Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und der Graf von D - -. Beständigkeit probiren möchte; und als er inErfahrung kam, welcher gestalt sie sich an einen andern gehänget, schwuhr er, sich, wo er sie nur an- treffe, durch ihren Tod zu rächen. Weil ihr nun nicht unbekannt war, daß sein Zorn unerlöschlich sey, und sie ihr Leben der Vergänglichkeit einer augenblicklichen Wollust vorzoge, machte sie sich heimlich, und auch ohne des Grafen Wissen, da- von, und reisete nach Rumsey in Hampshi- re, allwo sie mit dem Geld und Presenten, so sie mit ihrer süssen Arbeit bey dem Grafen ver- dienet hatte, eine gute Figur machte, und eine Schule anfieng, in welcher man Mägdgen logi- ret und speiset; Sie führte sich auch so wohl dar- bey auf, daß sie die Kinder des meisten Land- Adels weit und breit herum in die Kost bekam; Nachdem aber zuletzt ausbrach, daß sie sich von dem Tantz-Meister, den sie ihren Schülerinnen hielte, das kleine Theatrum besteigen liesse, ver- lohr sie solche alle in einem Augenblick; Und weil sie solcher gestalt ihrem Glücke und ihrer Ehre einen grausamen Stoß gegeben, und bey allen denenjenigen, die sie für keuscher, als die Dia- nam selbsten, gehalten, allen Beystand und Cre- dit verlohren hatte, grämte sie sich in kurtzer Zeit darüber zu tode. XI. Ma- H 3
und der Graf von D ‒ ‒. Beſtaͤndigkeit probiren moͤchte; und als er inErfahrung kam, welcher geſtalt ſie ſich an einen andern gehaͤnget, ſchwuhr er, ſich, wo er ſie nur an- treffe, durch ihren Tod zu raͤchen. Weil ihr nun nicht unbekannt war, daß ſein Zorn unerloͤſchlich ſey, und ſie ihr Leben der Vergaͤnglichkeit einer augenblicklichen Wolluſt vorzoge, machte ſie ſich heimlich, und auch ohne des Grafen Wiſſen, da- von, und reiſete nach Rumſey in Hampshi- re, allwo ſie mit dem Geld und Preſenten, ſo ſie mit ihrer ſuͤſſen Arbeit bey dem Grafen ver- dienet hatte, eine gute Figur machte, und eine Schule anfieng, in welcher man Maͤgdgen logi- ret und ſpeiſet; Sie fuͤhrte ſich auch ſo wohl dar- bey auf, daß ſie die Kinder des meiſten Land- Adels weit und breit herum in die Koſt bekam; Nachdem aber zuletzt ausbrach, daß ſie ſich von dem Tantz-Meiſter, den ſie ihren Schuͤlerinnen hielte, das kleine Theatrum beſteigen lieſſe, ver- lohr ſie ſolche alle in einem Augenblick; Und weil ſie ſolcher geſtalt ihrem Gluͤcke und ihrer Ehre einen grauſamen Stoß gegeben, und bey allen denenjenigen, die ſie fuͤr keuſcher, als die Dia- nam ſelbſten, gehalten, allen Beyſtand und Cre- dit verlohren hatte, graͤmte ſie ſich in kurtzer Zeit daruͤber zu tode. XI. Ma- H 3
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und der Graf von D ‒ ‒.
Beſtaͤndigkeit probiren moͤchte; und als er in
Erfahrung kam, welcher geſtalt ſie ſich an einen
andern gehaͤnget, ſchwuhr er, ſich, wo er ſie nur an-
treffe, durch ihren Tod zu raͤchen. Weil ihr nun
nicht unbekannt war, daß ſein Zorn unerloͤſchlich
ſey, und ſie ihr Leben der Vergaͤnglichkeit einer
augenblicklichen Wolluſt vorzoge, machte ſie ſich
heimlich, und auch ohne des Grafen Wiſſen, da-
von, und reiſete nach Rumſey in Hampshi-
re, allwo ſie mit dem Geld und Preſenten, ſo
ſie mit ihrer ſuͤſſen Arbeit bey dem Grafen ver-
dienet hatte, eine gute Figur machte, und eine
Schule anfieng, in welcher man Maͤgdgen logi-
ret und ſpeiſet; Sie fuͤhrte ſich auch ſo wohl dar-
bey auf, daß ſie die Kinder des meiſten Land-
Adels weit und breit herum in die Koſt bekam;
Nachdem aber zuletzt ausbrach, daß ſie ſich von
dem Tantz-Meiſter, den ſie ihren Schuͤlerinnen
hielte, das kleine Theatrum beſteigen lieſſe, ver-
lohr ſie ſolche alle in einem Augenblick; Und
weil ſie ſolcher geſtalt ihrem Gluͤcke und ihrer Ehre
einen grauſamen Stoß gegeben, und bey allen
denenjenigen, die ſie fuͤr keuſcher, als die Dia-
nam ſelbſten, gehalten, allen Beyſtand und Cre-
dit verlohren hatte, graͤmte ſie ſich in kurtzer Zeit
daruͤber zu tode.
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