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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und der Graf von Oxford.
Ende gemacht haben würde, daferne nicht ihre zit-
ternde Hand in der intendirten fatalen Execu-
tion
einiger massen gefehlet hätte: Denn, weil
der Degen längst denen Rippen eingegangen, gab
es ihr eine Wunde, die mehr groß als gefährlich
geriethe; Und nun wurde der Graf, der von einem
Orte, wo ihn niemand, er aber alles sehen können, und
den gantzen Verlauff betrachtet hatte, von schmertz-
lichem Mitleiden dergestalt gerühret, daß er hin-
schickte, und ihr allen möglichsten Beystand leisten
liesse. Gegen den Abend wurde sie nach ihrer
Heimath gebracht, allwo sie unterschiedene Perso-
nen, vermittelst der Treulosigkeit eines Ungeheuers,
(wie sie ihn nennte) der nicht werth sey, von der
Sonnen beschienen zu werden, halb entseelt zu
Bette brachten. Jndem sie sich also aufs heff-
tigste und grimmigste über des Grafen Falschheit
beklagte, warff sie ihre Augen auf ein Portrait-
das den Lord in Wachs posirt vorstellte, und er
ihr nicht lange zuvor verehret hatte; Da wurde sie
über dessen Erblickung in eine solche Wuth gesetzet,
daß sie, aller ihrer Schwachheit ungeachtet, zum
Bette heraus sprange, und es in tausend Stücken
zerschmetterte. Als Roxolana wieder zurecht
war, bemühte sie sich, ihre Mariage vermittelst
der Gesetze fortgängig zu machen; Alleine des Gra-
fen Gewalt drunge durch, und überwältigte dieser
armen Comoediantin Gerechtigkeit; Jedennoch

wurde
F

und der Graf von Oxford.
Ende gemacht haben wuͤrde, daferne nicht ihre zit-
ternde Hand in der intendirten fatalen Execu-
tion
einiger maſſen gefehlet haͤtte: Denn, weil
der Degen laͤngſt denen Rippen eingegangen, gab
es ihr eine Wunde, die mehr groß als gefaͤhrlich
geriethe; Und nun wurde der Graf, der von einem
Orte, wo ihn niemand, er aber alles ſehen koͤnnen, und
den gantzen Verlauff betrachtet hatte, von ſchmertz-
lichem Mitleiden dergeſtalt geruͤhret, daß er hin-
ſchickte, und ihr allen moͤglichſten Beyſtand leiſten
lieſſe. Gegen den Abend wurde ſie nach ihrer
Heimath gebracht, allwo ſie unterſchiedene Perſo-
nen, vermittelſt der Treuloſigkeit eines Ungeheuers,
(wie ſie ihn nennte) der nicht werth ſey, von der
Sonnen beſchienen zu werden, halb entſeelt zu
Bette brachten. Jndem ſie ſich alſo aufs heff-
tigſte und grimmigſte uͤber des Grafen Falſchheit
beklagte, warff ſie ihre Augen auf ein Portrait-
das den Lord in Wachs poſirt vorſtellte, und er
ihr nicht lange zuvor verehret hatte; Da wurde ſie
uͤber deſſen Erblickung in eine ſolche Wuth geſetzet,
daß ſie, aller ihrer Schwachheit ungeachtet, zum
Bette heraus ſprange, und es in tauſend Stuͤcken
zerſchmetterte. Als Roxolana wieder zurecht
war, bemuͤhte ſie ſich, ihre Mariage vermittelſt
der Geſetze fortgaͤngig zu machen; Alleine des Gra-
fen Gewalt drunge durch, und uͤberwaͤltigte dieſer
armen Comœdiantin Gerechtigkeit; Jedennoch

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[81/0101] und der Graf von Oxford. Ende gemacht haben wuͤrde, daferne nicht ihre zit- ternde Hand in der intendirten fatalen Execu- tion einiger maſſen gefehlet haͤtte: Denn, weil der Degen laͤngſt denen Rippen eingegangen, gab es ihr eine Wunde, die mehr groß als gefaͤhrlich geriethe; Und nun wurde der Graf, der von einem Orte, wo ihn niemand, er aber alles ſehen koͤnnen, und den gantzen Verlauff betrachtet hatte, von ſchmertz- lichem Mitleiden dergeſtalt geruͤhret, daß er hin- ſchickte, und ihr allen moͤglichſten Beyſtand leiſten lieſſe. Gegen den Abend wurde ſie nach ihrer Heimath gebracht, allwo ſie unterſchiedene Perſo- nen, vermittelſt der Treuloſigkeit eines Ungeheuers, (wie ſie ihn nennte) der nicht werth ſey, von der Sonnen beſchienen zu werden, halb entſeelt zu Bette brachten. Jndem ſie ſich alſo aufs heff- tigſte und grimmigſte uͤber des Grafen Falſchheit beklagte, warff ſie ihre Augen auf ein Portrait- das den Lord in Wachs poſirt vorſtellte, und er ihr nicht lange zuvor verehret hatte; Da wurde ſie uͤber deſſen Erblickung in eine ſolche Wuth geſetzet, daß ſie, aller ihrer Schwachheit ungeachtet, zum Bette heraus ſprange, und es in tauſend Stuͤcken zerſchmetterte. Als Roxolana wieder zurecht war, bemuͤhte ſie ſich, ihre Mariage vermittelſt der Geſetze fortgaͤngig zu machen; Alleine des Gra- fen Gewalt drunge durch, und uͤberwaͤltigte dieſer armen Comœdiantin Gerechtigkeit; Jedennoch wurde F

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/101>, abgerufen am 06.05.2024.