zum grösten Leidwesen ihres Ehe-Herrn, der sie nicht lange überlebte, den Geist ausgab.
Als der Graf an seiner Wunde geheilet war, nahm er Madame Corbet in sein Hauß auf, welche nun durch den Tod ihrer Frauen, aus der Dienstbarkeit in die Freyheit gerathen. Nun kunnten sie sich ohngestöhrt an einander ergötzen, und mit dem Nectar der mehr als Honig-süssen Liebe, sich biß zum Eckel berauschen; Ja, der Graf war dieser seiner Maitresse dergestalt ergeben, daß er ohne sie weder essen, trincken, noch ruhen kunnte. Die extreme Liebe zur Madame Corbet machte Sn. Gnaden gegen alle Schönheiten des Erdbodens unempfindlich; und ihre Neigung ge- gen ihn war nicht geringer. Als dem Grafen ei- nes Tages ein Cartel von einer Person von Qua- lite zugesendet wurde, welches ihn den nächsten Morgen aufs Duel ausforderte, bekam sie, indem der Graf saß und darauf antwortete, besagtes Cartel zu lesen, worvon sie alsbald, ehe es der Lord gewahr wurde, in Ohnmacht nieder sanck, und nachdem sie wieder zu sich selbsten gekommen, und noch immer vor Furcht und Schrecken zitter- te, es dürffte ihrem geliebtesten Grafen einige Ge- fahr zustossen, ergosse sich ein gantzer Strom hei- ser Thränen aus ihren Augen, und suchte sie ihn zu persvadiren, sich vor diesen verwegenen Ge- gener nicht zu stellen. Alleine ob sie wohl von dem
Lord
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und der Graf von Lincoln.
zum groͤſten Leidweſen ihres Ehe-Herrn, der ſie nicht lange uͤberlebte, den Geiſt auſgab.
Als der Graf an ſeiner Wunde geheilet war, nahm er Madame Corbet in ſein Hauß auf, welche nun durch den Tod ihrer Frauen, aus der Dienſtbarkeit in die Freyheit gerathen. Nun kunnten ſie ſich ohngeſtoͤhrt an einander ergoͤtzen, und mit dem Nectar der mehr als Honig-ſuͤſſen Liebe, ſich biß zum Eckel berauſchen; Ja, der Graf war dieſer ſeiner Maitreſſe dergeſtalt ergeben, daß er ohne ſie weder eſſen, trincken, noch ruhen kunnte. Die extreme Liebe zur Madame Corbet machte Sn. Gnaden gegen alle Schoͤnheiten des Erdbodens unempfindlich; und ihre Neigung ge- gen ihn war nicht geringer. Als dem Grafen ei- nes Tages ein Cartel von einer Perſon von Qua- lité zugeſendet wurde, welches ihn den naͤchſten Morgen aufs Duel ausforderte, bekam ſie, indem der Graf ſaß und darauf antwortete, beſagtes Cartel zu leſen, worvon ſie alsbald, ehe es der Lord gewahr wurde, in Ohnmacht nieder ſanck, und nachdem ſie wieder zu ſich ſelbſten gekommen, und noch immer vor Furcht und Schrecken zitter- te, es duͤrffte ihrem geliebteſten Grafen einige Ge- fahr zuſtoſſen, ergoſſe ſich ein gantzer Strom hei- ſer Thraͤnen aus ihren Augen, und ſuchte ſie ihn zu perſvadiren, ſich vor dieſen verwegenen Ge- gener nicht zu ſtellen. Alleine ob ſie wohl von dem
Lord
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und der Graf von Lincoln.
zum groͤſten Leidweſen ihres Ehe-Herrn, der ſie nicht
lange uͤberlebte, den Geiſt auſgab.
Als der Graf an ſeiner Wunde geheilet war,
nahm er Madame Corbet in ſein Hauß auf,
welche nun durch den Tod ihrer Frauen, aus der
Dienſtbarkeit in die Freyheit gerathen. Nun
kunnten ſie ſich ohngeſtoͤhrt an einander ergoͤtzen,
und mit dem Nectar der mehr als Honig-ſuͤſſen
Liebe, ſich biß zum Eckel berauſchen; Ja, der Graf
war dieſer ſeiner Maitreſſe dergeſtalt ergeben, daß
er ohne ſie weder eſſen, trincken, noch ruhen kunnte.
Die extreme Liebe zur Madame Corbet
machte Sn. Gnaden gegen alle Schoͤnheiten des
Erdbodens unempfindlich; und ihre Neigung ge-
gen ihn war nicht geringer. Als dem Grafen ei-
nes Tages ein Cartel von einer Perſon von Qua-
lité zugeſendet wurde, welches ihn den naͤchſten
Morgen aufs Duel ausforderte, bekam ſie, indem
der Graf ſaß und darauf antwortete, beſagtes
Cartel zu leſen, worvon ſie alsbald, ehe es der
Lord gewahr wurde, in Ohnmacht nieder ſanck,
und nachdem ſie wieder zu ſich ſelbſten gekommen,
und noch immer vor Furcht und Schrecken zitter-
te, es duͤrffte ihrem geliebteſten Grafen einige Ge-
fahr zuſtoſſen, ergoſſe ſich ein gantzer Strom hei-
ſer Thraͤnen aus ihren Augen, und ſuchte ſie ihn
zu perſvadiren, ſich vor dieſen verwegenen Ge-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/109>, abgerufen am 21.11.2024.
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