Ein genereuser Geist wird nicht so leicht er- kalten, Wenn ihn das Hertze grüßt durch einen wahren Mund, Als wo sich alle List verstellter Schlangen findet, Die mit dem süssen Gifft verhasster Schmeicheley Die Seele und Gemüth biß auf den Tod ent- zündet: Denn hier folgt gantz gewiß bald eine schnelle Reu. Die wahre Liebe hasst verdammte Laster- Tücken: Die Falschheit ist ihr Gifft; Verstellung ist ihr Tod; Es ist nicht ihr Gebrauch, die Hertzen zu be- rücken; Sie reisset selbige vielmehr aus aller Noth. Was ihre Zunge spricht, muß aus der Seele quellen; Die Wahrheit ist ihr Kleid, Vergnüglich- keit die Kost; Jhr Auge pflegt sich nie aus Boßheit zu verstellen; Sie tränckt der Fürsten Mund mit Musca- teller-Most. Die Liebe muß das seyn: Was will ich wei- ter dichten? Sie muß es seyn, was du, galante Seele, bist;
So
Madame Coſens,
Ein genereuſer Geiſt wird nicht ſo leicht er- kalten, Wenn ihn das Hertze gruͤßt durch einen wahren Mund, Als wo ſich alle Liſt verſtellter Schlangen findet, Die mit dem ſuͤſſen Gifft verhaſſter Schmeicheley Die Seele und Gemuͤth biß auf den Tod ent- zuͤndet: Denn hier folgt gantz gewiß bald eine ſchnelle Reu. Die wahre Liebe haſſt verdammte Laſter- Tuͤcken: Die Falſchheit iſt ihr Gifft; Verſtellung iſt ihr Tod; Es iſt nicht ihr Gebrauch, die Hertzen zu be- ruͤcken; Sie reiſſet ſelbige vielmehr aus aller Noth. Was ihre Zunge ſpricht, muß aus der Seele quellen; Die Wahrheit iſt ihr Kleid, Vergnuͤglich- keit die Koſt; Jhr Auge pflegt ſich nie aus Boßheit zu verſtellen; Sie traͤnckt der Fuͤrſten Mund mit Muſca- teller-Moſt. Die Liebe muß das ſeyn: Was will ich wei- ter dichten? Sie muß es ſeyn, was du, galante Seele, biſt;
So
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Madame Coſens,
Ein genereuſer Geiſt wird nicht ſo leicht er-
kalten,
Wenn ihn das Hertze gruͤßt durch einen
wahren Mund,
Als wo ſich alle Liſt verſtellter Schlangen
findet,
Die mit dem ſuͤſſen Gifft verhaſſter
Schmeicheley
Die Seele und Gemuͤth biß auf den Tod ent-
zuͤndet:
Denn hier folgt gantz gewiß bald eine
ſchnelle Reu.
Die wahre Liebe haſſt verdammte Laſter-
Tuͤcken:
Die Falſchheit iſt ihr Gifft; Verſtellung
iſt ihr Tod;
Es iſt nicht ihr Gebrauch, die Hertzen zu be-
ruͤcken;
Sie reiſſet ſelbige vielmehr aus aller
Noth.
Was ihre Zunge ſpricht, muß aus der Seele
quellen;
Die Wahrheit iſt ihr Kleid, Vergnuͤglich-
keit die Koſt;
Jhr Auge pflegt ſich nie aus Boßheit zu
verſtellen;
Sie traͤnckt der Fuͤrſten Mund mit Muſca-
teller-Moſt.
Die Liebe muß das ſeyn: Was will ich wei-
ter dichten?
Sie muß es ſeyn, was du, galante Seele,
biſt;
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/120>, abgerufen am 06.05.2024.
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