Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Madame Clark,
geben, wurde er ungemein bestürtzt, da ihm die Alte
sagte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach Lon-
don
gehen werde, und sanck er, wegen dieser un-
vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al-
leine die grosse Verwirrung, worinnen er sich be-
fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er
sollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die
Kammer gehen, allwo sie gantz alleine sey, und da-
ferne Caressen und gute Worte nicht anschlagen
wollten, möchte er Gewalt brauchen. Diesem-
nach citirte er Mademoiselle Clark vors Kam-
mer-Gericht, und gebrauchte alle ersinnliche Per-
svasiones,
sie zu seinem Willen zu bereden; Weil
aber der gantze Kram seiner Beredsamkeit nicht
hinlänglich war, sie ihm unterwürffig zu machen,
fieng er an, die Rosen ihrer Jungfrauschafft par
force
hinweg zu rauben; Und indem sie sich ihm
auf dem Bette widersatzte, mit ihm range, und in
dieser ihrer Beängstigung um Hülffe schrie, wurde
dieser Löwe auf seinen Raub nur desto ergrimmter,
und wiederholte zu gleicher Zeit die Expression
aus dem andern Actu des Oedipus, Königs von
Theben:

Wenn gleich alle Furien hier um dieses Bette
stünden;

Dennoch halte ich Jocasta in die Armen ein-
geschränckt;

Mein Leib soll-mit ihrem Leib aufs genauste
sich verbinden,

Und

Madame Clark,
geben, wurde er ungemein beſtuͤrtzt, da ihm die Alte
ſagte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach Lon-
don
gehen werde, und ſanck er, wegen dieſer un-
vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al-
leine die groſſe Verwirrung, worinnen er ſich be-
fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er
ſollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die
Kammer gehen, allwo ſie gantz alleine ſey, und da-
ferne Careſſen und gute Worte nicht anſchlagen
wollten, moͤchte er Gewalt brauchen. Dieſem-
nach citirte er Mademoiſelle Clark vors Kam-
mer-Gericht, und gebrauchte alle erſinnliche Per-
ſvaſiones,
ſie zu ſeinem Willen zu bereden; Weil
aber der gantze Kram ſeiner Beredſamkeit nicht
hinlaͤnglich war, ſie ihm unterwuͤrffig zu machen,
fieng er an, die Roſen ihrer Jungfrauſchafft par
force
hinweg zu rauben; Und indem ſie ſich ihm
auf dem Bette widerſatzte, mit ihm range, und in
dieſer ihrer Beaͤngſtigung um Huͤlffe ſchrie, wurde
dieſer Loͤwe auf ſeinen Raub nur deſto ergrimmter,
und wiederholte zu gleicher Zeit die Expreſſion
aus dem andern Actu des Oedipus, Koͤnigs von
Theben:

Wenn gleich alle Furien hier um dieſes Bette
ſtuͤnden;

Dennoch halte ich Jocaſta in die Armen ein-
geſchraͤnckt;

