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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Corbet,
mehr kannte. Jhr Gemahl, der sie vollkommen
liebte, bemühte sich, seine Liebste mit allem, was er
nur erdencken kunnte, zu divertiren, und ihr die
melancholische Gedancken aus dem Kopffe zu
bringen; allein es war alles vergeblich, weder die
Pickelherings-Possen des lustigen Andresen, der
damals in England sehr im Ruff war, noch die
auserlesensten Mittel derer besten Medicorum
halffen etwas. Sie wurde allen Ergötzlichkeiten
ein Fremdling, vergieng wie ein Schatten, und die
Verwelckung dieser schönen Blume war recht
sichtbarlich zu verspüren. Alle Bedienten im Hau-
se lamentirten über ihr, und es war kein Heiliger
mehr im Paradieß, (denn ihr Eh-Gemahl
war Römisch-Catholisch)
der nicht vor das
Leben und Gesundheit einer so liebens-würdigen
Person angeruffen wurde; Aber alle ihre Stär-
cke verzehrte sich, und nun verspürte sie, daß sie sich
ihrer Passion zu weit überlassen, und es nunmehro
zu späte sey, solche zu verheelen. Der Baron, un-
ter dessen weiß-beschneytem Haupte die Liebes-Glut
noch hefftig loderte, wurde über den gefährlichen
Zustand seines geliebten Schatzes bald unsinnig;
Er kam und machte ihr die zärtlichsten und ver-
bündlichsten Versicherungen, wie tieff ihm ihr
Elend zu Hertzen gienge; Er gab ihr Freyheit zu
allem, was ihr Hertz verlangte, sie sollte nur ihr Le-
ben erhalten; Er liesse sie bald auf den Händen

tra-

Madame Corbet,
mehr kannte. Jhr Gemahl, der ſie vollkommen
liebte, bemuͤhte ſich, ſeine Liebſte mit allem, was er
nur erdencken kunnte, zu divertiren, und ihr die
melancholiſche Gedancken aus dem Kopffe zu
bringen; allein es war alles vergeblich, weder die
Pickelherings-Poſſen des luſtigen Andreſen, der
damals in England ſehr im Ruff war, noch die
auserleſenſten Mittel derer beſten Medicorum
halffen etwas. Sie wurde allen Ergoͤtzlichkeiten
ein Fremdling, vergieng wie ein Schatten, und die
Verwelckung dieſer ſchoͤnen Blume war recht
ſichtbarlich zu verſpuͤren. Alle Bedienten im Hau-
ſe lamentirten uͤber ihr, und es war kein Heiliger
mehr im Paradieß, (denn ihr Eh-Gemahl
war Roͤmiſch-Catholiſch)
der nicht vor das
Leben und Geſundheit einer ſo liebens-wuͤrdigen
Perſon angeruffen wurde; Aber alle ihre Staͤr-
cke verzehrte ſich, und nun verſpuͤrte ſie, daß ſie ſich
ihrer Paſſion zu weit uͤberlaſſen, und es nunmehro
zu ſpaͤte ſey, ſolche zu verheelen. Der Baron, un-
ter deſſen weiß-beſchneytem Haupte die Liebes-Glut
noch hefftig loderte, wurde uͤber den gefaͤhrlichen
Zuſtand ſeines geliebten Schatzes bald unſinnig;
Er kam und machte ihr die zaͤrtlichſten und ver-
buͤndlichſten Verſicherungen, wie tieff ihm ihr
Elend zu Hertzen gienge; Er gab ihr Freyheit zu
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ben erhalten; Er lieſſe ſie bald auf den Haͤnden

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[86/0106] Madame Corbet, mehr kannte. Jhr Gemahl, der ſie vollkommen liebte, bemuͤhte ſich, ſeine Liebſte mit allem, was er nur erdencken kunnte, zu divertiren, und ihr die melancholiſche Gedancken aus dem Kopffe zu bringen; allein es war alles vergeblich, weder die Pickelherings-Poſſen des luſtigen Andreſen, der damals in England ſehr im Ruff war, noch die auserleſenſten Mittel derer beſten Medicorum halffen etwas. Sie wurde allen Ergoͤtzlichkeiten ein Fremdling, vergieng wie ein Schatten, und die Verwelckung dieſer ſchoͤnen Blume war recht ſichtbarlich zu verſpuͤren. Alle Bedienten im Hau- ſe lamentirten uͤber ihr, und es war kein Heiliger mehr im Paradieß, (denn ihr Eh-Gemahl war Roͤmiſch-Catholiſch) der nicht vor das Leben und Geſundheit einer ſo liebens-wuͤrdigen Perſon angeruffen wurde; Aber alle ihre Staͤr- cke verzehrte ſich, und nun verſpuͤrte ſie, daß ſie ſich ihrer Paſſion zu weit uͤberlaſſen, und es nunmehro zu ſpaͤte ſey, ſolche zu verheelen. Der Baron, un- ter deſſen weiß-beſchneytem Haupte die Liebes-Glut noch hefftig loderte, wurde uͤber den gefaͤhrlichen Zuſtand ſeines geliebten Schatzes bald unſinnig; Er kam und machte ihr die zaͤrtlichſten und ver- buͤndlichſten Verſicherungen, wie tieff ihm ihr Elend zu Hertzen gienge; Er gab ihr Freyheit zu allem, was ihr Hertz verlangte, ſie ſollte nur ihr Le- ben erhalten; Er lieſſe ſie bald auf den Haͤnden tra-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/106>, abgerufen am 21.11.2024.