen Schmeicheleyen der alten unzuͤchtigen Kupplerin, und die extreme Civilité des Grafen endlich beweget wurde, ſeine Liebe anzunehmen, ſo hielte ſie nunmehro fuͤr das beſte, aus zweyen Ubeln das geringſte zu erwaͤhlen und ſich dem Lord als eine Mai- K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/171
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/171>, abgerufen am 27.11.2024.