Mein Leib ſoll-mit ihrem Leib aufs genauſte
ſich verbinden,

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0170" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Madame Clark,</hi></hi></fw><lb/>
geben, wurde er ungemein be&#x017F;tu&#x0364;rtzt, da ihm die Alte<lb/>
&#x017F;agte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach <hi rendition="#aq">Lon-<lb/>
don</hi> gehen werde, und &#x017F;anck er, wegen die&#x017F;er un-<lb/>
vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al-<lb/>
leine die gro&#x017F;&#x017F;e Verwirrung, worinnen er &#x017F;ich be-<lb/>
fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er<lb/>
&#x017F;ollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die<lb/>
Kammer gehen, allwo &#x017F;ie gantz alleine &#x017F;ey, und da-<lb/>
ferne <hi rendition="#aq">Care&#x017F;&#x017F;en</hi> und gute Worte nicht an&#x017F;chlagen<lb/>
wollten, mo&#x0364;chte er Gewalt brauchen. Die&#x017F;em-<lb/>
nach <hi rendition="#aq">citi</hi>rte er <hi rendition="#aq">Mademoi&#x017F;elle Clark</hi> vors Kam-<lb/>
mer-Gericht, und gebrauchte alle er&#x017F;innliche <hi rendition="#aq">Per-<lb/>
&#x017F;va&#x017F;iones,</hi> &#x017F;ie zu &#x017F;einem Willen zu bereden; Weil<lb/>
aber der gantze Kram &#x017F;einer Bered&#x017F;amkeit nicht<lb/>
hinla&#x0364;nglich war, &#x017F;ie ihm unterwu&#x0364;rffig zu machen,<lb/>
fieng er an, die Ro&#x017F;en ihrer Jungfrau&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">par<lb/>
force</hi> hinweg zu rauben; Und indem &#x017F;ie &#x017F;ich ihm<lb/>
auf dem Bette wider&#x017F;atzte, mit ihm range, und in<lb/>
die&#x017F;er ihrer Bea&#x0364;ng&#x017F;tigung um Hu&#x0364;lffe &#x017F;chrie, wurde<lb/>
die&#x017F;er Lo&#x0364;we auf &#x017F;einen Raub nur de&#x017F;to ergrimmter,<lb/>
und wiederholte zu gleicher Zeit die <hi rendition="#aq">Expre&#x017F;&#x017F;ion</hi><lb/>
aus dem andern <hi rendition="#aq">Actu</hi> des <hi rendition="#aq">Oedipus,</hi> Ko&#x0364;nigs von<lb/><hi rendition="#aq">Theben:</hi></p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg rendition="#fr" type="poem">
                <l>Wenn gleich alle Furien hier um die&#x017F;es Bette<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tu&#x0364;nden;</hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Dennoch halte ich</hi> <hi rendition="#aq">Joca&#x017F;ta</hi> <hi rendition="#fr">in die Armen ein-</hi><lb/> <hi rendition="#et">ge&#x017F;chra&#x0364;nckt;</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Mein Leib &#x017F;oll-mit ihrem Leib aufs genau&#x017F;te<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich verbinden,</hi></hi> </l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Und</hi> </fw><lb/>
              </lg>
            </quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0170] Madame Clark, geben, wurde er ungemein beſtuͤrtzt, da ihm die Alte ſagte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach Lon- don gehen werde, und ſanck er, wegen dieſer un- vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al- leine die groſſe Verwirrung, worinnen er ſich be- fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er ſollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die Kammer gehen, allwo ſie gantz alleine ſey, und da- ferne Careſſen und gute Worte nicht anſchlagen wollten, moͤchte er Gewalt brauchen. Dieſem- nach citirte er Mademoiſelle Clark vors Kam- mer-Gericht, und gebrauchte alle erſinnliche Per- ſvaſiones, ſie zu ſeinem Willen zu bereden; Weil aber der gantze Kram ſeiner Beredſamkeit nicht hinlaͤnglich war, ſie ihm unterwuͤrffig zu machen, fieng er an, die Roſen ihrer Jungfrauſchafft par force hinweg zu rauben; Und indem ſie ſich ihm auf dem Bette widerſatzte, mit ihm range, und in dieſer ihrer Beaͤngſtigung um Huͤlffe ſchrie, wurde dieſer Loͤwe auf ſeinen Raub nur deſto ergrimmter, und wiederholte zu gleicher Zeit die Expreſſion aus dem andern Actu des Oedipus, Koͤnigs von Theben: Wenn gleich alle Furien hier um dieſes Bette ſtuͤnden; Dennoch halte ich Jocaſta in die Armen ein- geſchraͤnckt; Mein Leib ſoll-mit ihrem Leib aufs genauſte ſich verbinden, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/170
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/170>, abgerufen am 06.05.2024.