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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und der Graf von Rochester.
daß es der Graf von Rochester wäre, der sie hin-
ein gebracht hätte, bathe sie, so bald sie hinab kam,
den Lord um Verzeihung, daß, weil ihr seine Per-
son unbekannt gewesen, sie ihm den seinem Stand
gehörigen Respect nicht erwiesen hätte. Bey sol-
cher ihrer wiederum in Ordnung gebrachter Klei-
dung kam sie dem Grafen noch weit schöner vor,
als vorher, und alles was sie redete oder thate, ver-
gnügete ihn dergestalt, daß, ehe man noch des Mit-
tags zur Tafel gienge, sie einen vollkommenen Sieg
über sein Hertz erhalten hatte. Nach der Mahl-
zeit gienge der Graf nebst seiner Geliebten in Gar-
ten spatzieren, und nachdem er ihr tausend Ver-
pflichtungen gemachet, kamen sie alle beyde wieder
hinein, da sie nach ihrem Pferde fragte und Ab-
schied nehmen wollte; Weil es aber nicht rathsam
schiene, sie einem Pferde anzuvertrauen, das sie schon
abgeworffen, sendete man sie in einer Kutsche nach
Hause. Den folgenden Tag stattete der Graf eine
Visite bey ihr ab, und hatte mit ihrer Groß-Mut-
ter eine lange Conference, welche sich ihre Kut-
sche hielte und in allen Stücken a la Mode lebte.
Sie war zweymal verheyrathet gewesen, und hat-
te jährlich über 800. Pfund Renten, welches das
Einkommen von zweyen Land-Gütern war, darvon
nach ihrem Tod eines einer von ihren Enckeln, und
das andere einer von ihres andern Mannes Be-
freunden erben sollte; Benebst hatte sie 5000.

Pfund
K 2

und der Graf von Rocheſter.
daß es der Graf von Rocheſter waͤre, der ſie hin-
ein gebracht haͤtte, bathe ſie, ſo bald ſie hinab kam,
den Lord um Verzeihung, daß, weil ihr ſeine Per-
ſon unbekannt geweſen, ſie ihm den ſeinem Stand
gehoͤrigen Reſpect nicht erwieſen haͤtte. Bey ſol-
cher ihrer wiederum in Ordnung gebrachter Klei-
dung kam ſie dem Grafen noch weit ſchoͤner vor,
als vorher, und alles was ſie redete oder thate, ver-
gnuͤgete ihn dergeſtalt, daß, ehe man noch des Mit-
tags zur Tafel gienge, ſie einen vollkommenen Sieg
uͤber ſein Hertz erhalten hatte. Nach der Mahl-
zeit gienge der Graf nebſt ſeiner Geliebten in Gar-
ten ſpatzieren, und nachdem er ihr tauſend Ver-
pflichtungen gemachet, kamen ſie alle beyde wieder
hinein, da ſie nach ihrem Pferde fragte und Ab-
ſchied nehmen wollte; Weil es aber nicht rathſam
ſchiene, ſie einem Pferde anzuvertrauen, das ſie ſchon
abgeworffen, ſendete man ſie in einer Kutſche nach
Hauſe. Den folgenden Tag ſtattete der Graf eine
Viſite bey ihr ab, und hatte mit ihrer Groß-Mut-
ter eine lange Conference, welche ſich ihre Kut-
ſche hielte und in allen Stuͤcken a la Mode lebte.
Sie war zweymal verheyrathet geweſen, und hat-
te jaͤhrlich uͤber 800. Pfund Renten, welches das
Einkommen von zweyen Land-Guͤtern war, darvon
nach ihrem Tod eines einer von ihren Enckeln, und
das andere einer von ihres andern Mannes Be-
freunden erben ſollte; Benebſt hatte ſie 5000.

Pfund
K 2
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[147/0167] und der Graf von Rocheſter. daß es der Graf von Rocheſter waͤre, der ſie hin- ein gebracht haͤtte, bathe ſie, ſo bald ſie hinab kam, den Lord um Verzeihung, daß, weil ihr ſeine Per- ſon unbekannt geweſen, ſie ihm den ſeinem Stand gehoͤrigen Reſpect nicht erwieſen haͤtte. Bey ſol- cher ihrer wiederum in Ordnung gebrachter Klei- dung kam ſie dem Grafen noch weit ſchoͤner vor, als vorher, und alles was ſie redete oder thate, ver- gnuͤgete ihn dergeſtalt, daß, ehe man noch des Mit- tags zur Tafel gienge, ſie einen vollkommenen Sieg uͤber ſein Hertz erhalten hatte. Nach der Mahl- zeit gienge der Graf nebſt ſeiner Geliebten in Gar- ten ſpatzieren, und nachdem er ihr tauſend Ver- pflichtungen gemachet, kamen ſie alle beyde wieder hinein, da ſie nach ihrem Pferde fragte und Ab- ſchied nehmen wollte; Weil es aber nicht rathſam ſchiene, ſie einem Pferde anzuvertrauen, das ſie ſchon abgeworffen, ſendete man ſie in einer Kutſche nach Hauſe. Den folgenden Tag ſtattete der Graf eine Viſite bey ihr ab, und hatte mit ihrer Groß-Mut- ter eine lange Conference, welche ſich ihre Kut- ſche hielte und in allen Stuͤcken a la Mode lebte. Sie war zweymal verheyrathet geweſen, und hat- te jaͤhrlich uͤber 800. Pfund Renten, welches das Einkommen von zweyen Land-Guͤtern war, darvon nach ihrem Tod eines einer von ihren Enckeln, und das andere einer von ihres andern Mannes Be- freunden erben ſollte; Benebſt hatte ſie 5000. Pfund K 2

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/167>, abgerufen am 24.11.2024.