sten Treue liebte. Da nun meine eitele Einbildung und ich selbsten, durch den Vorzug vor einer so liebens-würdigen Dame,uns so flattiret sahen, nahm mein Hertz, das damals noch in seiner ersten Unschuld war, die Seufftzer dieses neuen Liebhabers mit Vergnügen an, der mich, meiner Einbildung nach, würde geehli- get haben, wenn seine Liebste, die Hertzo- gin, so eine geraume Zeit her kranck ge- legen, vielleicht dieses Zeitliche gesegnen sollen. Jndem ich mir nun mit dieser und dergleichen Hoffnung flattirte, so wurde ich um so viel desto eher verleitet, Brieffe von ihm anzunehmen, und ihm meine hinwiederum zuzusenden. Ach! ich entdecke ihnen Sachen, so zu meinem grossen Nachtheile gereichen, damit sie mir nur zum wenigsten glauben mögen, daß, nachdem mich mit einer Person von so wenigerModeration,und einem so cholerischenNaturelin so weit eingelas- sen, ich mich genöthiget gesehen, wider meinen Willen auf dem Wege, den ich ein- mal betreten, fortzugehen. Hätte ich also, frage Ew. Hoheit gehorsamst, mich seiner gottlosen Zunge zum Ziel stecken sollen? Und würden sie wohl ein Frauen-
zimmer,
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und Koͤnig Jacobus II.
ſten Treue liebte. Da nun meine eitele Einbildung und ich ſelbſten, durch den Vorzug vor einer ſo liebens-wuͤrdigen Dame,uns ſo flattiret ſahen, nahm mein Hertz, das damals noch in ſeiner erſten Unſchuld war, die Seufftzer dieſes neuen Liebhabers mit Vergnuͤgen an, der mich, meiner Einbildung nach, wuͤrde geehli- get haben, wenn ſeine Liebſte, die Hertzo- gin, ſo eine geraume Zeit her kranck ge- legen, vielleicht dieſes Zeitliche geſegnen ſollen. Jndem ich mir nun mit dieſer und dergleichen Hoffnung flattirte, ſo wurde ich um ſo viel deſto eher verleitet, Brieffe von ihm anzunehmen, und ihm meine hinwiederum zuzuſenden. Ach! ich entdecke ihnen Sachen, ſo zu meinem groſſen Nachtheile gereichen, damit ſie mir nur zum wenigſten glauben moͤgen, daß, nachdem mich mit einer Perſon von ſo wenigerModeration,und einem ſo choleriſchenNaturelin ſo weit eingelaſ- ſen, ich mich genoͤthiget geſehen, wider meinen Willen auf dem Wege, den ich ein- mal betreten, fortzugehen. Haͤtte ich alſo, frage Ew. Hoheit gehorſamſt, mich ſeiner gottloſen Zunge zum Ziel ſtecken ſollen? Und wuͤrden ſie wohl ein Frauen-
zimmer,
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und Koͤnig Jacobus II.
ſten Treue liebte. Da nun meine eitele
Einbildung und ich ſelbſten, durch den
Vorzug vor einer ſo liebens-wuͤrdigen
Dame, uns ſo flattiret ſahen, nahm mein
Hertz, das damals noch in ſeiner erſten
Unſchuld war, die Seufftzer dieſes neuen
Liebhabers mit Vergnuͤgen an, der mich,
meiner Einbildung nach, wuͤrde geehli-
get haben, wenn ſeine Liebſte, die Hertzo-
gin, ſo eine geraume Zeit her kranck ge-
legen, vielleicht dieſes Zeitliche geſegnen
ſollen. Jndem ich mir nun mit dieſer
und dergleichen Hoffnung flattirte, ſo
wurde ich um ſo viel deſto eher verleitet,
Brieffe von ihm anzunehmen, und ihm
meine hinwiederum zuzuſenden. Ach!
ich entdecke ihnen Sachen, ſo zu meinem
groſſen Nachtheile gereichen, damit ſie
mir nur zum wenigſten glauben moͤgen,
daß, nachdem mich mit einer Perſon von
ſo weniger Moderation, und einem ſo
choleriſchen Naturel in ſo weit eingelaſ-
ſen, ich mich genoͤthiget geſehen, wider
meinen Willen auf dem Wege, den ich ein-
mal betreten, fortzugehen. Haͤtte ich
alſo, frage Ew. Hoheit gehorſamſt, mich
ſeiner gottloſen Zunge zum Ziel ſtecken
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/157>, abgerufen am 16.07.2024.
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